Einsatz in Mali: 549 Soldaten aus Niedersachsen verabschiedet
"Einsatz in Mali" heißt es für 549 Soldaten der Bundeswehr aus Niedersachsen. Andere Staaten haben ihre Truppen von dort schon lange abgezogen. Und auch in Deutschland wird über den Sinn diskutiert.
Vielleicht sind sie das letzte Kontingent, vielleicht auch nicht. Es ist knapp einen Monat her, dass Vivian T. das vorerst letzte Mal für Mali geübt hat. Während der großen Abschlussübung war sie vor allem im Gefechtsstand gefragt. Vivian ist 28 Jahre alt, Oberleutnant bei den Aufklärern. Der Einsatz im westafrikanischen Mali wirkt trotz der Übung weit weg. "Natürlich sprechen wir darüber, was da auf uns zukommen kann. Aber es ist nicht so, dass es unseren Tagesablauf bestimmt", sagt Vivian bei der Übung im Januar.
549 Soldaten und Soldatinnen brechen nach Mali auf
Inzwischen ist die Übung abgeschlossen. Am Freitag fand der feierliche Verabschiedungsappell für Vivian und ihre Kameraden in Lüneburg statt. Gruppenweise werden die 549 Soldatinnen und Soldaten aus Niedersachsen in den kommenden Monaten nach Mali verlegt, wo sie in etwa die Hälfte des gesamten Kontingents stellen. Natürlich mache sich die Familie Sorgen, sagt Vivian. Aber Auslandseinsätze gehörten eben zum Beruf. Doch die Mission in Mali ist nicht irgendein Einsatz. Schon lange gilt er als der derzeit gefährlichste Auftrag der Bundeswehr. Drei deutsche Soldaten verloren dort ihr Leben, weitere wurden verletzt. Erst vor kurzem wurden nach UN-Angaben drei Blauhelmsoldaten aus dem Senegal durch einen Sprengsatz in Mali getötet.
Testament machen - ja oder nein?
Tim M. kennt die Gefahr, die ihn in Mali erwartet. Er ist Oberfeldwebel der Infanterie und wird wie Vivian in den kommenden Monaten nach Mali gehen. Ein Testament habe er nicht geschrieben, sagt Tim im Januar. Er verlasse sich auf die gesetzliche Erbfolge - falls in Mali etwas passiere.
De Maizière: "Brauchen Geduld und Ausdauer"
Als 2013 der Bundestag über ein Eingreifen in dem westafrikanischen Land abstimmte, kündigte der damalige Verteidigungsminister Thomas De Maizière (CDU) an: "Wir brauchen Geduld und Ausdauer." Heute - zehn Jahre danach - scheint beides aufgebraucht. Die malische Regierung, die ursprünglich die Vereinten Nationen (UN) um Hilfe im Kampf gegen islamistische Rebellen rief, ist längst nicht mehr im Amt. Dasselbe gilt für die Folgeregierungen. Mittlerweile regiert eine Militärjunta das Land und die erschwert den Einsatz der Bundeswehr immer mehr.
Einsatz der Bundeswehr in Mali soll 2024 enden - spätestens
Über Jahre wurde das deutsche Kontingent in Mali aufgestockt. Aus einem Ausbildungseinsatz wurde ein gefährlicher Aufklärungseinsatz - immer im Verbund mit internationalen Partnern. Doch die Partner in Mali werden weniger. Sie ziehen sich zurück, seitdem die malische Regierung auch mit russischen Söldnern der Gruppe Wagner zusammenarbeitet und gleichzeitig Ländern wie Deutschland den Einsatz von Aufklärungsdrohnen nicht mehr erlaubt. Frankreich hat den Einsatz im vergangenen Jahr beendet. Auch Dänemark ist abgezogen. Deutschland bleibt - noch. Offiziell soll der Einsatz im Mai 2024 enden. Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) stellte jedoch unlängst infrage, ob ein Einsatz so lange noch Sinn ergebe.
Sie könnten das letzte Kontingent sein
Wie lange der Einsatz in Mali also wirklich noch läuft, ist unsicher. Und so könnten Vivian und Tim durchaus zu den letzten deutschen Soldatinnen und Soldaten in Mali gehören. Für beide persönlich ist Mali der erste Auslandseinsatz. Dass dieser aus Sicht von vielen Beobachtern als gescheitert gilt, spielt für die jungen Soldaten keine Rolle. Es gebe einen Auftrag und der müsse bis zum Ende erfüllt werden, sagen sie.