Eine Frau hält sich den Bauchbereich, auf dem ein Magen-Darm-Trakt-Grafik zu sehen ist. © Colourbox Foto: -

Reizdarm: Sind freiverkäufliche Mittel und Tests wirksam?

Stand: 01.02.2021 16:31 Uhr

Geschätzt etwa elf Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einem Reizdarm-Syndrom: Bauchkrämpfe, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall bestimmen ihren Alltag.

Warum der Darm rebelliert bleibt oft unklar. Weil Ärzte bei einem Reizdarm oft nicht weiterhelfen können, greifen viele Betroffene zu freiverkäuflichen Mitteln und Tests. Die Hersteller werben offensiv mit Abhilfe - doch was ist dran an den Versprechen?

Probiotika: Können Bakterien bei Reizdarm helfen?

Werbung für Kapseln mit Probiotika findet sich überall. Eine Studie zu Bifido-Bakterien kam zu dem Ergebnis, dass sie bei etwa einem Drittel der Studienteilnehmenden die Beschwerden linderten. Bei vielen anderen Betroffenen passierte hingegen gar nichts oder die Probleme nahmen sogar zu. Und wenn Probiotika helfen, dann nur für einige Wochen. Danach kehren die Beschwerden zurück, denn auch wenn die Probiotika die Darmflora verändern, hat diese die Tendenz, immer wieder zu ihrer Ursprungsform zurückzufinden.

Kapseln mit Probiotika sind für Reizdarm-Geplagte trotzdem einen Versuch wert: Bei einigen Betroffenen können sie die Beschwerden vorrübergehend lindern, heilen können sie sie aber nicht.

Fragwürdiger Nutzen von Selbsttests

Selbsttests, bei denen eine Stuhlprobe eingeschickt und analysiert wird, sollen laut Hersteller Auskunft über den Zustand der Darmschleimhaut geben. Also etwa, ob Entzündungs- oder Verstopfungsauslöser vorhanden sind, wie es um das Immunsystem bestellt ist und ob es ausreichend Bakterien im Darm gibt, die die Schlafqualität beeinflussen.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten hält solche Selbsttests für teuer und sinnlos, weil sich aus der Analyse keinerlei Hinweise auf spezifische Erkrankungen ableiten ließen. Denn das Mikrobiom lässt sich in seiner Gesamtheit gar nicht im Stuhl finden. Es gibt auch Bakterien, die an der Darmwand leben und gar nicht zu erreichen sind - also auch nicht untersucht werden können.

Mit dem Testergebnis bekommen die Einsender zudem meist sehr allgemeine Empfehlungen zur Ernährung - und fast immer werden ihnen weitere Produkte des Herstellers empfohlen, mit denen sich die Zusammensetzung der Darmbakterien verbessern soll. Außerdem suggerieren solche Tests, dass man sich problemlos selbst diagnostizieren und dann auch behandeln kann. Dabei könnten schwere Erkrankungen leicht übersehen werden, wie Experten warnen.

Fachärzte bieten Provokationstests an

Von den teuren Selbsttests sollte man also besser die Finger lassen, denn medizinisch relevante Ergebnisse liefern sie nicht - schon gar nicht bei Reizdarm-Beschwerden. Um den Einfluss von Nahrungsmitteln zu untersuchen, kann dagegen ein sogenannter Provokationstest hilfreich sein, der von Fachärzten durchgeführt wird.

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