Sterbebegleitung: Was brauchen Sterbende und Angehörige?
Erste-Hilfe-Kurse kennt jeder. Dabei lernt man, Menschen in Not zu helfen und zu retten. Doch wie hilft man Menschen am Ende ihres Lebens? Dafür gibt es seit einigen Jahren auch Letzte-Hilfe-Kurse.
Die Grundidee der Letzten Hilfe ist, ein Pendant zur Ersten Hilfe zu schaffen und den Tod als natürlichen Teil des Lebens zu akzeptieren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen, wie sie über das Thema Sterben und Tod sprechen und wie sie damit umgehen können.
Ein wichtiger Grundsatz ist, dass man - wie in der Ersten Hilfe - nichts falsch machen kann, außer nichts zu tun. Einen Menschen auf seinem letzten Lebensweg zu begleiten, kann im Grunde jeder leisten, denn die Betroffenen brauchen am Ende ihres Lebens vor allem Zuwendung. Viele Menschen sind in dieser Situation unsicher und wissen nicht, was zu tun ist.
Letzte-Hilfe-Kurse informieren über Rechte der Sterbenden
Im Letzte-Hilfe-Kurs lernen die Teilnehmenden, dass man zum Beispiel einfach den Hausarzt anrufen, aber auch Palliativteams oder Hospize als Ansprechpartner nutzen kann. Auf die Hilfe eines ambulanten Palliativdienstes haben alle gesetzlich versicherten Betroffenen einen Rechtsanspruch nach dem Hospiz- und Palliativgesetz (HPG), was allerdings viele nicht wissen. Die Kosten werden von der Krankenkasse getragen. So lässt sich in vielen Fällen vermeiden, dass die Betroffenen ihre letzten Tage im Krankenhaus verbringen müssen.
Daneben wird Basiswissen darüber vermittelt, was im Körper passiert, wenn er stirbt. Auch Themen wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht oder der Ablauf der Bestattung werden angesprochen.
Mundpflege und Akupressur erleichtern die letzten Stunden
Wenn Menschen nicht mehr richtig trinken können und das Atmen zunehmend schwerfällt, trocknet schnell der Mund aus. Hier können Angehörige mit Mundpflege aktiv werden und dafür die Lieblingsgetränke der Sterbenden mit einem Schwamm oder Lappen auf die Lippen tupfen. Das kann zum Beispiel Wasser sein, Kaffee, Tee, Cola oder auch Rotwein. Das gibt den Sterbenden noch einmal ein Gefühl von Geborgenheit. Auch Akupressur-Griffe gegen Übelkeit und Schmerzen gehören zu den Kursinhalten.
Da sein und das Sterben aushalten
Am Ende einfach für den sterbenden Menschen da zu sein, ist das Einfachste und das Schwierigste zugleich. Eine große Rolle spielen dabei fehlendes Wissen und Missverständnisse. So lernen die Teilnehmenden in den Kursen beispielsweise, dass ein Mensch nicht stirbt, weil er nichts mehr isst und trinkt, sondern dass er aufhört zu essen und zu trinken, weil er stirbt. Und dass Sterbende, die immer schnell gefroren haben, keine Decken mehr benötigen, weil ihr Stoffwechsel im Sterben sie nicht mehr frieren lässt.
Auch rasselnde Atmung ist kein Grund zur Sorge, solange das Gesicht der oder des Sterbenden entspannt ist. Angehörige sollten die Hand halten, aber nicht festhalten - sodass die oder der Sterbende sie auch wegziehen kann, wenn sie oder er das möchte.
Ziel der Kurse: Mehr Sterbende zu Hause begleiten
Bisher haben mehr als 60.000 Menschen an den Letzte-Hilfe-Kursen teilgenommen. Eine Hoffnung der Initiatorinnen und Initiatoren ist, dass dank ihrer Aufklärung und Schulung mehr Betroffene zu Hause im Kreise ihrer Lieben und ihrer gewohnten Umgebung sterben können.