Meniskusriss: Frau fasst sich ans Knie, darüber liegt eine 3D-Grafik vom Kniegelenk © IMAGO / Zoonar Foto: Yuri Arcurs

Meniskusriss: Wann ist eine OP sinnvoll?

Stand: 17.07.2024 13:20 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Schmerzen im Knie bei Belastung oder Druck sind typische Symptome für einen Meniskusriss. Welche Behandlung hilft? Und wann ist eine OP sinnvoll?

von Beate Wagner

Jeder Mensch hat im Kniegelenk je einen Innenmeniskus und einen Außenmeniskus. Die Faserknorpel sind wie ein Halbmond geformt, unterteilen die Gelenkhöhle des Knies (links und rechts oder innen und außen) und dienen als Stoßdämpfer.

Grafik vom Meniskus am Knie © PantherMedia / Gina Bringman Foto: Gina Bringman
Der Meniskus ist wie ein Halbmond geformt und liegt in der Gelenkhöhle des Knies.

Der Meniskus liegt zwischen den stark gekrümmten Gelenkköpfen des Oberschenkelknochens (oben) und der flachen Gelenkpfanne des Schienbeins (unten). Vergleichbar mit den Bremsklötzen eines Autos dämpft er im Gelenkspalt Stöße, stabilisiert das Gelenk und verteilt Lasten, die auf das Kniegelenk wirken und sonst zu Verletzungen führen könnten.

Meniskusriss: Fakten in Kürze

Der Meniskus dämpft im Knie hohe Belastungen an den Gelenkflächen.

Meniskusriss am Knie: Ursachen

Nicht selten wirken unphysiologische Kräfte, zum Beispiel beim Sport, zu stark auf das Meniskusgewebe - und es kommt zu einem Meniskusschaden oder gar zu einem Meniskusriss. Zur Verletzung des Meniskus kommt es typischerweise bei ruckartigen Drehbewegungen oder beim schnellen Beugen oder Strecken. Der Meniskusrand kann dabei zwischen die Gelenkkörper geraten und ganz oder teilweise reißen. Häufiger passiert das beim Innenmeniskus als beim Außenmeniskus. Denn der Innenmeniskus ist jeweils fest mit dem benachbarten Seitenband des Kniegelenks verwachsen und so weniger beweglich als der Außenmeniskus. Besonders gefährlich in Bezug auf Meniskusrisse und Meniskusschaden sind Sportarten wie: Tennis, Skifahren oder Fußball.

Doch nicht nur traumatische Erlebnisse beim Sport erschweren das Leben der faserigen Gelenkringe. Es gibt auch verschiedene Berufe, die mit einem erhöhten Risiko für eine Meniskusläsion (Meniskusschaden) oder einen Riss im Knorpel einhergehen. Häufige Beschwerden oder eine Verletzung an den Menisken haben zum Beispiel Handwerker, die viel in der Hocke arbeiten wie Fliesenleger. Eine weitere häufige Ursache für einen Knorpelschaden sind Achsenfehlstellungen des Beins, also ein X- oder O-Bein.

Meniskusriss durch Verschleiß

Eine Meniskusverletzung kann zudem durch degenerativen Verschleiß entstehen. Der Arzt spricht auch von Arthrose. Unter der Last des Körpers wird das Meniskusgewebe in der Gelenkkapsel mit fortschreitendem Alter immer dünner. Schon ab dem 40. Lebensjahr weist das Gewebe meist Verschleißerscheinungen auf. Dadurch können Meniskusrisse schon bei sehr geringer oder sogar ganz ohne äußere Krafteinwirkung entstehen.

Welche Symptome sind typisch für einen Meniskusriss?

Zu den typischen Beschwerden eines Meniskusriss zählt ein belastungsabhängiger, wandernder Schmerz im Kniegelenk und ein Druckschmerz über dem betroffenen Gelenkspalt innen oder außen. Oft ist nur noch eine reduzierte Belastung im Kniegelenk möglich, die Bewegung im Bein ist eingeschränkt. Die Betroffenen hinken oft zur Entlastung. Bei vielen ist das Kniegelenk zudem geschwollen und zunehmend instabil. Es kommt immer wieder zu Ergüssen. Der Oberschenkelmuskel wird zunehmend schwach.

Nicht selten treten auch Einklemmungserscheinungen oder Gelenkblockaden auf. Wenn nur ein Teil vom Gelenkknorpel abgerissen ist, kann dieses Stück eingeklemmt werden und das Kniegelenk schmerzhaft blockieren. Gelegentlich spüren Patienten und Patientinnen bei der Bewegung des Knies auch ein "Schnappen" über dem Gelenkspalt. Ist Verschleiß die Ursache des Meniskusriss, sind Symptome meist weniger deutlich. Die Betroffenen spüren vor allem bei Belastung zunehmende Schmerzen im Kniegelenk. Zusätzlich fühlt sich das Knie über Wochen immer instabiler an.

Diagnose: Mechanische Untersuchung mit Drehtests und Beugetests

Nach einer akuten Sportverletzung oder bei chronischen Schmerzen im Knie sollte sich ein Facharzt oder eine Fachärztin für Orthopädie das betroffene Kniegelenk genau anschauen. Neben einer Anamnese und einer fundierten körperlichen Untersuchung untersucht das Expertenteam das betroffene Kniegelenk auf Schwellungen, Ergüsse und typische Schmerzlokalisationen. Mithilfe bestimmter Drehtests, Beugetests und Übungen mit Druck auf die Menisken prüft Ärztin oder Arzt mechanisch, welcher Teil des Meniskus betroffen ist.

So zeigt beispielsweise der sogenannte McMurray-Test eine Schädigung im hinteren Teil des Meniskus an. Mit dem Bragard-Test lässt sich prüfen, ob es eine Läsion im mittleren Teil gibt. Manchmal ereignen sich Meniskusrisse in Kombination mit anderen Knieverletzungen. Wenn neben der Innenmeniskusverletzung auch noch das Innenband und das vordere Kreuzband gerissen sind, sprechen Mediziner von einer "Unhappy Triad".

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Die sichere Diagnose stellen die Ärztinnen und Ärzte mit dem bildgebenden Verfahren der Kernspinuntersuchung. Mithilfe des MRT können Knochen, Knorpel und Weichteile genau dargestellt und Begleitverletzungen beurteilt werden - anders als beim Röntgen. Sollte nach einem MRT weiterhin unklar sein, ob ein Meniskusriss oder ein anderer Meniskusschaden vorliegt, empfiehlt sich eventuell eine arthroskopische Untersuchung, also eine Kniegelenkspiegelung oder Arthroskopie. Bei dem Eingriff kann ein Meniskusriss oft auch schon operiert werden.

Therapie des Meniskusriss ist individuell

Bei einem Meniskusriss ist der Meniskus entweder an verschiedenen Stellen eingerissen oder vollständig durchtrennt. Es gibt den Längsriss, den Querriss, den Korbhenkelriss, den Horizontalriss oder den Lappenriss. Bei Letzterem löst sich ein Teil des Meniskus als Lappen ab. Der Lappen kann dann in das Gelenk hineinragen und Schmerzen verursachen. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, um einen Meniskusriss zu behandeln: entweder die konservative Physiotherapie. Diese Therapie stärkt vor allem die Beinmuskulatur, baut Kraft auf und stabilisiert das Knie. Oder die operative Meniskusteilresektion.

Behandlung: Muss ein Meniskusriss operiert werden?

Wann die konservative Physiotherapie oder die operative Meniskusteilresektion oder gar Meniskusresektion das bessere Verfahren ist, entscheiden Ärzte und Ärztinnen bei jedem Patienten individuell. Generell gilt: Das Ziel ist, so wenig Gewebe wie möglich zu entfernen, damit der Meniskus noch seine Funktion behält. Bei der Meniskusteilresektion wird demnach nur wenig vom Meniskus weggeschnitten. Bei der Meniskusresektion wird hingegen ein ganzer Bereich des Meniskus entfernt.

Die Behandlung eines Meniskusrisses hängt von verschiedenen Faktoren ab: Größe und Lage des Risses, aber auch von Alter, Sportlichkeit und den Schmerzen des Patienten oder der Patientin. Bei schon lange bestehenden Rissen, die starke Beschwerden verursachen, raten Ärztinnen eher zur Meniskusteilresektion. Auch größere und instabile Meniskusrisse, bei denen sich Teile des geschädigten Meniskus in das Gelenk zwischen Oberschenkel und Unterschenkel einschlagen, sollten operiert werden.

Bei einem nicht traumatisch entstandenen Riss, bei dem aber viel Meniskusgewebe entfernt werden müsste, wird meist eine konservative Therapie ohne OP empfohlen. Auch das Alter wird in die Entscheidung einbezogen: Bei älteren Patienten raten Ärzte immer öfter von einem operativen Eingriff ab.

Behandlung mit OP: Arthroskopischer Eingriff

Grafik vom Meniskusriss am Knie und Darstellung der Meniskusteilresektion © PantherMedia / Roberto Biasini Foto: Roberto Biasini
Bei der Arthroskopie wird ein optisches Instrument in das Kniegelenk eingeführt und der Meniskus repariert.

Die operativen Eingriffe werden heute in der Regel arthroskopisch durchgeführt. Bei der Arthroskopie wird ein optisches Instrument (Arthroskop) in das Kniegelenk eingeführt und der Meniskus dann unter Einsicht repariert. Die Mediziner verwenden dabei minimalinvasive Geräte, die ebenfalls in das Gelenk eingeführt werden. Nach einem solchen chirurgischen Eingriff bleiben nur drei sehr kleine, punktförmige Narben zurück.

Unterschied: Meniskusteilentfernung und Meniskusnaht

Neben der Meniskusteilentfernung gibt es die Möglichkeit der Behandlung durch Meniskusnaht. Bei der Meniskusnaht wird der Riss mit verschiedenen chirurgischen Fäden oder mit speziellen kleinen Stiften fixiert. Diese sogenannten Meniskuspfeile bestehen aus einem Material, das der Körper später selbst auflösen kann. Wenn allerdings große Bereiche des Meniskus eingerissen oder abgerissen sind, muss der Chirurg oder die Chirurgin alle zerstörten und beweglichen Anteile entfernen. Ziel ist immer, so viel gesundes Meniskusgewebe wie möglich zu erhalten.

Muss der Meniskus fast vollständig entfernt werden, kann in Einzelfällen auch eine Meniskustransplantation infrage kommen. Dabei wird ein Implantat aus Kollagen als Ersatz für den Meniskus implantiert. Noch vor 30 Jahren wurde bei Meniskusverletzungen oder Meniskusrissen meist der gesamte Stoßdämpfer entfernt. Heute versucht man, so viel Gewebe wie möglich zu erhalten. Denn: Je mehr Faserknorpel entfernt wird, desto größer ist auch das Risiko für eine nachfolgende Arthrose, also den Gelenkverschleiß.

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Physiotherapeutische Nachbehandlung

Der Erfolg der Meniskusoperation hängt auch von der Qualität der physiotherapeutischen Nachbehandlung ab. Bereits in den ersten Tagen nach dem Eingriff sollte damit begonnen werden. Dabei stehen Muskelaufbau sowie Koordinations-, Stabilitäts- und Gleichgewichtsübungen im Vordergrund. Je nachdem, welcher Arbeit die Betroffenen nachgehen, kann diese nach einer Entfernung der beschädigten Meniskusteile schnell wieder aufgenommen werden. Für Büroarbeit sind ein bis zwei Wochen Arbeitsunfähigkeit üblich. Arbeiten Patienten körperlich, müssen viel laufen und heben, dauert die Arbeitsunfähigkeit bis zu zwölf Wochen.

Nach etwa sechs Wochen können Operierte wieder längere Strecken wandern, joggen oder Radfahren. Viele Menschen brauchen aber ein paar Monate, bis sie sich wieder bei allen Aktivitäten wohl und sicher fühlen. Manche Beschwerden, wie etwa leichte Schmerzen beim Treppenlaufen, Hocken oder Knien, können trotz Operation bestehen bleiben. Auch wenn die Eingriffe heute meist gute Ergebnisse bringen, gibt es also keine Garantie auf Heilung.

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Dieses Thema im Programm:

NDR | Die Bewegungs-Docs | 17.10.2023 01:25 Uhr

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