Eingewachsener Zehennagel: Was tun, wie behandeln?

Stand: 28.05.2024 16:06 Uhr

Ein eingewachsener Zehennagel (Unguis incarnatus) kann heftige Schmerzen verursachen. Was tun bei akuter Entzündung? Infos zu Ursachen, richtiger Nagelpflege, Hausmitteln, Behandlung beim Podologen und OP.

Ein am großen Zeh eingewachsener Nagel kann schmerzhafte Symptome verursachen. Drückt sich der Nagel seitlich in den Übergang zwischen Nagel und Haut in die sogenannte Nagelfalz, drohen Rötungen und Druckschmerzen. Gelangen Bakterien in die Wunde, kann der Zeh entzünden und dadurch nässen, eitern und unangenehm riechen. Nach einer Weile bildet sich Gewebe, "wildes Fleisch" genannt, über dem Nagel. Dieses Gewebe heißt in der Fachsprache Granulationsgewebe, da seine Oberfläche körnig aussieht.

Seit 2022 ist die Behandlung von eingewachsenen Zehennägeln in Praxen für medizinische Fußpflege (Podologie) Kassenleistung, die gesetzlichen Krankenkassen müssen die Kosten übernehmen.

Ursachen: Falsche Nagelpflege und genetisch bedingter Rollnagel

Die Ursache für das Einwachsen von Zehennägeln liegt häufig in der falschen Pflege, bei der Nägel zu kurz geschnitten oder an den Ecken abgerundet werden. Dadurch wächst der Nagel ins Gewebe ein. So geht es richtig: Zehennägel gerade abschneiden oder abknipsen. Die Nägel sollten dabei lang genug bleiben, so dass die Nagelecken frei auf dem seitlichen Hautrand aufliegen.

Neben einer falschen Nagelpflege gibt es auch erblich bedingte Ursachen: Manche Menschen haben von Natur aus gewölbte oder röhrenartig geformte Nägel, Rollnägel genannt. Diese wachsen durch ihre Form leichter seitlich ins Gewebe. Zudem leiden Menschen mit Schweißfüßen oder Adipositas häufiger unter eingewachsenen Fußnägeln.

Mit Hausmitteln selbst behandeln: Fußbad und Salben können helfen

Unbehandelt kann ein eingewachsener Nagel zu schweren Infektionen führen. Dabei ist häufig der ganze Zeh einschließlich dem Nagelbett entzündet. Es droht schlimmstenfalls eine Infektion des Knochens und am Ende möglicherweise sogar ein Verlust des Zehs.

Wenn ein eingewachsener Zehennagel nicht zu sehr schmerzt und nur leicht entzündet ist, lässt er sich mit Hausmitteln selbst behandeln. Dann kann ein seifenhaltiges, warmes Fußbad Abhilfe schaffen. Anschließend sollten die Füße gut abgetrocknet werden. Desinfizierende und antiseptische Lösungen und Salben können Bakterien an wunden und entzündeten Stellen abtöten, beispielsweise Produkte mit den Wirkstoffen PVP-Jod, Octenidin, Benzalkoniumchlorid oder Alkohol. Hilfreich ist es zudem, unnötigen Druck auf den betroffenen Nagel zu vermeiden. Dies gelingt durch weite und atmungsaktive Socken und möglichst offene Schuhe.

Behandlung beim Podologen: Nagelkorrekturspangen

Individuell von Fachpersonal in Podologien angepasste Nagelkorrekturspangen können dafür sorgen, dass der Zehennagel nicht weiter einwächst. Eine solche Nagelspange wird über dem Nagel angebracht, links und rechts unter dem Nagel eingehakt. Dadurch entsteht ein leichter Druck, durch den die Spange den Nagel anhebt. Das lindert den Schmerz und sorgt nach einigen Monaten dafür, dass der Nagel wieder in seiner ursprünglichen Form oberhalb des Gewebes verläuft.

Wenn bei sehr starken Entzündungen ein Unterhaken mit der Metallspange zu schmerzhaft wäre oder der Nagel sehr dünn ist, können Klebespangen aus gehärtetem Kunststoff geeignet sein. Manchmal kommen auch Kombinationsmodelle in Frage. Eine Nagelkorrekturspange muss im Verlauf der Behandlung alle zwei bis sechs Wochen nachgespannt oder neu aufgebracht werden. Nässt und eitert das Gewebe, sollte die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt aufgesucht werden.

Zehennagel-OP kann dauerhaft helfen

Wenn die Behandlung in der Praxis für medizinische Fußpflege nicht zu einer Besserung führt oder eine genetische Veranlagung zu stark gewölbten Nägeln vorliegt, kann eine OP sinnvoll sein. Dabei werden das entzündete Gewebe und ein Teil des seitlichen Nagels entfernt. An der Stelle, wo sich der Nagel bildet, wird ein Teil der Nagel-Wurzel verödet. So kann der Nagel an dieser Stelle nicht mehr nachwachsen - er wird dauerhaft verschmälert und kann nicht mehr in das Gewebe des Zehs einwachsen.

Erhöhtes Risiko bei älteren Menschen und Diabetes

Eingewachsene Nägel kommen bei älteren Menschen häufiger vor, denn mit höherem Alter werden die Füße und Zehen meist dicker, was das Schneiden der Nägel erschwert. Außerdem fällt älteren Menschen das Nagelschneiden häufig schwer, weil sie sich nicht mehr gut bewegen können. In diesem Fall kann eine kosmetische Fußpflege sinnvoll sein. Dabei müssen die Kosten jedoch selbst getragen werden.

Menschen mit Diabetes haben wegen Durchblutungsstörungen und Nervenschäden ein erhöhtes Risiko für Nagelprobleme und leiden häufig an Wundheilungsstörungen an den Füßen (fachsprachlich Diabetisches Fußsyndrom DFS). Dadurch fühlen sie weniger Schmerzen und entzündete Stellen heilen bei ihnen schlechter ab. Menschen mit Diabetes sollten ihre Füße und Zehennägel daher regelmäßig kontrollieren und bei Veränderungen oder Problemen zum Hausarzt gehen.

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