Klangvielfalt statt Klischee: Emanuel Blumin-Sint und sein Fagott
Er ist ein angehender Star der Klassikwelt - und sein Instrument ist das vielleicht meist unterschätzte überhaupt. Doch der Fagottist Emanuel Blumin-Sint will das ändern. Ein Porträt.
Ein rund 1,40 Meter langes Rohr aus rötlichem Holz, darauf silberne Tasten: Emanuel Blumin-Sint liebt das Fagott - ein Blasinstrument, das unterschätzt wird. Er will das alte Image ändern.
In "Peter und der Wolf" steht die Melodie des Fagotts für den gemütlichen Großvater. Das Image: behäbig und nett. Blumin-Sint ist überzeugt: Das Instrument kann mehr. Zeit für die Hauptrolle!
Mehr als der gemütliche Großvater aus "Peter und der Wolf"
"Ich wollte zeigen, dass das Fagott mehr ist als ein komischer, lustiger Großvater", so der Fagottist. "Es hat einen riesigen Tonumfang, fast vier Oktaven, das haben die meisten Instrumente nicht." Der Musiker demonstriert es, die Finger fliegen über die Tasten. Dabei entstehen warme und lebendige Klangfarben, die von geheimnisvoll bis jazzig reichen.
Blumin-Sint ist 20 Jahre jung. Mit vier Jahren hat er angefangen, Klavier zu spielen. Er hat bei seiner Großmutter, Mara Mednik, und seiner Mutter Elisaveta Blumina gelernt. Beide sind berühmte Pianistinnen - und es war eine durchaus strenge Schule. "Als Kind wollte ich nicht so viel üben", erinnert sich Blumin-Sint. "Meine Großmutter wohnte in Hamburg, und jeden Sommer kam ich zu ihr nach Hause und wir haben geübt. Das war mein Urlaub - oder wir waren mal im Miniaturwunderland."
Wurzeln in der Ukraine, geboren in Spanien, aufgewachsen in Irland
Damals reiste er aus Irland an, wo er aufgewachsen ist. Er hat ukrainisch-jüdische Wurzeln und ist in Spanien geboren. Der sympathische Musiker vereint viele Kulturen in sich.
Mit neun Jahren lernte er schließlich sein Instrument kennen. "Ich war sogar kleiner als das Fagott", erinnert sich Blumin-Sint. "Und ich glaube, ich konnte beim ersten Mal keinen Ton rauskriegen, weil man so viel Kraft aufwenden muss. Es hat mich trotzdem begeistert."
"Leading Bassoon": Förderpreis macht Debütalbum möglich
Heute ist der Musiker deutlich größer als sein Instrument: 1,95 Meter! Er steht in der sonnendurchfluteten Garderobe der Elbphilharmonie, blickt hinunter auf die Elbe und den Hafen - und lächelt in sich hinein. "Es ist ein tolles Gefühl - immer, wenn ich in Hamburg bin, bin ich begeistert, in der Elbphilharmonie zu sein", so Blumin-Sint. Hier im Kleinen Saal hat er letzten Juni ein Solo gespielt, als er den Fanny Mendelssohn Förderpreis bekommen hat. "Der Preis hat es mir ermöglicht, dass ich mein Solo-Debütalbum 'Leading Bassoon' aufnehmen und das Fagott als Soloinstrument zeigen konnte", erzählt der 20-Jährige.
Ursprünglich hatte er den Traum, Pilot zu werden - und erzählt, dass es für ihn Parallelen gibt zwischen dem Glück, zu fliegen und dem Glück, Musik zu machen.
Solo in der Carnegie Hall
Emanuel Blumin-Sint schafft es, dass man das Fagott mit anderen Ohren hört. Längst tritt er in den größten Konzertsälen auf. Letzten November spielte er sogar ein Solo in der Carnegie Hall in New York. Gerade studiert er noch in Berlin und Zürich. Und danach? Seine Zukunft steht weit offen. Er will in einem großen Orchester spielen, dem Fagott eine Bühne geben.
Das Solo-Album von Emanuel Blumin-Sint heißt "Leading Bassoon", ist beim Label Es-Dur erschienen und kostet 17,99 Euro.
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