Knorpel im Knie defekt: Wann hilft eine Transplantation?
Verschlissener Gelenkknorpel lässt sich unter bestimmten Bedingungen neu aufbauen. Dabei kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz. Voraussetzung ist immer, dass es sich um einen begrenzten, klar umrissenen Knorpelschaden handelt.
Wie Knorpel funktioniert
Knorpel funktioniert wie ein Stoßdämpfer zwischen den knöchernen Anteilen eines Gelenkes. Ist die Knorpelschicht verletzt, rau oder abgenutzt, reiben die Gelenkflächen ohne schützenden Puffer aufeinander. Jede Bewegung löst dann Schmerzen aus. Unbehandelt wird der Knorpeldefekt immer größer.
Knochen-Knorpel-Transplantation
Bei der Knochen-Knorpel-Transplantation werden die defekten Bereiche im Knie ausgestanzt und durch etwa gleich große Knochen-Knorpel-Zylinder ersetzt, die aus einem unbelasteten Bereich in der Kniekehle entnommen werden. Die dabei entstehenden Wunden wachsen wieder zu, sind aber in der Folge weniger belastbar als zuvor.
Die Knorpel-Knochen-Transplantation ist die einzige Methode, bei der echter Gelenkknorpel verwendet wird. Es bleiben aber große Narben in der Kniekehle und das Verfahren ist recht schwierig durchzuführen, da das transplantierte Knochen-Knorpel-Stück exakt die richtige Oberflächenform haben muss, um nahtlos anzuschließen.
ACT: Transplantation eigener Knorpelzellen
Bei der sogenannten autologen Knorpelzelltransplantation (ACT) entfernt der Chirurg die beschädigten Knorpelstücke und entnimmt dann von einer weniger belasteten Stelle des Gelenks einen kleinen Zylinder aus Knochen und Knorpel, um daraus im Labor in einer Nährlösung neue Knorpelzellen zu züchten.
Nach drei bis sechs Wochen sind genügend neue Knorpelzellen gewachsen, die dann in einer zweiten Operation passgenau in die beschädigte Stelle eingesetzt werden.
Vorteile und Nachteile der Knorpelzelltransplantation
Mit der autologen Knorpelzelltransplantation lassen sich auch etwas größere Knorpeldefekte behandeln. Ein Nachteil des Verfahrens ist, dass der im Labor gezüchtete Knorpel nicht so stabil ist wie der natürliche Knorpel und dass immer eine zweite Operation erforderlich ist. Inzwischen wird die ACT nicht nur bei verletzungsbedingten Knorpelschäden, sondern auch bei lokalem Knorpelverschleiß angewendet. Auch hier kann sie die Funktion des Gelenks verbessern, Schmerzen und Schwellungen verringern.
Mikrofrakturierung regt Knorpelbildung an
Ein weiteres Verfahren ist die Mikrofrakturierung. Sie kommt nur für sehr kleine Defekte infrage. Dabei trägt der Arzt zunächst den geschädigten Knorpel bis an die Grenzschicht zum Knochen ab. Dann bohrt er in gleichmäßigen Abständen etwa drei Millimeter tiefe Löcher in den Knochen. In die Bohrlöcher wandern Stammzellen aus den Knochen, aus denen sich neuer Knorpel entwickelt. Es handelt sich dabei um Faserknorpel, der eine minderwertige Qualität hat.
Die Erfolgschancen der Mikrofrakturierung sind stark vom Alter des Erkrankten abhängig: Bei Betroffenen unter 30 Jahren lassen sich in der Regel deutlich bessere Ergebnisse erreichen als im Alter von über 35 oder 40 Jahren.
Die Mikrofrakturierung wird auch bei einer beginnenden Arthrose eingesetzt, solange die betroffene Gelenkfläche noch klein ist. Der Eingriff wird meist minimalinvasiv per Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt. Der Vorteil der Mikrofrakturierung ist, dass das Verfahren einfach und schnell in einem einzigen Eingriff gemacht wird und keine zweite Operation erfordert.
Gelenk nach Eingriff sechs Wochen nicht belasten
Nach allen Knorpelersatz-Eingriffen darf das Gelenk sechs Wochen nicht belastet, sondern nur bewegt werden. Danach folgt eine Reha zum Aufbau der Muskulatur. Im Idealfall ist der neue Knorpel anschließend voll belastbar - aber so stabil wie echter Knorpel wird der Knorpelersatz nicht.
Mechanische Knorpelglättung unwirksam
Bei Knorpelschäden galt lange Zeit die mechanische Knorpelglättung per Gelenkspiegelung als Mittel der Wahl. Sie gehörte zu den häufigsten in Deutschland durchgeführten Eingriffen. Das änderte sich 2015, als die Auswertung zahlreicher Studien die Unwirksamkeit des Verfahrens belegte. Auch Untersuchungen mit dem Rasterelektronenmikroskop zeigten, dass die ungezielte Knorpelglättung eher den darunterliegenden Knochen schädigte, als das Fortschreiten der Arthrose aufzuhalten.