Janis Joplin: Naturgewalt und Hippie-Ikone
Janis Joplin war die erste weiße Frau, die in der Rockmusik Erfolg hatte. Damit hat die Musikerin für viele eine Tür aufgestoßen. Sie wurde zur Ikone. Am 19. Januar wäre Joplin 80 Jahre alt geworden.
Wenn man heute über Janis Joplin spricht oder liest, dann wird sie meistens eine Hippie-Ikone genannt. Als Dritte neben Jimi Hendrix und Jim Morrison steht sie mit ihrem wilden, schnellen und rauschhaften Leben als Beispiel für eine bewegte Zeit der Jugendkultur Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre. Doch sie war viel mehr als das.
Joplin: Sängerin Bessie Smith als Vorbild
Janis Joplin wurde in Port Arthur, Texas geboren. Ihr Vater arbeitete bei einer Ölgesellschaft. Eine Mittelstandsfamilie, nette Spießer, deren älteste Tochter Janis aus dem Rahmen fiel. Sie zog sich alte Sachen an, Männerkleidung. Interessierte sich für Kunst, Politik und den Blues. Vor allem verehrte sie die schwarze Sängerin Bessie Smith. Sie lachten mich aus der Schule, aus der Stadt, aus dem Staat, sagte Janis später. Das Mädchen, das anders ist, wurde ihr zur Rolle.
Janis Joplin inszenierte sich als solche, getrieben, doch gleichzeitig voll trotzigem Stolz und Minderwertigkeitsgefühlen. Die bunte, anscheinend freiere Welt der Freaks und Beatniks an der Westküste Mitte der 60er zog sie an.
Künstlerisches Debüt 1967 beim Monterey Festival
Janis Joplin sang in Kneipen, soff, hatte bald Freunde bei den Hippies und zog schließlich selbst nach San Francisco, direkt an die Straßenkreuzung Haight-Ashbury Street. Hier musste sie nichts mehr werden, sondern konnte sein, was sie wollte: Sängerin. Beim Monterey Festival 1967 trat sie aus dem Schatten. Ihre Begleitband war schlecht, ihre Stimme war umwerfend. Das erste große Hippiefestival war so etwas wie die Geburtsstunde der Janis Joplin. Der Dokumentarfilmer Donn A. Pennebaker, berühmt für seinen Film über Bob Dylan, war hinter der Bühne dabei: "Ich saß hinter der Bühne als sie von vorne zurückkam. Sie war aufgewühlt, verschüttete ein wenig von dem Whiskey, den sie in der Hand hielt. Es war, als konnte es keinen besseren Moment geben auf der Welt als diesen Auftritt."
Das erste Hippie-Pin-Up der Geschichte
Janis Joplin wurde ein Star, bekam einen Vertrag, nahm Platten auf, ließ sich nur mit Ketten behängt fotografieren. Mach aus mir das erste Hippie-Pin-Up der Geschichte, sagte sie dem Fotografen. Sie wurde es. Alkohol, Heroin, wechselnde Freunde und Freundinnen wurden normal. Einer ihrer Liebhaber war Kris Kristofferson. Sie lebte für die Bühne, sagt er: "Es gab niemand, der so war wie Janis. Und es gab nichts, das sie davon abhielt, das zu tun, was sie liebte. Nämlich für uns aufzutreten."
Janis Joplin warf ihre alte Band raus und stellte eine neue zusammen. Ihre Ansprüche waren hoch. Musikalisch und menschlich. Ihr Mut und ihre Verzweiflung wechselten sich ab. Ebenso Sucht und Sehnsucht. Sie trank und fluchte auf der Bühne, schlimmer als jeder Kerl und wünschte sich ebenso ein geregeltes Leben, einen Ehemann, ein Zuhause. Immer öfter versank sie im Rausch, schon vor dem Auftritt. In Woodstock, wo sie natürlich auch dabei war, konnte sie auf der Bühne kaum stehen.
Die Sucht hatte sie fest im Griff
Immer noch wurde sie bestaunt, ihre Stimme, wie ein Naturereignis. Bei aller Kunst, allem Können, der Schmerz, der Aufschrei waren echt. Janis Joplins Gesang hatte eine Wucht und Wahrhaftigkeit, die sich übertrugen. Der Aufbruch der Hippie-Gegenkultur versandete, versank. Und mit ihm Janis Joplin. Es war, als habe sie tatsächlich den Traum der jungen Leute öffentlich gelebt und sei gescheitert. Eine dritte Platte nahm sie auf, einige ihrer besten Lieder. Aber die Sucht hatte sie längst im Griff.
Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, nichts mehr zu verlieren zu haben. Janis Joplin nahm dieses Lied von ihrem Freund Kris Kristofferson als letztes auf am 4. Oktober 1970. Danach fuhr sie in ein Hotelzimmer, allein. Sie nahm Heroin und hatte getrunken. Und starb. Unfall? Selbstmord? Janis starb an einer Überdosis, sagte der Sänger Eric Burdon.