Herdenimmunität: Ausweg aus der Corona-Pandemie
Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass in Deutschland 80 bis 85 Prozent der Menschen geimpft sein müssten, um eine sogenannte Herdenimmunität gegen das Coronavirus zu erreichen.
Herdenimmunität bedeutet, dass in einer Region der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung so hoch ist, dass das Coronavirus sich nicht mehr von einem zum anderen Menschen überträgt. Ungeimpfte könnten sich durch den Schutz der Herde dann nicht mehr infizieren, die Krankheit würde nach kurzer Zeit verschwinden.
Durch Mutationen höhere Impfquote für Herdenimmunität nötig
Zu Beginn der Pandemie gingen Expertinnen und Experten davon aus, dass eine Impfquote von rund 67 Prozent in Deutschland ausreichend wäre, um die Herdenimmunität zu erreichen. Allerdings hat sich das Coronavirus in der Zwischenzeit gewandelt: Die Mutationen aus Großbritannien, Brasilien, Südafrika oder Indien sind wesentlich effektiver in der Übertragung. Das heißt: Weniger Viren sorgen für eine größere Ansteckungsgefahr. Deshalb ist nach aktuellem Stand eine höhere Impfquote nötig. In Deutschland müssten rund 70 Millionen Menschen immun, also geimpft oder genesen, sein. Das bedeutet: Ohne dass die Jugendlichen einbezogen werden, ist eine Herdenimmunität nicht zu erreichen.
EMA lässt BioNTech-Impfstoff auch für Kinder und Jugendliche zu
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat den Corona-Impfstoff von BioNTech/Pfizer auch für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen. Nach Aufhebung der Impfpriorisierung können sich nun auch Jüngere seit dem 7. Juni impfen lassen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat bisher für diese Altersgruppe aber noch keine Impfempfehlung gegeben.
Israel: Schon Impfquote von 60 Prozent zeigt Schutzwirkung
Aber auch wenn die Impfquote niedriger liegt, ist in der Bevölkerung ein gewisser Schutzeffekt sicher. Das zeigen aktuelle Daten aus Israel. Dort sind bereits über 60 Prozent der Bevölkerung geimpft und es zeigt sich: Die älteren Menschen schützen die jüngeren Jahrgänge - ohne eine vollständige Herdenimmunität erreicht zu haben.
Corona-Impfungen trotz niedriger Inzidenzen wichtig
Es ist wichtig, dass sich viele Menschen impfen lassen, um sich selber und andere zu schützen. Gerade jetzt im Sommer sinkt die Infektionsrate in schnellen Schritten. Doch die Expertinnen und Experten warnen: Die Pandemie ist noch nicht vorbei.
Wer sich gegen eine Corona-Impfung entscheidet, trägt ein hohes Risiko sich zu infizieren. Denn die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus werden mit steigender Impfquote immer weiter zurückgefahren, das Virus bleibt aber. Es wird weiter in der Bevölkerung zirkulieren und in unerkannter Weise weiter unter der Decke des Immunschutzes verbreitet. Dann trifft es auf Menschen, die nicht durch eine Impfung immunisiert sind. Für diese ungeschützten Personen gelten weiter die Risikofaktoren wie Alter oder Grunderkrankungen. Expertinnen und Experten sind sich sicher: Im nächsten Winter wird es noch Fälle mit schwerem Covid-19-Verläufen auf Intensivstationen geben.
Wer braucht möglicherweise eine Corona-Impfauffrischung?
Bisher gehen viele Medizinerinnen und Mediziner davon aus, dass nach der zweiten Impfung der Antikörperspiegel sehr hoch ist und vermutlich erst nach 100 bis 300 Tagen sinkt. Solange ist ein Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf gegeben. Möglichweise benötigen bestimmte Personenkreise eine Impfauffrischung:
- Ältere Menschen, denn bei ihnen nimmt die Immunabwehr schneller ab
- Menschen, die immunsuppressive Medikamente einnehmen
- Organtransplantierte
- Personen mit Erkrankungen, die eine verminderte Immunantwort zur Folge haben
Auch können weitere Coronavirus-Varianten auftauchen, die für alle Geimpften eine Auffrischung nötig machen.