Hallux rigidus: Arthrose verursacht Schmerz im großen Zeh

Stand: 25.09.2023 09:15 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Als Hallux rigidus (lateinisch für "steife Großzehe") wird eine Arthrose des Großzehengrundgelenkes bezeichnet. Durch die Abnutzung des Gelenkknorpels kommt es zunehmend zu Schmerzen im großen Zeh.

Schmerzen beim Laufen, genauer beim Abrollen des Fußes und später auch in Ruhe, sind häufig Symptome bei Arthrose im großen Zeh. Um das Zehengelenk zu schützen, bildet der Körper bei einem Hallux rigidus Extraknochen. Dann reibt bei jeder Abrollbewegung Knochen auf Knochen. Das Gelenk wird zunehmend unbeweglich, entzündet sich und schmerzt. Im Laufe der Zeit werden der Gelenkknorpel oder das ganze Gelenk zerstört.

Ursache für Hallux rigidus: Fehlstellung, Verletzung oder Rheuma

Ursache für einen Hallux rigidus können eine Fehlstellung der Großzehe (Hallux), eine Verletzung im Vorfußbereich oder rheumatische Gelenkentzündungen sein. Tritt ein Hallux rigidus an beiden Füßen auf, kann eine familiäre Veranlagung vorliegen oder eine Grunderkrankung wie Diabetes mellitus, Gicht oder Rheuma.

Symptome: Schmerzen, Taubheit und Überwärmung

Hallux Rigidus (Arthrose im großen Zeh) © PantherMedia Foto: Nicolas Raido
Schmerzen beim Laufen, genauer beim Abrollen des Fußes und später auch in Ruhe, sind häufig Symptome bei Arthrose im großen Zeh.

Durch die verminderte Beweglichkeit des Großzehengrundgelenkes treten vor allem beim Abrollen des Fußes oder beim Tragen weicher Sohlen Schmerzen auf. Im Verlauf der Erkrankung kann es zur Überwärmung des Großzehengrundgelenks, Taubheitsgefühl und Schmerzen auch in Ruhe kommen.

Beim Versuch, die Schmerzen zu vermeiden, kommt es oft zu Fehlbelastungen des Fußes. Die wiederum führen zur Ausbreitung der Schmerzen vor allem auf den Mittelfußknochen, eine sogenannte Metatarsalgie, aber auch auf Knie - oder Hüftgelenk. Im weiteren Krankheitsverlauf können auch eine Schwellung und Rötung des Großzehengrundgelenks auftreten.

Diagnose: Fußdruckmessung, Röntgen und MRT

Neben der Anamnese und körperlichen Untersuchung werden zur Diagnose des Hallux rigidus auch die Fußdruckmessung (Podometrie) und bildgebende Verfahren wie Röntgen und MRT eingesetzt. Bei der körperlichen Untersuchung werden Fehlhaltungen der Füße und die Beweglichkeit der großen Zehen im Seitenvergleich beurteilt. Lassen sich die Beschwerden bei der Ausführung typischer Abrollbewegungen provozieren und eine verminderte Beweglichkeit im Großzehengrundgelenk spüren, liegt die Diagnose Hallux rigidus nahe.

Bei der Podometrie läuft die Patientin oder der Patient über eine Sensormatte, die die Druckbelastung der Füße im Stehen und Gehen misst und an einen Computer übermittelt, der aus diesen Daten eine Art Karte der Füße erstellt. Auf diese Weise lassen sich auch Fehlstellungen wie ein Spreizfuß oder ein Knick-Senk-Fuß ermitteln und das Längs- und Quergewölbe des Fußes beurteilen. Beim Hallux rigidus zeigt die Podometrie, dass die Großzehe aufgrund der Schmerzen weniger belastet wird und sich das Körpergewicht vermehrt auf die anderen Zehen verlagert.

Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Kernspintomografie (MRT) zeigen das Ausmaß der Knorpelschäden und die Bildung überschüssigen Knochengewebes im Gelenk. Diese Informationen sind wichtig für die Therapieplanung.

Hallux rigidus: Möglichkeiten der Behandlung je nach Stadium

Je nach Krankheitsstadium gibt es verschiedene Therapieansätze zur Behandlung des Hallux rigidus:

  • Medikamente: Zur Schmerzlinderung werden sowohl entzündungshemmende und abschwellende Salben oder Tabletten, sogenannte Antiphlogistika eingesetzt. Auch eine sogenannte Infiltrationstherapie, bei der ein lokales Betäubungsmittel und ein Kortisonpräparat in die schmerzhafte Region am Fuß gespritzt wird, kann hilfreich sein.

  • Orthopädische Hilfsmittel: Bei einer akuten Entzündung kann vorübergehend eine Ruhigstellung des Zehengrundgelenks durch eine Schiene oder einen Gips helfen. Sobald die Entzündung abgeklungen ist, sollten andere Hilfsmittel eingesetzt werden: Langfristig entlasten oft spezielle Einlagen oder Schuhe mit steifer Sohle im Vorfußbereich, die das Großzehengrundgelenk beim Abrollen des Fußes schonen. Wichtig ist dabei, dass die Schuhe der individuellen Fußform entsprechen, denn sonst verändern sie möglicherweise das Gangbild und leisten damit dem Hallux rigidus noch Vorschub.

  • Physikalische Therapie: Bei der sogenannten Balneotherapie werden etwa Schwefelbäder gegen Entzündungen und Abnutzungserscheinungen des Gelenks eingesetzt. Die Elektrotherapie steigert über die Anwendung von elektrischem Strom die Durchblutung im behandelten Bereich, was oft zur Schmerzlinderung führt. In der Hydrotherapie sollen Fußbäder, Waschungen und Wickel die Heilung fördern.

  • Bei hohem Leidensdruck und nicht zu weit fortgeschrittener Gelenkzerstörung kann das operative Abtragen der knöchernen Anbauten, die sogenannte Cheilektomie, sinnvoll sein. Die OP nimmt den Druck vom Gelenk und lindert den Schmerz. Der Zeh wird wieder beweglich, auch Abrollen ist wieder möglich. Die Cheilektomie stoppt den Verschleiß zwar nicht, sie schiebt die fortschreitende Zerstörung des Gelenkes und die starken Beschwerden aber ein paar Jahre hinaus. Nach dem Eingriff ist eine frühzeitige, intensive Krankengymnastik nötig, um den Operationserfolg sicherzustellen.

  • Treten die Schmerzen bereits in Ruhe oder beim Auftreten des Fußes und nicht erst beim Abrollen auf, kommt dieser verhältnismäßig kleine Eingriff nicht mehr infrage. In diesem Fall ist der Gelenkknorpel bereits zu stark abgenutzt und es bleibt als letzte Option die Versteifung des Gelenks. Bei der Gelenkversteifung werden die zerstörten Gelenkflächen entfernt, überschüssiger Knochen abgetragen und die benachbarten Knochen mit Schrauben, einer Platte oder mit Draht aneinandergefügt, bis sie zusammengewachsen sind. Auf diese Weise sind die Schmerzen dauerhaft beseitigt, das Gelenk ist allerdings nicht mehr beweglich. So sind zum Beispiel das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen oder auch bestimmte Yoga-Asanas, bei denen die Großzehen umgebogen werden, nicht mehr möglich.

Expertinnen und Experten im Beitrag

 

Weitere Informationen
Weiblicher Fuß mit Ballenzeh (Hallux Valgus) steht auf grauem Boden © imago images/CHROMORANGE

Hallux valgus: Ursachen für den Schmerz, Behandlung und OP

Hallux valgus verursacht Schmerz im Fuß. Helfen spezielle Übungen, Schienen oder Schuhe nicht, kann die OP nötig sein. mehr

Eine Frauenhand wird massiert. © picture alliance Foto: picture alliance / Zoonar | Elmar Gubisch

Hand-Arthrose behandeln: Spiegeltherapie, Linsenbad, Ernährung

Arthrose-Patienten leiden unter schmerzenden Gelenken. Naturheilverfahren können Symptome lindern. mehr

Eine Person massiert sich die Hände © Colourbox Foto: Korn Vitthayanukarun

Arthrose in Fingern und Händen: Schmerzen richtig behandeln

Typische Symptome bei Arthrose in den Fingern sind Schmerzen bei Belastung. Was hilft? mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 26.09.2022 20:15

Schlagwörter zu diesem Artikel

Arthrose

Bewegungsapparat

Mehr Gesundheitsthemen

Ein Arzt hält eine Röntgenaufnahme einer Hüfte in der Hand. © Colourbox Foto: Syda Production

Hüft-TEP OP: Wann beide Gelenke gleichzeitig operieren?

Etwa zehn Prozent der Betroffenen benötigen gleichzeitig auf beiden Seiten eine neue Hüfte. Für wen kommt diese OP infrage? mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?