Munition für die Ukraine: Rheinmetall baut Standort in Unterlüß aus
Der Rüstungskonzern Rheinmetall erlebt derzeit einen Boom. In Unterlüß im Landkreis Celle entsteht ein neues Munitionswerk.
Unterlüß ist als Ortschaft wenig bekannt. Was den kleinen Ort in der Heide aber bedeutsam macht, ist der dort ansässige Rüstungskonzern, der sich im Zuge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine enorm entwickelt hat. Von Rheinmetall ist die Rede, Deutschlands größtem Rüstungsunternehmen. Und dieses erlebt gerade einen Wachstumsschub. An seinem Hauptproduktionsstandort in Unterlüß arbeiten jetzt schon mehr als 2.000 Menschen, aktuell sind weitere 249 freie Stellen ausgeschrieben. Und es wird gebaut in der Heide: eine neue Munitionsfabrik, zu deren Grundsteinlegung am Montag der Bundeskanzler und der Verteidigungsminister angereist sind.
Standort Unterlüß wird erweitert
Die Konzernzentrale von Rheinmetall ist in Düsseldorf, Hauptproduktionsort aber ist Unterlüß. In dem 3.500-Seelen-Ort zwischen Lüneburg und Hannover gibt es inzwischen fast so viele Rheinmetall-Mitarbeitende wie Einwohnerinnen und Einwohner. Und hier werden Waffensysteme und Munition nicht nur gebaut, sondern auch erprobt: Am Rande des Truppenübungsplatzes der Bundeswehr ist das"größte private Test- und Versuchsgebiet in Europa" zu finden, heißt es auf der Website des Unternehmens. Und jetzt soll der Standort weiter wachsen.
Was wird in Unterlüß produziert?
Rheinmetall produziert in Unterlüß gepanzerte Ketten- und Radfahrzeuge sowie Aufklärungssysteme. Dazu gehören das Gefechtsfahrzeug "Lynx" und der Schützenpanzer "Puma". Außerdem werden dort großkalibrige Waffenanlagen für Panzer und Artillerie hergestellt sowie Waffensysteme für die Infanterie. Für diese Waffen liefert Rheinmetall auch die entsprechende Munition. "Dazu zählen beispielsweise die Waffenanlage für den (...) Kampfpanzer 'Leopard 2' und die Suchzündermunition SMArt 155 für die Artillerie", heißt es auf der Website. Und die Produktion dieser Artillerie-Munition soll nun deutlich zulegen - und zwar schnell.
Von der Lüneburger Heide an die Front
Konzernchef Armin Papperger plant, das neue Munitionswerk innerhalb kurzer Zeit zu errichten: Nach etwa einem Jahr Bauzeit sollen dort ab 2025 jährlich bis zu 200.000 Artilleriegranaten hergestellt werden. Eine kurze Bauzeit nach deutschem Maßstab bedeutet für andere immer noch eine lange Wartezeit. In der Ukraine ist Munition Mangelware und die Soldaten warten auf mehr Munition und Waffensysteme. Denn die in Unterlüß produzierten Panzer, Waffen und Munition werden unter anderem direkt an die Ukraine geliefert. In einer Pressemitteilung nennt sich der Konzern den inzwischen "wichtigsten rüstungsindustriellen Partner des Landes bei seinem Abwehrkampf gegen die russische Aggression". So beliefert Rheinmetall die Ukraine mit Munition für den Schützenpanzer Marder, die Kampfpanzer "Leopard" 1 und 2 sowie einen großen Teil der Munition für den Flugabwehr "Gepard".
Umsatz auf Rekordhoch
Im Jahr 2022 hat Rheinmetall 754 Millionen Euro Gewinn gemacht - für die Firma ein Rekord. An über 172 Standorten weltweit sind etwa 33.700 Mitarbeiter beschäftigt. Im vergangenen Jahr ist Rheinmetall in den Deutschen Leitindex DAX aufgestiegen. Mit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine ist der Wert der Aktie von Rheinmetall immer weiter gestiegen und hat sich seit Februar 2022 mehr als verdreifacht.