Hüft-TEP: Wann ist ein Austausch der Hüftprothese nötig?

Stand: 05.09.2023 14:24 Uhr

Künstliche Hüftgelenke halten nicht ewig. Komplikationen wie ein Auskugeln des Kunstgelenks (Luxation), Infektionen, Lockerung oder Materialabrieb, können den frühzeitigen Austausch der Hüft-TEP erforderlich machen.

Wenn die Hüfte bei jedem Schritt schmerzt oder nicht mehr belastbar ist, bleibt oft nur die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks, um wieder schmerzfrei beweglich zu werden und moderat Sport treiben zu können. Mehr als 200.000 Hüftprothesen, sogenannte Hüft-Total-Endoprothesen (Hüft-TEP), werden pro Jahr in Deutschland eingesetzt.

Doch die künstlichen Gelenke halten nicht ewig, lockern sich oft früher oder später und verlieren ihren Halt im Knochen. Derzeit rechnet man bei Hüft-TEPs mit einer durchschnittlichen Haltbarkeit von mindestens 15 Jahren. Je jünger die Patientin oder der Patient zum Zeitpunkt der Gelenkimplantation ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann eine Wechseloperation notwendig wird. Doch es gibt auch Komplikationen, die einen früheren Austausch der Hüft-TEP erforderlich machen können.

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Ein künstliches Hüftgelenk besteht aus zwei Teilen: Im Oberschenkelknochen verankert sitzt ein Schaft mit einem beweglichen Kopf, im Becken eine Pfanne mit einem passenden Einsatz, in dem sich der Kopf hin- und herbewegen kann, sodass das Gelenk seine Aufgabe erfüllen kann. Hat der Kopf dabei aber zu viel Spiel, kann er aus der Pfanne herausspringen. Es kommt zu einer Ausrenkung der Hüfte, einer Hüftluxation.

Dafür kann es mehrere Gründe geben:

  • Kommt es bereits in den ersten drei Monaten nach Implantation der Prothese zu einer Hüftluxation (Früh-Luxation), ist dies meist eine Folge der Operation. Für die Implantation einer Hüft-TEP müssen die Strukturen durchtrennt werden, die das Gelenk stabilisieren. Das ist zum einen die Muskulatur rund um die Hüfte, zum anderen die bindegewebige Gelenkkapsel, die Hüftpfanne und Oberschenkelkopf fest umhüllt. Die Gelenkkapsel muss bei der Operation entfernt werden und bildet sich erst mit der Zeit wieder neu. Nach einer Hüft-TEP-Operation besteht die Führung des Gelenks daher "nur" noch aus Muskeln. Das kann das Kunstgelenk instabiler machen und eine Luxation begünstigen.
  • Eine weitere Ursache kann ein schlechter Sitz des Implantats sein. Die Prothese darf weder zu locker noch zu fest sitzen. Das sicherzustellen erfordert viel Erfahrung des Chirurgen.
  • Liegt die Implantation bereits länger zurück (Spät-Luxation), kann eine Infektion der Prothese der Auslöser sein. Kommt es aufgrund einer bakteriellen Infektion zu einer Entzündung des Gelenks, bildet sich Flüssigkeit, die dazu führt, dass der Prothesenkopf nicht mehr richtig in die Gelenkpfanne passt und das Luxationsrisiko steigt. Die Bakterien können zum Beispiel durch andere Implantate, etwa einen Herzschrittmacher, einen Abszess an den Zähnen, eingewachsene und entzündete Zehennägel, eine Gallenblasenentzündung oder Verletzungen in den Körper eindringen und durch die Blutbahn in das künstliche Hüftgelenk gelangen. Das ist von außen oder auf Röntgenbildern nicht zu erkennen. Etwa jede vierte dieser Infektionen bleibt dauerhaft bestehen, führt zum Ausrenken, Schmerzen und Fieber. Eine infizierte Prothese muss ausgetauscht werden, außerdem erfolgt eine Behandlung der Infektion mit Antibiotika.
  • Auch ein Verschleiß der Prothese durch Materialabrieb kann das Risiko für eine späte Luxation erhöhen.

Zwar lässt sich eine ausgerenkte Hüft-TEP in der Regel auch wieder einrenken, doch kommt es wiederholt zu einer Luxation, muss oft zumindest ein Teil der Prothese ausgewechselt werden oder auch das ganze Gelenk.

Muskeltraining nach der Operation

Um das Risiko für ein Auskugeln der Hüftprothese zu verringern, empfehlen Chirurgen und Chirurginnen ein gezieltes Muskeltraining nach der Operation. In den ersten Wochen sind dabei bestimmte Vorsichtmaßnahmen einzuhalten. So sollten etwa die Beine nicht überkreuzt und auch das Sitzen in zu tiefen Möbeln vermieden werden. Sind die Muskeln rund um die Prothese wieder gekräftigt und ist die Gelenkkapsel nachgewachsen, kann das Bein in der Regel wieder in vollem Umfang bewegt werden.

Häufige Gründe für den Prothesenwechsel

Pro Jahr werden in Deutschland mehr als 20.000 Operationen zum Austausch von Hüftprothesen durchgeführt. Die drei häufigsten Gründe dafür sind neben wiederholten Luxationen eine Lockerung des künstlichen Hüftgelenks, eine Besiedlung mit Keimen und Verschleiß der Prothese.

Anzeichen einer lockeren Hüftprothese

Früher oder später lockert sich die Prothese und verliert ihren festen Halt im Knochen. In den meisten Fällen betrifft das die Pfanne, aber auch der Schaft kann sich mit der Zeit lockern. Im Frühstadium der Lockerung ist ein Prothesenverschleiß oft nicht spürbar, denn die Lockerung verläuft zunächst relativ symptomfrei.

Eine beginnende Schaftlockerung kann zu dumpfen oder stechenden Schmerzen im Oberschenkel unter Belastung, also beim Gehen und Stehen, führen. Anlaufschmerzen im Oberschenkel nach dem morgendlichen Aufstehen weisen ebenfalls auf eine Prothesenlockerung hin. Die Schmerzen können dabei bis in die Leiste ausstrahlen.

Auch Klickgeräusche und eine einseitige Beinlängenverkürzung können Zeichen einer Schaftlockerung sein. Bei einer Lockerung der Gelenkpfanne können später ebenfalls Leistenschmerzen, Klickgeräusche in der Prothese sowie eine Beinverkürzung auftreten. Daneben kann es zu einer Luxation oder zu einem "beinahe Auskugeln" (Subluxation) der Hüfte kommen.

OP: Lockere Hüftprothese möglichst schnell austauschen

Der Prothesentausch sollte rechtzeitig erfolgen, um den Knochenverlust so gering wie möglich zu halten. Je länger die Betroffenen eine lockere Hüftgelenksprothese belasten, desto mehr wird die umgebende Knochensubstanz geschädigt - und umso schwieriger wird es, einer neuen Prothese sicheren Halt zu verschaffen. Allerdings ist auf Röntgenbildern nicht immer deutlich zu erkennen, ob sich ein Implantat gelockert hat. Das macht es schwierig, den richtigen Zeitpunkt für die Wechsel-OP zu erkennen. In einigen Fällen helfen Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) weiter. Plötzlich auftretenden Schmerzen in der Leiste sollten Betroffene immer ärztlich abklären lassen und im Zweifel auch eine zweite Meinung einholen.

Hat sich die Hüftprothese gelockert, können Knochendefekte mit Knochenspänen gefüllt und neue Knochensubstanz um die Prothese herum aufgebaut werden. Die Späne bestehen aus Knochengerüst, das zum Beispiel aus abgesägten Hüftköpfen gewonnen und aufbereitet wird. Unter moderater körperlicher Belastung wandern körpereigene Knochenzellen in das eingefügte Knochengerüst und bilden neuen, festen Knochen. Durch das Auffüllen der Defekte mit Knochenmaterial lassen sich Hüftprothesen heute öfter wechseln als früher. Dennoch ist es das Ziel, vorhandene Knochensubstanz zu erhalten und ein möglichst kleines Implantat einzusetzen.

Wechsel-OP auch bei Keimen an der Hüftprothese

Gelangen Bakterien an die Gelenkprothese, muss sie in jedem Fall entfernt werden. Nach einer Antibiotika-Therapie kann dann in einer weiteren Operation ein neues Kunstgelenk eingesetzt werden. In den meisten Fällen tritt eine Keimbesiedelung noch in den ersten Wochen nach der Implantation auf.

Risikofaktoren sind:

Nur selten tritt eine Infektion an der Gelenkprothese längere Zeit nach der Implantation auf.

Austausch bei Verschleiß der Hüftprothese

Wie schnell ein künstliches Hüftgelenk verschleißt, hängt vor allem vom verwendeten Material, der Operationsmethode und der Aktivität der Betroffenen ab. Meist besteht die Kugel aus einer widerstandsfähigen Keramik, die in einer Hüftpfanne aus Keramik oder Polyethylen gleitet. Diese Materialkombination gilt als besonders haltbar. Je besser die Komponenten des künstlichen Gelenks ineinander gleiten, desto länger hält sie in der Regel.

Doch schon geringe Abweichungen können den Verschleiß der Gelenkflächen deutlich beschleunigen und zu einem verstärkten Abrieb führen. Dieser besteht aus winzigen Partikeln, die den Knochen angreifen. In vielen Fällen muss aber nicht die komplette Prothese ausgetauscht werden, sondern nur die verschlissene Komponente, also entweder das Pfanneninlay oder der mit dem Schaft verschraubte Kugelkopf. Je weiter der Verschleiß vorangeschritten ist, desto aufwendiger ist die Operation. Deshalb sollte der Wechsel nicht zu lange herausgezögert werden.

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