Wespenstich: Symptome und Behandlung einer allergischen Reaktion

Stand: 12.08.2023 22:37 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Wespenstiche können für Menschen, die allergisch auf das Gift reagieren, gefährlich werden. Bei Herzrasen, Schweißausbrüchen oder Bewusstseinsverlust droht ein anaphylaktischer Schock. Tipps zur Ersten Hilfe.

Wespen sind nicht nur nervig, sondern sie stechen auch manchmal zu - und dann kann es gefährlich werden. Immer wieder bekommen es die Notaufnahmen der Krankenhäuser mit Patienten zu tun, die allergisch auf das Wespengift reagieren.

Je häufiger ein Mensch gestochen wird, desto höher ist das Allergierisiko. Schätzungen zufolge reagieren bis zu 3,5 Prozent der deutschen Bevölkerung allergisch auf Bienen- oder Wespenstiche. Doch auch wenn man nicht allergisch ist, aber von mehreren Tieren oder in den Hals oder Mund gestochen wird, kann es gefährlich werden, da die Atemwege zuschwellen können.

Symptome bei anaphylaktischem Schock

Bei Allergikern kann es nach einem Wespenstich zu einem sogenannten anaphylaktischen Schock kommen. Der Körper reagiert auf das Gift mit einer starken Ausschüttung des Botenstoffs Histamin. Dadurch weiten sich die Blutgefäße, die Pumpleistung des Kreislaufs lässt nach, das Blut stockt. Es bleibt in Armen und Beinen, fehlt aber in lebenswichtigen Organen wie Herz, Lunge und Hirn. In der Folge fehlt den Organen Sauerstoff und es kommt zum Herz-Kreislauf-Stillstand.

Diese Symptome können bei einer allergischen Reaktion nach einem Wespenstich auftreten:

  • Rötung und Schwellung am gesamten Körper
  • Beschwerden beim Schlucken und Sprechen
  • Herzrasen
  • Atemnot
  • Blutdruckabfall
  • Schweißausbrüche
  • Verlust des Bewusstseins
  • Herz-Kreislauf-Stillstand

Eine allergische Reaktion wird in vier Schweregrade eingeteilt:

  • Grad I: Juckreiz, aufsteigende Gesichtsröte mit Hitzegefühl (Flush), Quaddeln (Urtikaria, Nesselausschlag) an der Einstichstelle von maximal zehn Zentimetern Durchmesser, prall-elastische Hautschwellungen beispielsweise im Gesicht (Lippen)
  • Grad II: Übelkeit, Magenkrämpfe, Kurzatmigkeit, Herzrasen mit schnellem Puls, Blutdruckabfall
  • Grad III: zusätzlich: Erbrechen, Durchfall, Kehlkopfschwellung, Atemnot, Verengung der Atemwege, bläuliche Hautverfärbung schwere Kreislaufprobleme, anapylaktischer Schock
  • Grad IV: Atemstillstand, Herz-Kreislaufstillstand

Bei entsprechenden Symptomen sollte immer schnellstmöglich unter 112 der Rettungsdienst mit Notarzt gerufen werden.

Behandlung: Notfallset mit Adrenalin-Autoinjektor

Bei einem anaphylaktischen Schock muss der Patient oder die Patientin sofort Adrenalin gespritzt bekommen. Das Problem: Viele wissen gar nicht, dass sie gegen Wespen- oder Bienengift allergisch sind, denn eine Allergie gegen das Gift kann auch erst im Laufe des Lebens auftreten oder sich mit jedem Stich verstärken.

Allergiker sollten immer ein Notfallset dabeihaben, um bei einem Stich mit Antihistamin und Adrenalin einen allergischen Schock sofort verhindern zu können. Das Notfallset enthält einen sogenannten Autoinjektor mit einem dem Hormon Adrenalin identischen Wirkstoff, den sich die Betroffenen selbst spritzen können, um etwa eine drohende Erstickung zu verhindern. In der Regel hält solch ein Medikament ein Jahr, dann wird es ausgetauscht.

Hyposensibilisierung: Körper gewöhnt sich an das Gift

Dauerhafte Hilfe kann eine Hyposensibilisierung bringen, ein für die Patienten aufwendiges Verfahren: Drei Jahre lang bekommen sie alle fünf Wochen eine geringe, langsam ansteigende Dosis Wespengift gespritzt - unter Aufsicht in der Klinik. So soll sich der Körper an das Gift gewöhnen und nicht mehr mit einem Schock reagieren. In 95 Prozent der Fälle lernt das Immunsystem so, nach einem Stich nicht mehr lebensgefährlich überschießend zu reagieren.

So lassen sich Wespen gefahrlos abwehren

Die meisten Wespen sind von Natur aus nicht aggressiv. Sie greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Es gibt eine einfache Regel: Mindestens drei Meter Abstand vom Nest halten und natürlich nicht auf ein Tier treten oder beißen, dann kann eigentlich nichts passieren.

  • Wenn es die Tiere auf ihrem Beutezug auf den Kuchen abgesehen haben, ist das Wegpusten keine gute Idee. Durch das Kohlendioxid im Atem fühlen sich Wespen angegriffen und gehen zur Attacke über.
  • Auch hektische Bewegungen werten sie als Angriff und verteidigen sich. Besser ist es, sie mit langsamen, bogenförmigen Bewegungen sanft zu verscheuchen.
  • Wespen orientieren sich vor allem über ihren Geruchssinn und kommen sich gegenseitig zur Hilfe. Darum sollte man nie einzelne Wespen jagen und töten. Sie strömen unter Stress einen Alarmstoff aus, der Artgenossen anlockt. Und dann bekommt man es mit immer mehr Wespen im Angriffsmodus zu tun.
  • Zur Ablenkung eine Schale mit Obst in ein paar Metern Entfernung aufstellen.
  • In einer kleinen Schale Kaffeepulver auf dem Tisch anzünden. Diesen Geruch mögen Wespen gar nicht.
  • Bunte Kleidung und Duftstoffe wie Parfüm und After Shave locken Wespen an - besser vermeiden.
  • Nach dem Essen Hände waschen, um mögliche süße Überreste an den Fingern abzuwaschen. Sie könnten sonst Wespen anlocken.
  • Wespen mit Wasser besprühen, das simuliert Regen und sie verschwinden.
  • Nach einem Stich einen elektronischen Hitzestift aus der Apotheke anwenden. Die Geräte heizen die oberste Hautschicht kurzzeitig auf 40 bis 51 Grad auf. Die Hitze zerstört das Insektengift in der Haut innerhalb weniger Sekunden, der Schmerz lässt gleich wieder nach. Anschließend mit kaltem Wasser oder einem Kühlpack kühlen, um die Schwellung zu vermindern.
  • Stich nicht anfassen oder gar aufkratzen, sonst drohen Infektionen.
  • Wer im Mund gestochen wird, sollte bis zum Eintreffen des Notarztes Eiswürfel lutschen, um die Schwellung zu lindern.

Wespennester nie selber entfernen oder zerstören

Wer ein Wespennest im Garten oder Dachstuhl hat, sollte sich professionelle Hilfe holen. Wespen vertilgen Fliegen und Mücken und bestäuben genau wie Bienen Blüten. Deshalb stehen viele Arten unter Naturschutz. Es ist verboten, ihre Nester einfach selbst zu entfernen. Und es ist gefährlich. Expertinnen und Experten wissen genau, wie sie vorgehen müssen, um nicht gestochen zu werden, und können die Nester umsetzen.

Expertinnen und Experten zum Thema

Dr. Andreas Kleinheinz, Elbe Kliniken Buxtehude

Chefarzt und Ärztlicher Direktor
Klinik für Dermatologie
www.elbekliniken.de

 

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 02.07.2024 20:15

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