Album der Woche: Renaud Capuçon spielt Richard Strauss
Mit Richard Strauss verbindet man meist Opern wie den "Rosenkavalier" oder "Elektra". Kleiner besetzte Werke stehen deutlich im Schatten. Diesen hat sich nun der französische Geiger Renaud Capuçon angenommen.
Kraftvoll beginnt das Violinkonzert von Richard Strauss. Es ist ein Frühwerk und eher unbekannt, wie auch manche andere Werke in dem drei CDs umfassenden Album von Renaud Capuçon . Strauss war gerade einmal 17 Jahre alt, als er sein Violinkonzert fertig hatte. Klangfarben und Harmonik sind noch traditionell und gewiss nicht spektakulär. Zu entdecken gibt es jedoch ein wahrlich melodieschönes Konzert, das zu Unrecht kaum gespielt und nur abseits des reichen, gängigen Violinrepertoires gehandelt wird. Capuçon überzeugt mit klarem, warmem Ton und dezenten, eleganten Glissandi, klangschön unterstützt von den Wiener Symphonikern unter Petr Popelka.
Zu wenig bekannt: Richard Strauss' Violinsonate von 1887
Eine weitere Entdeckung und ein weiteres Frühwerk ist Strauss' 1887 entstandene Violinsonate - mit wundervollen Farben und höchsten Ansprüchen an Farbgebung und Virtuosität. Renaud Capuçon und sein Klavierpartner Guillaume Bellom sind beste Anwälte für diese zu wenig bekannte Musik.
Genügend Entdeckungen in Sachen Strauss? Bei Weitem nicht. Mit der "Daphne-Etüde" präsentiert Capuçon eine kleine, wundervolle Perle, die er glasklar und ohne jeden Schnörkel interpretiert. Es ist die zarte, feine Seite des oft so klangmächtigen Richard Strauss.
"Metamorphosen": Der Schmerz der Weltkatastrophe
In den "Metamorphosen", Straussens dunklem musikalischen Spiegel des kriegszerstörten München, spiegelt sich der Schmerz der Weltkatastrophe. Renaud Capuçon, Christoph Koncz, Gérard Caussé, Alois Posch sowie Veronika, Clemens und Julia Hagen präsentieren das Werk in der Originalversion für Streichseptett.
Die sinfonische Dichtung "Ein Heldenleben" wirkt gegenüber den ansonsten eher stilleren Werken und als Gegenüber der Metamorphosen beinahe als kompositorische Provokation. Dessen ungeachtet werden sie aber von Capuçon und dem Gustav Mahler Jugendorchester unter Seiji Ozawa prächtig zelebriert.
Die drei CDs bieten Richard Strauss satt, wenn man es so sagen mag. Eine Freude, nicht nur für Neugierige und Freunde des weitgehend unbekannten Richard Strauss.
Richard Strauss
- Zusatzinfo:
- Richard Strauss; Renaud Capuçon, Guillaume Bellom, Wiener Symphoniker unter Petr Popelka und das Gustav Mahler Jugendorchester unter Seiji Ozawa
- Label:
- Deutsche Grammophon
Schlagwörter zu diesem Artikel
Klassik
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