Herz und Bluthochdruck: Sport machen trotz Pandemie
Von den Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie ist nicht nur der Freizeitsport, sondern häufig auch der Rehasport betroffen. Dabei ist regelmäßige Bewegung gerade für Herzkranke von großer Bedeutung.
Fällt das Training weg, baut der Körper ab, die Leistungsfähigkeit sinkt und der Blutdruck steigt. Denn für das Herz und den Blutdruck spielt das vegetative Nervensystem mit den zwei Gegenspielern Sympathikus und Parasympathikus eine große Rolle.
- Der Sympathikus ist in Stress-Situationen aktiv. Seine Aktivierung führt dazu, dass sich der Herzschlag beschleunigt und dass sich die Blutgefäße zusammenziehen. Die Folge ist ein steigender Blutdruck sowie eine Zunahme der Herzfrequenz. Für den Herzmuskel bedeutet das eine erhöhte Arbeitsbelastung. Und gerade das ist für Herzkranke ungünstig.
- Der Parasympathikus wird als Gegenspieler des Sympathikus durch Sport aktiviert. Er wirkt beruhigend auf den Körper. Über entspannende Botenstoffe verlangsamt er den Herzschlag und senkt den Blutdruck.
Daher ist das regelmäßige Training für Herzkranke so wichtig. In spezialisierten Herzsportgruppen wird ein gezieltes Cardiotraining mit Übungen zu Ausdauer und Kraftaufbau unter ärztlicher Begleitung angeboten. Gerade nach einem frischen Herzinfarkt haben viele Betroffene Angst vor körperlicher Belastung. Sie haben das Vertrauen in ihren Körper verloren. Dieses Vertrauen bekommen sie in der Herzsportgruppe zurück. Finden die Kurse nicht statt, geht das Vertrauen schnell wieder verloren.
Herzsport: Training zu Hause oder in der Natur
Daher ist es wichtig trotz der Corona-bedingten Einschränkungen im Freien oder zu Hause weiter zu trainieren. Eine Pulsuhr kann dabei helfen, die Belastung richtig zu dosieren. Ziel ist es, ein Gespür für die Belastung und Belastungsgrenzen zu entwickeln. Um die Belastbarkeit richtig einzuschätzen, sollte der Blutdruck vor Trainingsbeginn gemessen werden. Ist er etwas erhöht, sollte das Training langsamer begonnen werden. Im Verlauf kann der Blutdruck dann noch mal kontrolliert und die Belastung entsprechend angepasst werden.
Die Übungen sollten einfach sein und ohne großen Aufwand durchgeführt werden können. Einige Beispiele:
- Walken: Beim Walken sind 90 Prozent der gesamten Muskulatur aktiv. Die Belastung lässt sich individuell durch Veränderungen der Laufgeschwindigkeit variieren. Durch den Einsatz von Nordic-Walking-Stöcken kann der Oberkörper zusätzlich trainiert werden.
- Therabänder: Mit ihnen lässt sich ein abwechslungsreiches Training gestalten. Sie können zum Beispiel um einen nicht zu dicken Baum gelegt werden. Jede Hand greift ein Ende des Bandes. Dann werden die Arme gestreckt nach hinten geführt. Das sorgt für eine Aufrichtung und Aufweitung des Oberkörpers. Die Lunge bekommt Platz zum Atmen, sodass mehr Sauerstoff ins Blut gelangt und dem Herzmuskel zur Verfügung steht. Nebenbei ist diese Übung auch gut für die Psyche. Durch das Aufrichten und Öffnen des Brustkorbes entsteht ein Gefühl von Kraft und Stärke.
- Kraftübungen zum Muskelaufbau: Auch sie sollten einfach und dynamisch sein. Denn durch langes Verharren in schwierigen Positionen kommt es schnell zur Überanstrengung und daraus resultierenden Blutdruckspitzen. Gut eignen sich zum Beispiel: Kniebeugen, Ausfallschritte sowie "Aufsteigen, Absteigen" auf und von einem Absatz.
Es bietet sich an, eine feste Zeit dafür zu reservieren. Denn nur so absolviert man das Training auch regelmäßig. Hilfreich ist es, gemeinsam mit einem Freund, einer Freundin oder dem Partner zu trainieren. Übungsvideos im Internet können dabei helfen, einen eigenen Trainingsplan zusammenzustellen. Übungen finden Sie bei den NDR Bewegungs-Docs und HerzInForm.