Scholz bei Rheinmetall - Proteste zum Kanzler-Besuch in Unterlüß
In Unterlüß ist am Montag der erste Spatenstich für eine neue Munitionsfabrik des Rüstungskonzerns Rheinmetall erfolgt. Mit dabei war Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Begleitet wurde der Termin von Demonstrationen.
"Mit der Investition legen Sie die Grundlage dafür, die Bundeswehr und unsere Partner in Europa eigenständig und vor allem dauerhaft mit Artilleriemunition zu versorgen", sagte Scholz beim symbolischen ersten Spatenstich zu Firmenchef Armin Papperger. Das sei gerade mit Blick auf die Ukraine und ihren Munitionsbedarf bedeutend. "Es ist wichtig, dass wir alles dafür tun, die Produktion weltweit zu erhöhen", betonte der Bundeskanzler. Bereits im kommenden Jahr soll laut Papperger die Produktion anlaufen.
Lies: Munitionsfabrik "konkreter Beitrag" für Verteidigungsfähigkeit
Neben dem Kanzler war auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in den Landkreis Celle gekommen. Die Bundesregierung sieht den Spatenstich für die Munitionsfabrik auch als Signal an die Verbündeten, dass Deutschland international Verantwortung übernimmt - und bei den Hilfen für die Ukraine vorangeht. Auch der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) sieht in der neuen Produktionsanlage einen "konkreten Beitrag", um die gemeinsame Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen.
Demonstration mit rund 300 Traktoren
Am Rande des Kanzler-Besuchs in Unterlüß versammelten sich Demonstrantinnen und Demonstranten schon am Montagmorgen. Rund 300 Trecker und 400 Personen beteiligten sich laut Polizei. Die Proteste seien friedlich verlaufen. Die Landwirte demonstrierten laut Landvolk Niedersachsen für ihre aktuellen Forderungen wie den Agrardiesel, weitere Steuererleichterungen und den Abbau der Bürokratie in der Landwirtschaft. "Wir sind in der letzten Zeit nicht gehört worden", sagte Carsten-Wilhelm Drewes, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes Celle.
Proteste auch gegen Rüstungs- und Kriegspolitik
Auch die Friedensaktion Südheide hat demonstriert. Mit stillem Protest wollte man darauf hinweisen, dass die Rüstungs-und Militärpolitik die Spannungen und kriegerischen Auseinandersetzungen dieser Welt anfeuert, hatte es im Vorfeld geheißen.
200.000 Geschosse sollen in Unterlüß produziert werden
Der Rüstungskonzern Rheinmetall will in dem geplanten neuen Werk in Unterlüß unter anderem Artilleriemunition herstellen. Bereits nächstes Jahr soll die neue Fabrik fertig sein. Dann sollen zunächst 50.000 Artilleriegranaten das neue Werk verlassen. Im Jahr 2026 soll die Produktion auf 100.000, später auf 200.000 pro Jahr hochgefahren werden - unter anderem für die Panzerhaubitzen, die in der Ukraine an der Front stehen.
Rheinmetall: Bis zu 500 neue Arbeitsplätze
Rheinmetall investiert in den Kiefernwäldern der Heide rund 300 Millionen Euro. Das Unternehmen rechnet mit bis zu 500 neuen Arbeitsplätzen. "Der Standort Unterlüß beweist, dass die deutsche Industrie in der Lage ist, auch in strukturschwachen Regionen Großprojekte anzugehen und Fachkräfte anzulocken", sagte Wirtschaftsminister Lies. Der Blick auf die Rüstungsindustrie habe sich nicht zuletzt durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine elementar verändert. Lies weiter: "Wir stehen selbstbewusst und überzeugt hinter den notwendigen Investitionen der Industrie."
Bürgermeister: Einwohner stehen hinter Rheinmetall
Auch der Ortsbürgermeister von Unterlüß, Kurt Wilks (CDU), begrüßt die Investition des Konzerns. Viele der 3.500 Einwohnerinnen und Einwohner arbeiten für Rheinmetall. Die Bevölkerung stehe in weiten Teilen hinter der Waffenproduktion, so Wilks. Die neue Fabrik habe "eine ganz besondere Bedeutung für den Ort und die Gemeinde".
Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Textes haben wir geschrieben, es hätte Blockadeversuche gegeben. So hatte es die Polizei Celle auf dem Kurznachrichtendienst X geschrieben. Später hieß es, es habe keine Blockaden von Zufahrten gegeben.