Blätter und Blüten des Spitzwegerichs. © NDR Foto: Anja Deuble

Spitzwegerich: Welche Wirkung hat die Heilpflanze?

Stand: 15.07.2024 14:51 Uhr | vom Bayerischer Rundfunk-Logo

Spitzwegerich ist eine der beliebtesten Heilpflanzen und findet sich in Hustensaft, Salben oder Tees. Er soll gegen Atemwegsinfektionen helfen, Schleim lösen und die Haut beruhigen.

von Monika Hippold

Schon seit der Antike wird Spitzwegerich als Heilpflanze genutzt. Innerlich angewendet soll er zum Beispiel gegen Erkältungen - vor allem gegen Husten - helfen. Durch seine antiseptische Wirkung kann Spitzwegerich auch bei kleinen Verletzungen eingesetzt werden. So sollen die Blätter etwa bei leichten Verbrennungen oder Schnitten die Wundheilung fördern und juckende Insektenstiche beruhigen.

So sieht Spitzwegerich aus

Spitzwegerich (Botanisch: Plantago lanceolata) gehört zu den Wegerichen. Er wächst auf Wiesen, an Straßen und Wegrändern. Seinen Namen verdankt er den spitz zulaufenden, langen, aufrechtstehenden Blättern mit Längsrillen. Sie bilden eine Rosette um den Stängel mit der Ähre. Die Pflanze kann zwischen fünf und 50 Zentimeter hoch werden. Spitzwegerich blüht von Mai bis September und wächst mittlerweile auf der ganzen Welt.

Spitzwegerich: So wirken die Inhaltsstoffe

In der Heilkunde werden nur die Blätter des Spitzwegerichs genutzt. Sie enthalten wichtige Inhaltsstoffe. Den größten Anteil machen mit 6,5 Prozent Gerbstoffe aus. Sie verbinden sich mit den Eiweißstoffen der Haut und bilden so eine Schutzschicht. Dadurch können Wunden und Entzündungen schneller heilen und Blutungen gestoppt werden.

Die Schleimstoffe (2 bis 6 Prozent der Inhaltsstoffe) im Spitzwegerich legen sich auf die Schleimhaut in Mund und Rachen und wirken damit reizmildernd. Außerdem enthält Spitzwegerich sogenannte Iridoidglykoside (2 bis 3 Prozent) wie Aucubin und Catapol, die antibakteriell wirken.

Auch Flavonoide, Kaffeesäurederivate, Saponin, Kieselsäure und Mineralstoffe wie Zink und Kalium sollen zur heilenden Wirkung von Spitzwegerich beitragen.

Tee aus Spitzwegerich selber machen

Bei akutem Hustenreiz empfehlen Expertinnen und Experten, etwa dreimal am Tag eine Tasse Spitzwegerich-Tee zu trinken. Dafür bis zu zwei Gramm Spitzwegerich mit heißem Wasser übergießen und zehn Minuten ziehen lassen.

In der Apotheke gibt es Tee in geprüfter Arzneimittelqualität. Wer sich auskennt, kann Spitzwegerich-Blätter auch in der Natur sammeln. Doch Vorsicht: Spitzwegerich nicht mit anderen Pflanzen verwechseln wie dem Breitwegerich, dem Mittleren Wegerich oder dem giftigen Wolligen Fingerhut.

Hustensaft, Sirup und Lutschtabletten aus der Apotheke

Gegen Reizhusten gibt es in der Apotheke außerdem Spitzwegerich-Saft und -Sirup. Gerne wird Spitzwegerich auch mit anderen Arzneipflanzen wie der Malve kombiniert, zum Beispiel in Form von Lutschtabletten. Die Dosierung hängt vom jeweiligen Präparat ab und findet sich in der Packungsbeilage.

Spitzwegerich gegen Juckreiz und Mückenstiche

Als Erste-Hilfe-Maßnahme, zum Beispiel bei Mückenstichen, kann der ausgedrückte Saft der Blätter genutzt werden. Der Pflanzensaft kühlt und lindert den Juckreiz. Die antibiotische Wirkung soll außerdem einer Entzündung des Stichs vorbeugen. Länger haltbar ist eine Spitzwegerich-Tinktur gegen Juckreiz.

Weitere Informationen
Geschnittene Spitzwegerich-Blätter in einem Glas © BR

Spitzwegerich-Tee und -Spray selbst machen

Aus den Blättern der Pflanze lassen sich Tee und eine Tinktur herstellen, die bei Juckreiz und Insektenstichen hilft. mehr

Spitzwegerich: Keine Nebenwirkungen bekannt 

Nebenwirkungen von Spitzwegerich sind nicht bekannt. Vorsichtig sein sollten aber Allergiker. Sie könnten auf Spitzwegerich-Pollen reagieren. Wer ein Präparat mit Spitzwegerich nutzt und Anzeichen einer Allergie bemerkt, sollte die Einnahme sofort beenden. Die einzige Kontraindikation ist eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff.

Babys, Schwangeren und Stillenden wird die orale Einnahme von Spitzwegerich nicht empfohlen, da es für sie keine ausreichenden Daten gibt.

Spitzwegerich: Der Forschungsstand

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat den Einsatz von Spitzwegerich zur Linderung von Schleimhautreizungen im Mund und Rachenraum verbunden mit trockenem Husten anerkannt. Allerdings gibt es keine kontrollierten, klinischen Studien dazu. Die Empfehlung beruht hauptsächlich auf langjähriger Erfahrung, Labor-Untersuchungen und zahlreichen Hinweisen in der Literatur.

Eine Post-Marketing-Studie hat 1997 die Verabreichung eines Hustensafts mit Spitzwegerich bei akuten Atemwegsinfektionen an etwa 600 Patienten untersucht, darunter auch Kinder. Das Präparat zeigte eine positive Wirkung auf die Erkrankungen.

Zur äußerlichen Anwendung von Spitzwegerich auf der Haut gibt es keine offizielle Empfehlung, da hierzu überhaupt keine klinischen Daten vorhanden sind. Die entzündungshemmende, antibakterielle Wirkung einzelner Inhaltsstoffe ist aber aus dem Labor bekannt.

Expertinnen und Experten aus dem Beitrag

Dieses Thema im Programm:

BR Fernsehen | Gesundheit! | 16.07.2024 | 19:00 Uhr

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