Eine Spritze mit einer Beschriftung im Hintergrund "Sputnik V" © picture alliance / ZUMAPRESS Foto: Thiago Prudencio

Sputnik V: Was kann der russische Impfstoff?

Stand: 08.02.2021 09:59 Uhr

Gibt die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) grünes Licht für den neuen russischen Impfstoff, könnte Sputnik V möglicherweise sogar bald in Deutschland produziert und geimpft werden.

Gam-COVID-Vac oder Sputnik V heißt der Impfstoff des russischen Gamaleya-Instituts gegen das Coronavirus Sars-CoV-2. Mit seiner frühen Zulassung im vergangenen Jahr machte der Vektor-Impfstoff Schlagzeilen, denn damals waren die weltweit üblichen Standards bei der Überprüfung von Sicherheit und Wirksamkeit noch nicht erfüllt worden.

Staatliche Stellen gingen von 95-prozentiger Wirksamkeit aus

Trotz weltweiter Zweifel und Kritik fanden sich genug Freiwillige, die sich vor den Kameras impfen ließen. Die staatlichen Stellen lobten eine 95-prozentige Wirksamkeit und kaum Nebenwirkungen. Doch Experten warnten, dass die Sicherheit und Wirksamkeit dieses Impfstoffes noch nicht belegt seien.

Aktuelle Studie zeigt 90 Prozent Wirksamkeit von Sputnik V

Eine aktuelle, von hochrangigen Wissenschaftlern geprüfte Studie hat nun die geforderten Daten nachgeliefert - und diese zeigen tatsächlich eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent bei guter Verträglichkeit.

Jetzt warten Experten auch hierzulande gespannt auf die Überprüfung und Beurteilung der Daten durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA. Gibt sie grünes Licht, könnte Sputnik V möglicherweise sogar bald in Deutschland produziert und geimpft werden, um die knappen Impfvorräte aufzustocken. Der Kreml hat bereits angekündigt, die EU im zweiten Quartal dieses Jahres mit 100 Millionen Dosen versorgen zu können.

Sputnik V wirkt ähnlich wie der AstraZeneca-Impfstoff

Als sogenannter Vektor-Impfstoff basiert Sputnik V auf dem gleichen Prinzip wie der von der Universität Oxford entwickelte Impfstoff der Firma AstraZeneca: Beide verwenden die Hüllen sogenannter Adenoviren, um bestimmte isolierte Gene des Coronavirus in die menschlichen Zellen zu transportieren.

Bei der Impfung werden die Viren in einen Muskel gespritzt, wo sie die Zellen infizieren und darin die Gene des Coronavirus freisetzen. Wie bei den mRNA-Impfstoffen produziert die infizierte Zelle daraufhin sogenannte Spike-Proteine des Coronavirus, die aber, anders als bei mRNA-Impfstoffen, nicht an der Zelle haften, sondern sich frei bewegen.

Sie werden von den Antikörpern erkannt und der Körper baut eine Immunität auf, allerdings nicht nur gegen das Spike-Protein des Coronavirus, sondern auch gegen die als sogenannte Genfähren eingesetzten Adenoviren, was bei der verstärkenden zweiten Impfdosis zum Problem werden und die Wirkung abschwächen kann. Das gilt als Erklärung für die deutlich geringere Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs gegenüber den hocheffektiven mRNA-Impfstoffen.

Hohe Wirksamkeit durch anderen Ansatz

Um dieses Problem zu umgehen, haben die russischen Forscher von vornherein einen anderen Ansatz gewählt: Sie setzen bei der zweiten Impfdosis ein anderes Adenovirus ein, welches das Immunsystem noch nicht kennt und daher auch nicht abfangen und vernichten kann, bevor es die Zellen infiziert. Dieser Trick erklärt die gute Wirksamkeit von Sputnik V.

Es ist noch völlig unklar, ob Sputnik V auch gegen die neuen Mutationen des Coronavirus aus Südafrika oder Brasilien wirksam ist.

 

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