Buchtipps: Gruselige Geistergeschichten für junge Leseratten
Wir stellen drei neue Gespenster-Romane vor: "Die Geisterhelfer - Traue sich, wer kann!" ab acht Jahren, "Alice und die Geister von nebenan" ab zehn Jahren und "Thirteen Witches. Die Erinnerungsdiebin" ab elf Jahren.
"Die Geisterhelfer - Traue sich, wer kann!" von Tina Blase
Das erste Buch einer neuen Reihe der Erfolgsautorin Tina Blase dreht sich um Leo Helsing Krüger, einen lustigen und ein bisschen ängstlichen Geisterjäger - obwohl er doch nach dem großen Vampirjäger benannt ist. Doch zum Glück findet er in seiner Nachbarin Antonia Murkwitz eine mutige Mitstreiterin:
"Ich habe Geister gesehen", platze ich heraus. Antonias große Augen werden noch größer. "Veräppelst Du mich jetzt?" (…) "Zwei Männer und eine Frau. Sie haben mit mir geschimpft, weil der Ball einen Blumentopf auf einem der Gräber umgeschmissen hat." "Wie haben sie ausgesehen?" Ich überlege. "Irgendwie grün", krächze ich. Ich erinnere mich sehr, wie sich mir die Haare aufgestellt haben. Dieses Grauen, diese entsetzliche Angst … (…) "Leo?" Antonias Stimme klingt gedämpft, was daran liegt, dass ich mir ihre Bettdecke über den Kopf gezogen habe. Gott wie peinlich!
Die beiden lernen schnell, dass Geister gar nicht so gruselig sind, und mit sehr viel Humor wird erzählt, wie die beiden Geisterjäger deren Welt immer besser kennenlernen. Und wie es eben so ist mit Geistern - es geht auch ein bisschen ums Sterben, und selbst das gelingt Tina Blase warmherzig und auch ein bisschen komisch zu erzählen.
Bald erscheint schon der zweite Teil, also genau der richtige Moment, um sich in Teil eins mit Leo und Antonia auf ihr erstes Abenteuer zu begeben. Und wenn es jemandem zu gruselig wird, dann hilft vielleicht der Leuchteffekt des Buchcovers unter der Bettdecke.
"Alice und die Geister von nebenan" von Jaqueline Davies

Das Mädchen Alice lebt mit ihren liebevollen Eltern auf dem Campus einer Uni, an der ihre Mutter Professorin ist. Sie müssen dort ständig von einem Haus ins nächste umziehen, denn jedes Mal, wenn Alice und ihr Vater das sogenannte Potschnik-Kribbeln spüren, können sie nicht anders: Sie nehmen ein Werkzeug in die Hand und reparieren oder restaurieren, verhelfen alten Dingen zu neuem Glanz.
In einem besonders heruntergekommenen Haus macht Alice eines Tages die Bekanntschaft mit Ivy, Mugwort und Danny, drei Geistern, die alle noch etwas zu erledigen haben, bevor sie mit dem Rumgeistern aufhören können:
"Ich dachte, Du bist ein Geist?" (…)
"Wie gesagt, davon gibt es ganz verschiedene", erläuterte Ivy. "Überfällige oder Ruhende. Wanderer. Gefangene. Manche von uns sind …", Iviys Stimmy verlor sich. (…) "Es ist so schwierig die Zeit im Blick zu behalten, wenn man zu den Überfälligen gehört", gestand Ivy. "Was bedeutet das?", fragte Alice. "Was SIND die Überfälligen?"
"Äh, die 'Abgelaufenen', würde ich sagen. Wie eine Rechnung, die nicht bezahlt ist. Es heißt, dass wir gestorben sind, aber nicht weiterziehen können, um zu Ruhenden zu werden." "Wieso kannst Du nicht weiterziehen?", bohrte Alice. "Unvollendete Herzensangelegenheit! Nicht meine Schuld, glaube ich zumindest …"
Und so etwas weckt auch wieder ein Potschnik-Kribbeln, und Alice hilft den Dreien, diese Herzensangelegenheiten gewissermaßen zu reparieren.
"Alice und die Geister von nebenan" ist eine wirklich schöne Geschichte in einer besonderen Sprache erzählt. Die mutige, neugierige und warmherzige Alice ist eine Heldin, die man sofort gern hat.
"Thirteen Witches. Die Erinnerungsdiebin" von Jodie Lynn Anderson
Die zwölfjährige Rosie hat mit all den ganz normalen Dingen zu kämpfen, die alle Teenager auf der Welt beschäftigen. Alles verändert sich, als ihre beste Freundin plötzlich mehr Lust aufs Schminken hat statt auf kindliche Spiele. Dass ihre Mutter ihr aber so fremd ist, dass sie sich um ihre Mutter kümmern muss, statt umgekehrt, das begleitet Rosie schon ein Leben lang:
"Mein Schlafzimmer ist etwas Besonderes - dekoriert von einer Version meiner Mom, die ich noch nie getroffen habe. (…) Ich habe viele eigene Post-its an die Wand um mein Bett herum geklebt: Schlaf gut. Lass dich nicht von den Bettwanzen beißen. Und: Süße Träume, mein Schatz. Auf dem Spiegel: Bist du gewachsen, Süße? Und: Die schiefen Vorderzähne lassen dich unverwechselbar aussehen, Schatz. Ich versuche, mich mit Dingen aufzumuntern, die eine normale Mom oder ein normaler Dad sagen würden. Denn wenn ich zuließe, dass ich mich traurig fühle, weil ich keine normale Mom und keinen Dad habe, würde ich in ein schwarzes Loch fallen und nie wieder herausklettern können."

Doch eines Tages trifft sie im Keller auf den jungen Geist Ebb, und er hat Neuigkeiten: Ihre Mutter soll eine Hexenjägerin sein und wurde all ihrer glücklichen Erinnerungen beraubt. Das erklärt einiges. Gemeinsam mit Ebb und ihrer Freundin Keim versucht sie, ihre Mutter zu retten.
Das Buch ist teilweise etwas gruselig, es tauchen immer mehr Geister auf. Aber es gibt auch viele traurige Stellen und mindestens genauso viele mutmachende. "Thirteen Witches. Die Erinnerungsdiebin" ist der erste Band einer neuen Trilogie der "New York Times"-Bestsellerautorin Jodi Lynn Anderson und nimmt Leser*innen mit auf eine abenteuerliche Reise voller Magie.
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