3D Darstellung einer Krätzmilbe © IMAGO/Science Photo Library Foto: Science Photo Library

Krätze: Symptome der Hautkrankheit erkennen und behandeln

Stand: 30.06.2024 12:05 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Bei Krätze (Skabies) verursachen Milben eine Hautkrankheit mit starkem Juckreiz und Hautbläschen als Symptome. Eine schnelle Behandlung ist wichtig, um die Ansteckung anderer und schwere Formen zu vermeiden.

von Lucia Hennerici

Krätze wird von Ärztinnnen und Ärzten auch Skabies genannt (auf Englisch: Scabies ). Die Hautkrankheit wird durch die Skabiesmilbe (Krätzmilbe) verursacht - also durch einen Parasiten. Die Erkrankung zählt darum zu den Parasitosen. Betroffene leiden unter starkem Juckreiz befallener Hautstellen und kratzen sich massiv, daher stammt auch der deutsche Begriff Krätze.

Die ersten Symptome der Hautkrankheit treten zwei bis fünf Wochen nach der Anteckung auf (Inkubationszeit). Patientinnen und Patienten sind aber schon vorher ansteckend und können die Krätzmilben durch Körperkontakt weitergeben, ohne es zu wissen.

Krätze: Die Fakten auf einen Blick

In der Regel kann Krätze (Skabies) bei rechtzeitiger Diagnose mit Cremes oder Tabletten gut behandelt werden.

Symptome: Bläschen auf der Haut und Juckreiz

Krätze ist eine Hautkrankheit und auch die klassischen Symptome betreffen typischerweise die Haut. Häufige Symptome sind:

  • starker Juckreiz (Pruritus), besonders nachts und bei Bettwärme
  • Brennen der Haut
  • Bläschen, Pusteln oder Knötchen auf der Haut, Bläschen können einzeln oder in Gruppen (flächig) auftreten und enthalten Flüssigkeit oder Eiter
  • Verkrustungen nach dem Platzen der Bläschen
  • (allergischer) Hautausschlag
  • Milbengänge, meist dunkle, bräunlich-rote, feine und unregelmäßige Linien in der Haut, Milbengänge können auch weißlich-grau erscheinen.

Woher kommen die roten Linien auf der Haut bei Krätze?

Bei Krätze sieht man auf der Haut unregelmäßig gewundene, wenige Millimeter bis einen Zentimeter lange Milbengänge, an deren Ende sich manchmal ein kleines Bläschen ausbildet. Zusätzlich entsteht ein Ausschlag mit Rötung und Bläschen. Er ist für den starken charakteristischen Juckreiz verantwortlich, der typischerweise in der Nacht zunimmt.

Verwechslungsgefahr bei Symptomen: Krätze oder Allergie?

Häufig wird die Erkrankung erst nicht erkannt, weil viele Ärzte die entzündeten Hautareale für eine allergische Reaktion halten und falsch behandeln. So können sich die Milben weiter vermehren und auf andere Menschen übertragen werden. Wichtig ist deshalb, Informationen zum Vorkommen von Krätze im Bekanntenkreis an den behandelnden Arzt oder Ärztin weiterzugeben.

Ansteckung: Wie bekommt man Krätze?

Krätzmilben können den Menschen auf mehreren Wegen befallen, am häufigsten passiert das von Mensch zu Mensch über direkten Körperkontakt:

  • Hautkontakt bei klassischer Krätze: Zur Ansteckung kann es bei intensivem Hautkontakt über mindestens fünf bis zehn Minuten auf großer Fläche kommen - beispielsweise beim Sex oder Kuscheln, wenn Kinder länger gemeinsam Spielen, oder in der Pflege bei der Körperpflege Hilfsbedürftiger. Eine kurze Berührung beim Händeschütteln reicht nicht zur Ansteckung mit Krätze aus, denn die Milben bewegen sich recht langsam.
  • Hautkontakt bei Borkenkrätze (Scabies crustosa): Das Risiko, sich mit Krätze anzustecken, steigt mit der Anzahl der Milben auf der Hautoberfläche - und bei Scabies crustosa können sich Millionen Milben auf der Haut befinden. Bei der Borkenkrätze können deshalb schon abgelöste Hautschuppen Milben tragen und zur Ansteckung - selbst bei nur kurzem Hautkontakt - führen.
  • Ansteckung durch Gegenstände: Eine Übertragung der Krätzmilben durch Gegenstände wie gemeinsam genutzte Decken, Sitzpolster oder Kleidung ist theoretisch zwar möglich, aber sehr selten. Die Milben bewegen sich langsam und können außerhalb eines Wirtes in unserem Klima nur rund 48 Stunden überleben. Die Risiken einer Ansteckung über Gegenstände ist durch die große Milbenanzahl bei der Krätzeform Scabies crustosa allerdings erhöht.

Risiko für Krätze steigt durch Leben auf engem Raum

Für die Hautkrankheit Krätze sind hierzulande besonders Menschen in Gemeinschaftseinrichtungen anfällig - besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Ältere. Deshalb kann Skabies auch für Menschen in Pflegeeinrichtungen zur Gefahr werden. Auch gute Hygiene kann eine Ansteckung bei einem Leben auf engem Raum oft nicht verhindern.

Inkubationszeit bei Krätze

Bei einer Erstbesiedelung mit Krätzmilben treten die ersten Symptome zwei bis fünf Wochen nach der Übertragung auf. Wer vorher bereits an Krätze erkrankt war, kann bei einer neuen Infektion nach ein bis vier Tagen Symptome bemerken.

So verläuft die Hautkrankheit Krätze

Pusteln am Bein eines jungen Mannes, hervorgerufen durch Krätze-Infektion © IMAGO / Depositphotos Foto: Depositphotos
Durch Krätze-Infektion hervorgerufene Pusteln

Die Krätze wird nur von weiblichen Milben ausgelöst. Mit einem Durchmesser von etwa 0,5 Millimetern sind sie auf der Haut nur als kleiner Punkt sichtbar. Nach der Paarung auf der Hautoberfläche stirbt das Männchen schnell. Die weibliche Milbe nutzt inzwischen ihre kräftigen Mundwerkzeuge, um sich in die oberste Hautschicht zu graben - am liebsten dort, wo es warm und die Haut dünn ist. Die Milbe gräbt tunnelförmige Gänge (Milbengänge) und legt ihre Eier ab. Nach zwei bis sechs Tagen schlüpfen daraus Larven, die an die Hautoberfläche ausschwärmen und sich dort in Hautfalten innerhalb von zwei bis drei Wochen zu geschlechtsreifen Milben entwickeln.

Krätzmilben bevorzugen dünne Hautstellen

Bestimmte Hautpartien sind für Krätzmilben besonders attraktiv, weil dort die Hornschicht dünn ist und sich die Milbengänge leichter anlegen lassen. Außerdem mag es die Milbe gern warm. Deshalb zeigen sich an folgenden Stellen besonders oft Symptome:

  • zwischen Fingern und Zehen (Interdigitalfalten)
  • in der Achselhöhle
  • um die Brustwarzen (Brustwarzenvorhöfe)
  • am Bauchnabel
  • im Genitalbereich (vor allem am Penisschaft und um den Anus)

Bei Kindern tritt die Krätze auch auf der behaarten Kopfhaut sowie an den Innenflächen von Händen und Füßen auf. Generell kann sich der Hautausschlag aber auch dort ausbreiten, wo die Milbe nicht direkt sitzt - und sogar den ganzen Körper befallen.

Immunsystem reagiert auf Krätzmilben

Krätzmilben sondern kein Gift wie beispielsweise Wespen ab. Sie greifen ihren menschlichen Wirt auch sonst nicht direkt an. Die weiblichen Skabiesmilben graben lediglich sogenannte Milbengänge in die oberen Hautschichten: Tunnel für die Eiablage, die man mit dem Auge als gewundene Linien (bräunlich-rot oder weiß-grau) erkennen kann.

Auch die Gänge selbst verursachen nicht die typischen Symptome wie Juckreiz, Rötungen und Schmerzen. Die Beschwerden entstehen durch eine Immunreaktion auf die Krätzmilbe und ihre Abfallprodukte. Der eigene Körper löst durch Botenstoffe Entzündungen mit Juckreiz, Schwellungen, Schmerzen und Rötungen aus, um die Parasiten loszuwerden.

Krätze behandeln

Für eine effektive Behandlung muss der Auslöser der Reaktion, die Krätzmilbe, beseitigt werden. Meist werden dazu Cremes mit Permethrin eingesetzt. Ziel der ärztlichen Behandlung ist es, die Milben, Larven und Eier abzutöten und eine Linderung des Juckreizes zu erreichen. Deshalb müssen die Medikamente sowohl giftig für Larven und Milben (skabizid) als auch für die Eier (ovozid) sein.

Cremes gegen Krätze

Zum Abtöten werden Cremes und Lotionen mit den Wirkstoffen Permethrin, Benzylbenzoat oder Crotamiton verwendet. Behandelt werden nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihre Kontaktpersonen. Wichtig ist, dass der Körper lückenlos eingecremt wird. Bei leichten Fällen von Krätze kann schon eine flächendeckende Anwendung mit Permethrin-Creme reichen, um die Erkrankung loszuwerden. Lokale Nebenwirkungen durch die Creme gelten nach den Leitlinien zur Krätze-Behandlung als selten.

Den Juckreiz lindern dann Cremes mit Kortison. Problematisch ist, dass fünf bis zehn Prozent der Krätzmilben schon gegen die üblichen Medikamente resistent sind. Deshalb kann während der Behandlung ein Wechsel der Cremes nötig werden.

Tabletten gegen Krätze

Obwohl gegen Krätze in der Regel Antiparasitika in Form von Cremes eingesetzt werden, sind seit 2016 auch Tabletten in Deutschland für eine Behandlung zugelassen: Diese Tabletten enthalten den Wirkstoff Ivermectin. In der Regel reicht bereits eine einmalige, auf das Körpergewicht abgestimmte Dosis (200 Mikrogramm pro Kilogramm) aus, um sämtliche Milben innerhalb von 24 Stunden abzutöten. Sicherheitshalber werden zwei Tabletten im Abstand von zehn Tagen eingenommen.

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