VIDEO: Die "MS Bleichen" auf Manöverfahrt (4 Min)

"Bleichen": Als Stückgutfrachter im Skandinavien-Einsatz

Stand: 07.04.2025 12:30 Uhr

Von 1958 an fuhr die "Bleichen" viele Jahre von Hamburg nach Finnland. Auf dem Rückweg brachte der Stückgutfrachter Holz und Papierrollen mit. Inzwischen liegt er als Museumsschiff im Hamburger Hafen.

Gebaut wurde das Schiff auf der Nobiskrug-Werft in Rendsburg. Die Hamburger Reederei H. M. Gehrckens (H.M.G.) hatte es als Stückgutfrachter für die Ostseefahrt in Auftrag gegeben. Getauft wurde das Motorschiff auf den Namen "Bleichen", der sich auf eine alt-hamburgische Straße bezieht. Am 26. Juni 1958 erfolgte der Stapellauf.

Das Schiff MS "Bleichen" liegt im Hamburger Hafen. © Screenshot
AUDIO: Wi snackt Platt: Oostfreesenvereen, "MS Bleichen" un Körbis-König (31 Min)

Viele Touren nach Schweden und Finnland

Stapellauf der MS Beichen auf der Nobiskrug-Werft 1958 © Nobiskrug Rendsburg
Nach dem Stapellauf 1958 ging es für die "Bleichen" viele Jahre nach Skandinavien.

Die Ziele der "Bleichen" lagen vorrangig in Skandinavien - Schweden und Finnland. Damit das Schiff auch im Winter die finnischen Seegebiete ohne die Hilfe von Eisbrechern befahren konnte, war es nach der höchsten Eisklasse gebaut worden. Von Hamburg aus transportierte die "Bleichen" Stückgut nach Schweden und Finnland. Auf dem Rückweg in die Hansestadt brachte sie Papierrollen und Holz mit. Damals dauerte die Reise von Hamburg nach Finnland und zurück 14 Tage.

Schiff wurde mehrfach umbenannt

Der Fahrten Skandinavienhandel gingen bis 1970. Dann wurde das Schiff verkauft. Der neue italienische Eigner gab ihm den Namen "Canale Grande". 1979 erfolgte eine weitere Umbenennung in "Arcipel". Ein türkischer Reeder hatte den Frachter ersteigert.

Das Schiff kam dann von 1994 bis Dezember 2006 unter dem Namen "Old Lady" für den Transport von Massengut im Schwarzen Meer zum Einsatz. Die" Bleichen" hatte allerdings relativ kleine Luken und Zwischendecks. Daher wurden das Laden und das Löschen ineffizient. Mit einer Besatzung von 22 Mann dauerte es drei Tage, bis 2.000 Tonnen Schrott geladen werden konnten. Das Schiff sollte deshalb stillgelegt und abgewrackt werden.

Technische Daten der "Bleichen"

Baujahr: 1958    
Bauwerft: Nobiskrug in Rendsburg    
Stapellauf: 26. Juni 1958   
Indienststellung: 28.08.1958   
Länge: 93,40 Meter
Breite: 12,30 Meter
Tiefgang: 4,7 Meter    
Tragfähigkeit: 2.219 Tonnen    
Maschinenleistung: 1.800 PS / 1.324 KW    
Geschwindigkeit: 12 Knoten (gut 22 km/h)
Eigentümer: Stiftung Hamburg Maritim   

Lange Restaurierungsarbeiten

Der Mitschiffsaufbau der "MS Bleichen" vor der Restaurierung © NDR Foto: Petra Volquardsen
Der Zahn der Zeit hatte an der "Bleichen" genagt.

50 Jahre war die "Bleichen" ununterbrochen in Fahrt. In dieser Zeit wurde ihr äußerliches Erscheinungsbild nicht verändert. Allerdings traten erhebliche Mängel an der Bausubstanz und der Technik zu Tage. 2007 kaufte die Stiftung Hamburg Maritim das Schiff. Sie wollte den Stückgutfrachter wieder in Fahrt bringen und der Öffentlichkeit präsentieren. Tatkräftige Unterstützung kam dabei von den Aktiven der Freunde des Stückgutfrachters "MS Bleichen" e.V. Die technische Ausstattung wurde überholt, die Innenräume wurden denkmalgerecht restauriert. Das Schiff lag für die Arbeiten mehrere Monate in der Werft.

Erste Gästefahrten 2018

2013 wurde die "Bleichen" als schwimmendes Kulturdenkmaldenkmal in die Denkmalliste der Freien und Hansestadt Hamburg aufgenommen. Am 27. April 2007 erhielt das Schiff seinen ersten Namen "Bleichen" zurück. Es fährt seitdem wieder unter deutscher Flagge mit Heimathafen Hamburg. 2018 fanden die ersten Gästefahrten statt. Die "Bleichen" hat ihren ständigen Liegeplatz im Hansahafen am Schuppen 50.

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