Kokosöl - schädlich oder gesund?
Kokosöl werden viele gesundheitliche Vorteile nachgesagt. Doch das Gegenteil ist der Fall: Das Öl aus der Kokosnuss enthält viele gesättigten Fettsäuren, die den Cholesterinspiegel verschlechtern können.
Kokosöl ist das Öl, das aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnen wird. Sowohl in der Küche als auch zur Haut- und Haarpflege kann es verwendet werden. Im Netz findet man immer wieder Anpreisungen zu den angeblichen gesundheitlichen Vorteilen: So soll das Öl beim Abnehmen helfen, vor Herzkreislauferkrankungen schützen und antimikrobiotisch wirken. Auch gegen Karies, Krebs, Alzheimer und Masern sei es potent. Ein wirklicher Alleskönner, glaub man den Zuschreibungen.
Belastbare wissenschaftliche Nachweise dafür, dass das Öl besonders gesund ist, gibt es nicht. Das zeigt auch die Bewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa): Sie hat für Kokosöl keine sogenannten Health Claims zugelassen. Das sind gesundheitsbezogene Aussagen, mit denen ein Lebensmittel beworben werden darf. Für Kokosöl ist eine solche Werbung mit gesundheitlichen Vorteilen nicht zulässig.
Kokosöl: Reich an ungünstigen gesättigten Fettsäuren
Kokosöl hat vor allem einen großen Nachteil: Es besteht zu über 80 Prozent aus gesättigten Fettsäuren. Diese kommen vor allem in tierischen Produkten vor und erhöhen bei häufigem Verzehr das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Durch ein Zuviel an gesättigten Fettsäuren steigen der Gesamt-Cholesterin-Wert und das ungünstige LDL (low density lipoprotein) im Blut an. Es kann zu krankhaften Einlagerungen in den Gefäßwänden, einer Atherosklerose, kommen.
Diesen Negativ-Effekt auf die Blutfettwerte konnten Forschende bei Kokosöl nachweisen. Das Resümee einer Übersichtsarbeit von 2016, die 21 Studien ausgewertet hat: Kokosöl erhöht deutlich das Gesamt-Cholesterin und LDL, mehr als zum Beispiel andere Küchenöle aus Raps und Oliven.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) empfehlen, Kokosöl nur sparsam zu gebrauchen, die American Heart Association (AHA) rät wegen seines ungünstigen Fettsäure-Spektrums seit 2017 davon ab, Kokosöl zu verzehren.
Mittelkettige Fettsäuren im Kokosöl: Leicht verdaulich
Kokosöl ist besonders leicht verdaulich und bekömmlich. Das liegt daran, dass es sich bei einem großen Teil der gesättigten Fettsäuren im Kokosöl um mittelkettige Fettsäuren (MKT) handelt. Sie sind relativ gut löslich im wässrigen Darmmilieu, können vom Körper schneller gespalten werden als langkettige Fettsäuren oder zum Teil auch ungespalten aufgenommen werden. Zu den mittelkettigen Fettsäuren im Kokosöl zählen vor allem Laurinsäure, Caprin- und Caprylsäure. Laurinsäure soll teilweise sogar 50 Prozent der Fettsäuren im Kokosöl ausmachen.
Wirkt Kokosöl antimikrobiell?
Dem Kokosöl wird zugeschrieben, dass es Viren, Bakterien und Pilze wirkungsvoll bekämpfen kann. Deshalb verwenden einige Menschen es bei Erkältung oder Halsschmerzen, aber auch zum Reinigen des Mundraums, zum Beispiel in Form von Ölziehen im Ayurveda. Auch bei Herpes, Masern oder Hautwunden setzen einige es ein. Laut der British Nutrition Foundation gibt es keine fundierten Studien, die antimikrobielle Effekte im Körper des Menschen nachweisen. Hautärzte verweisen jedoch auf wissenschaftliche Hinweise, dass Kokosöl präventiv bei leichter Neurodermitis und bei einer leichten Form der Schuppenflechte helfen kann.
Kokosöl in Maßen nicht bedenklich
In geringen Mengen und gelegentlich spricht nichts gegen das Verwenden und den Genuss von Kokosöl. Es kann in der Küche durch seinen Geschmack bereichern und wird vor allem für asiatische Gerichte häufig verwendet. Der Vorteil von Kokosöl ist, dass es sehr hoch erhitzbar ist. Daher eignet es sich zum Braten.
Haut und Haare: Kokosöl als Feuchtigkeitsspender
In vielen Kosmetikprodukten wie Shampoos, Haarspülungen, aber auch Cremes ist Kokosöl enthalten und auch pur kann das Öl zur Haar- und Körperpflege angewendet werden. Es wirkt feuchtigkeitsspendend für unsere Haut, dringt jedoch nicht in tiefere Hautschichten ein und ist damit nur eine oberflächliche Pflege.
Kokosöl und Kokosfett: Was ist der Unterschied?
Kokosöl und Kokosfett sind grundsätzlich das Gleiche: aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gepresstes Öl. Im Handel wird jedoch oft zwischen nativem Kokosöl und dem meist in Form von Platten verkauften Kokosfett unterschieden.
Natives Kokosöl ist aus frischem Fruchtfleisch gepresst oder aus Kokosnussmilch gewonnen. Wurde es kaltgepresst, heißt das, es wurde nur durch mechanische Verfahren gewonnen, nicht durch Hitze. Das kaltgepresste native Kokosöl enthält daher noch die meisten Nährstoffe, wie zum Beispiel Vitamin E, K und geringe Mengen an Calcium, Eisen, Kupfer und Kalium.
Wurde das Kokosöl warmgepresst, heißt das, dass das Fruchtfleisch auf über 40 Grad erhitzt wurde. Dadurch wird der Prozess effizienter, aber es gehen auch Nährstoffe verloren. Wird das Öl zusätzlich noch raffiniert, sind kaum noch Nährstoffe enthalten. Ein häufiger Prozess der Raffinierung ist zum Beispiel das sogenannte Desodorieren. Dabei wird durch Wasserdampf Aroma und Geruch entzogen, so ist das Öl am Ende geschmacksneutraler.
Der Begriff "Kokosfett" bezeichnet im Handel oft das warmgepresste und raffinierte Kokosöl, ohne Kokosgeschmack und -geruch, aber auch weitgehend ohne Nährstoffe. "Natives kaltgepresstes Kokosöl" ist hingegen nur mechanisch extrahiertes Öl, in dem die Nährstoffe noch enthalten sind. Es ist häufig auch in Bioqualität erhältlich.
Ob Kokosöl flüssig oder fest wird, ist abhängig von der Temperatur. Ab circa 23 Grad schmilzt das Öl und wird klar. Darunter ist es fest und weiß.
Kokosöl hat schlechte Klimabilanz
In der Regel stammt Kokosöl aus Asien. Der Großteil des weltweiten Kokosanbaus findet in Indonesien, auf den Philippinen oder in Indien statt. Dadurch hat Kokosöl lange Transportwege, bis es bei uns in Europa und gegebenenfalls auf dem Teller oder im Körperpflegeprodukt landet. Außerdem braucht der Kokospalmenanbau viel Platz und Wasser. Kokosöl hat insgesamt eine schlechte Klimabilanz.
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