"Klima außer Kontrolle": Aufrüttelndes Sachbuch zum Klimawandel
Für ihr Buch "Klima außer Kontrolle" sind Annika Joeres und Susanne Götze mit dem NDR Sachbuchpreis ausgezeichnet worden. Es zeigt die Auswirkungen des Klimawandels und bietet konkrete Lösungsvorschläge an.
Als die Flutkatastrophe im Ahrtal geschah, hatten die beiden Journalistinnen Annika Joeres und Susanne Götze bereits die ersten Seite ihres Buchs "Klima außer Kontrolle - Fluten, Stürme, Hitze. Wie sich Deutschland schützen muss" geschrieben. Annika Joeres war damals im Ahrtal vor Ort: "Jeder, der die Bilder sieht oder da auch mal durch die zerstörten Orte gelaufen ist, kennt dieses Gefühl der Ohnmacht vor der Naturgewalt, die man da auf jeden Fall verspürt, wenn sich haushoch Baumstämme und Geröll auftürmen, oder jahrhundertealte Brücken weggeschwemmt wurden." Das habe gezeigt, wie lebenswichtig tatsächlich es sei, "dass wir mit diesen Ereignissen künftig besser zurechtkommen, als es im Ahrtal der Fall war", sagt Joeres. Auch hierzulande gebe es schon Extremwetterereignisse, wie Dürren, schmelzende Gletscher und Überflutungen. Sie werden künftig immer mehr zunehmen.
Klimakrise wird an Grundfesten rütteln
Die Autorinnen bleiben aber nicht dabei, künftige Extremwetterereignisse zu beschreiben. Sie zeigen auch die Folgen auf. Unsere Recherchen machen deutlich: Die Klimakrise wird an unseren Grundfesten rütteln. Sie wird uns an der Sicherheit zweifeln lassen, dass wir jederzeit Strom und trinkbares Wasser verfügbar haben, wenn wir nur wollen. Daran, dass Krankenhäuser uns aufnehmen, ihre Beatmungsgeräte funktionieren. Daran, dass Atommüll sicher gelagert ist und Öltanks vor Überschwemmungen geschützt sind.
Im Buch geht es um zukünftig überflutete Halligen, Küstengebiete und Flussufer. Um den immer kränker werdenden deutschen Wald. Um Städte, die unter der Hitze ächzen und deren Infrastruktur zusammenbricht. Joeres und Götze zeigen schonungslos auf, wo wir in Deutschland durch den Klimawandel besonders verwundbar sind.
Bitter nötige Anpassungen an Klimawandel in Deutschland
Aber die Autorinnen demonstrieren am Ende jeden Kapitels, dass wir nicht in jeder Hinsicht zu unserem Schicksal verdammt sind. Im Abschnitt "Was wir tun können" geht es jeweils um die bisher verschlafenen, aber bitter nötigen Anpassungen an den Klimawandel. "Unser Ziel war auch, dass wir, anders als andere Klimabücher, die einen wirklich immer in so einen düsteren Tunnel bringen, diesmal positive Prognosen geben können." So könnten sie zeigen wie schön und lebenswert es tatsächlich sei, wenn wir klimaangepasst lebten.
Klimaangepasst zu leben beinhaltet laut Joeres und Götze zum Beispiel: Städte mit weniger Flächen, auf denen Autos parken und mehr Schatten spendendem und kühlendem Grün. Das Erzeugen von mehr erneuerbare Energien, die weniger anfällig für Hitze und Überflutungen sind, als Kohle- oder Atomkraftwerke. Oder renaturierte Wälder, Moore und Flüsse, in denen Wasser aus Starkregen besser versickern kann.
Susanne Götze und Annika Joeres: Menschen müssten umgesiedelt werden
Die Vorschläge sind größtenteils nicht neu. Sie erfordern aber hierzulande, so viel wird im Buch deutlich, ein teils radikales Umdenken und Umbauen. Menschen müssten umgesiedelt, die Landwirtschaft und der Städtebau drastisch umstrukturiert werden - das alles so schnell wie möglich. Denn bis Maßnahmen wirken, dauert es mitunter einige Jahrzehnte.
Ersichtlich wird auch: Gerade diese Geschwindigkeit ist allzu oft ein Problem für die träge deutsche Bürokratie. Selbst die wenigen schon bestehenden Regularien werden nicht umgesetzt: Wie im Ahrtal, wo die Häuser in offiziell hochwassergefährdeten Gebieten wieder aufgebaut werden.
Akribisch haben Joeres und Götze die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel in Deutschland zusammengetragen. Sie beschreiben, warum hier bisher so wenig in Sachen Klimaanpassung geschehen ist.
Klima außer Kontrolle - Fluten, Stürme, Hitze - Wie sich Deutschland schützen muss
- Seitenzahl:
- 336 Seiten
- Verlag:
- Piper Verlag
- Veröffentlichungsdatum:
- 28.07.2022
- Preis:
- 20 Euro €