Waffenbauer im Trend - Mitarbeiterboom in der Rüstungsindustrie
Seit dem Ukraine-Krieg boomt die Rüstungsindustrie - zum Beispiel bei Rheinmetall in Unterlüß: Volle Auftragsbücher, steigende Aktien und die Mitarbeiter kommen motiviert zur Arbeit.
Es ist kurz vor 22 Uhr. Tristan A. biegt mit seinem Auto auf das Werksgelände von Rheinmetall ein, Deutschlands größtem Rüstungsunternehmen. Er arbeitet seit etwa fünf Monaten als Zerspanungsmechaniker im niedersächsischen Werk in Unterlüß - im Vierschichtsystem. Der 26-Jährige hat sich bewusst für einen Jobwechsel in die Rüstungsindustrie entschieden, obwohl er in der Ölindustrie zuvor gutes Geld verdient hat. "Wenn einem beim Vorstellungsgespräch gesagt wird, die nächsten 15, 20 Jahre brauchst du dir keine Gedanken machen, ist es halt das, was zählt", sagt er. Die Auftragsbücher seien im zweistelligen Milliardenbereich gefüllt, so ein Konzernsprecher.
Rekordzahlen: Nie gab es mehr Bewerber
Rheinmetall hat in Unterlüß sein größtes Werk. 2.800 Mitarbeitende arbeiten hier. Und es werden immer mehr. In den nächsten Monaten wird hier eine Munitionsfabrik entstehen. Deswegen hat Rheinmetall für dieses Jahr bereits 600 neue Stellen geschaffen. Mehr als 200 Stellen sind aktuell ausgeschrieben - vom Schweißtechniker über Datenbankadministrator bis hin zum Sachbearbeiter. An Bewerbern mangelt es nicht. Nach Angaben des Konzerns gab es im letzten Jahr 175.000 Bewerbungen - allein für den deutschen Raum. Das sind Rekordzahlen. Nie gab es mehr Bewerber. Die Menschen kämen aus den verschiedensten Branchen, aus der Autoindustrie, der Chemiebranche und sogar aus der Kosmetikindustrie.
Aus der Kosmetikbranche in die Waffenindustrie
Evelyn R. ist so eine Quereinsteigerin. Die 22-Jährige ist gelernte Kosmetikerin. Jetzt lackiert sie Panzermunition bei Rheinmetall. Sie wechselte während der Corona-Pandemie nach Unterlüß. Freunde, die schon hier arbeiteten, hätten ihr den Jobwechsel nahegelegt. Sie hat den Schritt bis heute nicht bereut. Wie viele hier, hat auch sie einen unbefristeten Vertrag. Dass Evelyn R. Waffen für die Bundeswehr und für viele Kriegsparteien produziert, sei ihr bewusst. "Natürlich ist das immer im Hinterkopf, aber es dient ja auch zum Schutz und der Sicherheit unseres Landes und von dem her bin ich auch okay damit", sagt sie.
Als junger Familien-Papa zählt die berufliche Sicherheit
Die Wahrnehmung bezüglich Aufrüstung habe sich in der Gesellschaft in den letzten Jahren geändert. So nimmt das Zerspanungsmechaniker Tristan A. in seinem Alltag wahr. Seinen Job in der Rüstungsindustrie sieht er ein auch als Dienst an seinem Land. Er trage dazu bei, dass die Bundeswehr gut gerüstet sei. Ein schlechtes Gewissen, nun Kriegstechnik zu bauen, habe er nicht. In jeder Branche gebe es Schattenseiten, sagt er, trotzdem sei er stolz darauf, Teil dieser Firma zu sein. In seinem privaten Umfeld sei er auch nur einer von vielen in der Rüstungsindustrie. Der 26-Jährige ist vor knapp einem Jahr Vater geworden, baut gerade ein Haus. Sein privates Glück war auch ein Grund, zu Rheinmetall zu wechseln: "Jetzt hat man mehr Verantwortung als junger Familien-Papa und da zählt die Sicherheit, die einem hier gegeben ist." Sowohl Evelyn R. als auch Tristan A. können sich vorstellen, hier bis zur Rente zu arbeiten.
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