Renale Denervation: Katheter-Eingriff gegen Bluthochdruck
Bei Bluthochdruck kann die renale Denervation (RDN) eine sinnvolle Therapie-Ergänzung sein. Studien zeigen, dass die Nieren-OP den Blutdruck nachweislich senken kann.
Bluthochdruck ist eine häufige Erkrankung, die für eine Vielzahl von kardiovaskulären Komplikationen - wie Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkte sowie Schlaganfälle - verantwortlich ist. Ziel bei der Behandlung von Bluthochdruck ist deshalb die dauerhafte Senkung des Blutdrucks auf normale Werte.
Wenn Lebensstiländerung und Medikamente nicht die erforderliche Senkung des Blutdrucks erzielen, kann die renale Denervation (RDN) eine sinnvolle Therapie-Ergänzung bei einem sogenannten therapieresistenten Bluthochdruck sein.
Nachdem das Verfahren zunächst widersprüchliche Ergebnisse erzielt hatte, ist die positive Wirkung nun in mehreren randomisierten Studien eindeutig nachgewiesen worden. Auch, weil sich die Technik verbessert hat. Aktuelle Nachbeobachtungen über drei Jahre zeigen, dass die erzielte Blutdrucksenkung längerfristig bestehen bleibt.
Was passiert bei einer Nierendenervation?
Das Verfahren wirkt an den Nieren, beziehungsweise an den Arterien, durch die das Blut in die Nieren fließt. Hier enden Fasern des unwillkürlichen Nervensystems, des Sympathikus. Über diese Verbindung steuert das Zentralnervensystem den Blutdruck. Die Regulation des Blutdrucks ist sehr komplex. Je stärker die Nervenaktivität, desto höher der Druck in den Adern. Die Ärzte führen einen Katheter durch die Leistenarterie ein und schieben ihn durch die Hauptschlagader bis in die Niere. Kurzzeitig wird dort Energie abgegeben, um die Nerven zu veröden, die um die Arterie verlaufen. Man spricht auch von Ablation der Nierennerven. Werden die Nerven ausgeschaltet, kann der Blutdruck sinken. Die Nachbeobachtung über drei Jahre hat keine langfristigen Nebenwirkungen an den Nierengefäßen ergeben. Dass die Nieren auch ohne diese Nerven gut funktionieren weiß man schon, seit es Nierentransplantationen gibt. Dabei funktioniert die Spenderniere auch ohne diese Nerven.
Mögliche Komplikationen des Eingriffs
Der Eingriff dauert etwa 40 bis 60 Minuten und wird im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes durchgeführt. Das Verfahren ist komplikationsarm, Nebenwirkungen sind natürlich trotzdem möglich. (Quelle: Deutsche Hochdruckliga)
Häufig, aber vorübergehend und nicht schwerwiegend:
- Übelkeit und Erbrechen
- Probleme mit der Verwendung von Schmerz- oder Beruhigungsmitteln während oder nach dem Eingriff
- Schmerzen und Hämatome an der Katheter-Einstichstelle in der Leistengegend
Gelegentlich, aber in der Regel beherrschbar:
- Verletzungen an der Niere, die aber noch während des Eingriffs behandelt werden können.
- Störungen des Herzrhythmus,
- Embolie - Bildung und Ablösung eines Blutgerinnsels
- Gefäßverletzungen, die einen chirurgischen Eingriff erforderlich machen
Katheter-Therapie wirkt nicht bei allen Betroffenen
Die Wirkung der OP setzt nicht unmittelbar, sondern in der Regel erst nach drei bis sechs Monaten ein. Vor allem für Betroffene, die ihre Blutdruckmedikamente nicht vertragen oder die ein hohes Herzinfarktrisiko haben, für Diabetiker und nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall gilt der Kathetereingriff als sinnvolle zusätzliche Option bei therapiersistentem Bluthochdruck..
Die Denervation funktioniert bei etwa 70 Prozent der bisher behandelten Menschen mit Bluthochdruck gut, bei 30 Prozent nicht. Warum das so ist, ist noch nicht geklärt - eventuell liegt in diesen Fällen die Ursache des Bluthochdrucks woanders oder der Nerv ist bei der Verödung nicht richtig getroffen worden.
Diese Kriterien sollten erfüllt sein
Die renale Denervation gehört bislang nicht zur Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen. Viele Expertinnen und Experten für Bluthochdruck sehen aber die dringende Notwendigkeit, die Therapiemöglichkeiten zu erweitern und setzen sich für die Zertifizierung qualifizierter Zentren ein. Darüber hinaus nennen sie Kriterien, die vor einer renalen Denervation erfüllt sein sollten:
- Blutdruck weit oberhalb des Zielbereichs (Systolischer Wert über 160 mmHg bzw. über 150 mmHg bei Diabetes mellitus) trotz Einnahme dreier verschiedener Blutdruckmedikamente
- Ausschluss einer heilbaren Bluthochdruckursache, wie Phäochromozytom, Lakritzvergiftung, Conn-Syndrom, Nierenarterienstenose oder Schlafapnoe.
- Therapieresistenter Bluthochdruck gesichert in der 24-Stundenmessung
- Ausreichend gute Nierenfunktion (Kontrastmittelgabe)
Heute gibt es deutschlandweit spezialisierte Zentren, die über besonders große Erfahrung mit dieser Technik verfügen und daher die besten Chancen haben, geeignete Patienten gegenüber ihrer Krankenkasse zu unterstützen. Auskunft über diese Zentren bietet die Deutsche Hochdruckliga.
Experten und Informationen zum Thema