Schimmel: Wann muss man Lebensmittel wegwerfen?

Stand: 27.01.2022 13:51 Uhr

Werden Lebensmittel zu lange gelagert, können sie anfangen zu schimmeln und dürfen nicht mehr verzehrt werden. Nur in wenigen Fällen reicht es, lediglich die betroffenen Stellen zu entfernen.

Schimmelpilze kommen überall in der Natur vor. Sie vermehren sich durch Sporen, die über die Luft verbreitet werden. Treffen sie auf Lebensmittel, keimen sie aus und bilden Pilzzellen, die für das Auge oft unsichtbar sind. Verbraucher sehen lediglich den Schimmelrasen auf der Oberfläche, der allerdings nur ein kleiner Teil des Schimmelpilzes sein kann. Letztendlich führt Schimmel zum Verderben von Lebensmitteln.

Ausnahme Edelschimmel

Angeschnittener Camembert in einer Holzdose vor einem Stück Baguette © fotolia Foto: Kristina Rütten
Bei bestimmten Käsesorten wie Camembert bildet Edelschimmel eine schützende Hülle, die mitgegessen wird.

Eine Ausnahme ist Edelschimmel, der bei der Herstellung bestimmter Käsesorten wie beispielsweise Gorgonzola oder Roquefort genutzt wird. Er macht den Käse besonders aromatisch. Auch der typische Weißschimmel, der die Oberfläche von Weichkäsesorten wie Camembert oder Brie überzieht, ist völlig unschädlich und hilft, den Käse zu konservieren. Das Gleiche gilt für bestimmte Salamisorten, bei deren Herstellung Edelschimmelpilze zum Einsatz kommen, die der Wurst ihre typische weißliche Haut verleihen.

Krebserregende Gifte in schimmelnden Lebensmitteln

Die typischen Schimmelpilze, die sich ungewollt auf Nahrungsmitteln ansiedeln, können dagegen die Gesundheit schädigen. Denn sie produzieren krebserregende Gifte, die Mykotoxine. "Das kann akute Vergiftungssymptome hervorrufen wie Erbrechen und Durchfall. Schimmel kann auch leber- und nierenschädigend sein und das Immunsystem in Mitleidenschaft ziehen. Wenn man langfristig verschimmelte Produkte isst, kann das auch krebserregend und erbgutschädigend sein", erklärt Alexandra Borchard-Becker von der Verbraucher Initiative e.V..

Bei jungen gesunden Menschen bringt das Immunsystem den Schimmel schnell unter Kontrolle. Riskanter ist der Genuss verschimmelter Speisen für Patienten mit Diabetes oder Immundefekten. Auch Kinder und Schwangere sollten besonders darauf achten, nichts Verschimmeltes zu essen, da die Giftstoffe zu Fehlbildungen beim Embryo führen können.

Schimmelpilze lassen sich kaum abtöten

In feuchten Lebensmitteln verbreiten sich die Mykotoxine besonders schnell, deshalb sollten diese bei Schimmelbefall immer weggeworfen werden. Die Giftstoffe sind sehr stabil und lassen sich weder durch Erhitzen noch Einfrieren abtöten. Und: Sie befinden sich auch noch in Lebensmitteln, wenn der äußere Schimmel entfernt wurde.

Schimmelnde Lebensmittel: Wegwerfen oder abschneiden?

  • Verschimmeltes Brot vollständig wegwerfen, da nicht direkt sichtbar ist, wie sich das Schimmelgeflecht bereits ausgebreitet hat.
  • Marmelade mit Schimmelflecken ebenfalls komplett entsorgen, denn der Schimmel befindet sich auch auf der Glasfläche, so dass er sich nicht entfernen lässt, wenn der sichtbare Schimmel mit einem Löffel abgetragen wird.
  • Mit Schimmel befallene Milchprodukte vollständig entsorgen.
  • Verschimmeltes Fleisch oder Wurst nicht mehr verzehren.
  • Frisch- oder Schnittkäse mit Schimmel unbedingt wegwerfen. Springt der Edelschimmel von Weichkäse oder von Salami auf andere Käse- oder Wurstsorten über, ist das zwar möglicherweise unappetitlich, aber nicht gefährlich. Die Stellen können einfach weggeschnitten werden.
  • Bei Hartkäse wie beispielsweise Parmesan oder lange gereiften Bergkäse reicht es, eine verschimmelte Stelle großzügig abzuschneiden.
  • Nüsse mit verschimmelten Kernen und Schalen unbedingt aussortieren. Ranzig und bitter schmeckende Nüsse ebenfalls entsorgen. Besonders in Pistazien und Erdnüssen wurden bei Warenproben immer wieder Schimmelpilze festgestellt.
  • Bei festen und harten Obst- und Gemüsesorten wie etwa Möhren kann man kleine dunkle Stellen großzügig entfernen. Das garantiert aber nicht, dass das Gemüse nicht mit Schimmel durchzogen ist. Im Zweifelsfall lieber entsorgen.
  • Wasserreiche Sorten wie Pfirsiche, Birnen, Zitrusfrüchte und Tomaten wegwerfen. In ihnen breiten sich Mykotoxine besonders schnell aus.
  • Eingemachtes, Kompott und Fruchtsäfte ebenfalls direkt entsorgen.

Alexandra Borchard-Becker empfiehlt, im Zweifelsfall lieber einmal mehr etwas wegzuwerfen als einmal zu wenig.

Ware beim Einkauf genau prüfen und nicht zu lange lagern

Damit Lebensmittel gar nicht erst schimmeln, sollte man im Zweifelsfall lieber kleine Mengen kaufen. Bei Obst und Gemüse schon beim Kauf genau prüfen, ob es frei von Druckstellen, Verletzungen oder Schimmel ist. Bei anderen Lebensmitteln auf das Mindesthaltbarkeitsdatum achten. Zwar darf der Handel Waren laut Gesetz nur in einwandfreiem Zustand anbieten, Probeeinkäufe für den NDR Beitrag "Dürfen die das? Schimmel in Lebensmitteln" haben allerdings gezeigt, dass diese Vorgabe nicht immer eingehalten wird.

Nach dem Kauf Nahrungsmittel sauber, kühl und trocken lagern und möglichst rasch verbrauchen. Kühlschrank und Brotkasten am besten einmal pro Woche mit Essigwasser reinigen, dabei alle Brotkrümel entfernen - sie begünstigen Schimmelbefall. Generell gilt: Befallene Lebensmittel sofort entsorgen, da Schimmel "ansteckend" ist.

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