Gynäkomastie: Was tun bei einer Männerbrust?

Stand: 25.06.2024 14:48 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Eine Männerbrust (Gynäkomastie) ist nicht nur ein kosmetisches Problem - sie kann schmerzen und Betroffene sehr belasten. Erkrankungen wie Brustkrebs müssen ausgeschlossen werden. Helfen kann eine OP.

von Dagmar Lüdke-Bonnet

Während der Pubertät kommt es bei 40 bis 70 Prozent aller Jugendlichen zu einer meist vorübergehenden Vergrößerung der Brustdrüsen. Bei den erwachsenen Männern sind 30 bis 50 Prozent von so einem echten Brustwachstum (Gynäkomastie) betroffen.  

Außerdem besteht bei jedem dritten erwachsenen Mann die Gefahr, dass sich das Bindegewebe der Brust verändert und Fettzellen eingelagert werden. Bei dieser sogenannten Lipomastie (Pseudogynäkomastie) ist - anders als bei einer echten Gynäkomastie - eine vermehrte Einlagerung von Fettgewebe die Ursache für die sogenannte Männerbrust, auch als Männerbusen bekannt. Mischformen von Drüsenwachstum und Fetteinlagerung sind häufig.  

Männerbrust verursacht Scham und Schmerzen 

Wenn die Brust des Mannes plötzlich eine weibliche Form annimmt, belastet das Betroffene oft sehr. Besonders Jugendliche schämen sich für ihren Männerbusen. Häufig führen die vergrößerten Brustdrüsen auch zu Schmerzen, weil sie zu Spannungen in der Brust führen. Und genau wie die weibliche Brust im Wachstum kann auch eine Männerbrust überempfindlich sein: So kann allein der Kontakt mit Kleidung schmerzen - ganz abgesehen von Berührungen, was besonders in einer Partnerschaft belastend sein kann.  

Brustwachstum in der Pubertät 

Während der Pubertät besteht die größte Wahrscheinlichkeit, eine Gynäkomastie zu entwickeln. Bei einer Pubertätsgynäkomastie (auch: adoleszente Gynäkomastie/Jugendlichen-Gynäkomastie) haben die Betroffenen während ihrer Pubertät zu viel weibliche Geschlechtshormone (Östrogen) und zu wenig männliche (Testosteron). Nach Abschluss der Pubertät entwickelt sich die Brustdrüse meistens von allein wieder zurück.

Welche Ursachen hat eine Männerbrust?  

Nicht immer lässt sich eine Ursache für das Brustwachstum finden. Doch es gibt eine Reihe von Risikofaktoren, die auch im Erwachsenenalter für ein hormonelles Ungleichgewicht sorgen können, dazu gehören:

  • genetische Veranlagung  
  • zusätzliches X-Chromosom (Klinefelter-Syndrom) 
  • Übergewicht (Adipositas): Fettgewebe, insbesondere das innere Bauchfett, produziert Östrogen
  • chronische Leber- oder Niereninsuffizienz 
  • Erkrankungen der Hoden, Hodenkrebs
  • Drogenkonsum, um Beispiel Cannabis 
  • übermäßiger Alkoholkonsum  
  • Anabolikamissbrauch  
  • gegebenenfalls auch Kosmetika mit östrogenhaltigen Substanzen (Teebaumöl, Lavendel) 

Außerdem muss bei tastbaren Knoten ein Brustkrebs (Mammakarzinom) als Ursache für das Brustwachstum ausgeschlossen werden. Denn auch Männer können an dieser Krebsart erkranken.

Medikamente als Auslöser

Darüber hinaus kann die Gynäkomastie auch als Nebenwirkung verschiedener Medikamente auftreten. Dazu gehören: 

  • - Antiandrogene bei Prostatakrebs
  • einige Blutdrucksenker (z.B. Spironolacton, ACE-Hemmer)   
  • - Omeprazol (Magensäureblocker)  
  • - Finasterid (Wirkstoff gegen Haarausfall und Prostatavergrößerung)  
  • - Risperidon (Neuroleptikum) 
  • - einige Antidepressiva 

Macht Bodybuilding eine Männerbrust?

Versuchen Bodybuilder den Aufbau ihrer Muskeln mithilfe von anabolen Steroiden (Anabolika) zu beschleunigen, besteht bei ihnen das Risiko, einen Männerbusen zu entwickeln. Gerade wenn sehr große Mengen an Testosteronpräparaten eingenommen werden, kann eine weibliche Brust wachsen, denn überschüssiges Testosteron wird im Körper größtenteils in Östrogen verwandelt. Auch wenn Anabolika plötzlich abgesetzt werden, kann es zu einem Überschuss an weiblichen Hormonen im Körper kommen, die zu einer Gynäkomastie führen.  

So wird eine Gynäkomastie diagnostiziert 

Bei Jugendlichen entwickelt sich ein Männerbusen im Laufe der Pubertät meistens von allein wieder zurück. Besteht das Problem jedoch fort oder entsteht ein Männerbusen erst im höheren Erwachsenenalter, nehmen die Ärztin oder der Arzt zunächst den Lebensstil des Betroffenen unter die Lupe, um die oben genannten Risikofaktoren auszuschließen.  

Stränge des Drüsengewebes können hinter der Brustwarze tastbar sein, mit einer Ultraschall-Untersuchung lässt sich unterscheiden, ob es sich um eine Gynäkomastie, eine Lipomastie oder eine Mischform handelt. Im Falle einer Gynäkomastie wird der Hormonstatus ermittelt und das Blut untersucht. Auch eine Computertomografie oder eine Röntgenaufnahme (Mammografie) kann erforderlich sein, um Brustkrebs auszuschließen.  Zusätzlich ist die Untersuchung des Hodens wichtig: Tastbare Veränderungen können darauf hindeuten, dass die Testosteron-Produktion ins Stocken geraten ist und deshalb die weiblichen Hormone überwiegen, die eine Brust wachsen lassen.  

So wird die Männerbrust behandelt

Ist in seltenen Fällen eine hormonelle Erkrankung für den Männerbusen verantwortlich, lässt sich diese in frühen Stadien mit Medikamenten behandeln. Besteht die Gynäkomastie über längere Zeit, kommt es zu bindegewebigem Umbau der Drüsen. Nach etwa einem Jahr kann eine Hormontherapie die Vergrößerung der Brust nicht mehr rückgängig machen. 

Gewichtsreduktion und Training können die Gynäkomastie reduzieren, doch um eine Gynäkomastie dauerhaft loszuwerden, ist meist eine OP nötig, bei der das vergrößerte Brustdrüsengewebe entfernt wird (Andromastektomie).  

Gynäkomastie-OP: Wer übernimmt die Kosten?  

Für die Kostenübernahme einer Männerbrust-OP ist die Unterscheidung zwischen Gynäkomastie und Lipomastie wichtig, denn die OP wird von den gesetzlichen Krankenkassen meistens nur bei einer Gynäkomastie bezahlt, wenn gleichzeitig Schmerzen und ein erheblicher psychischer Leidensdruck vorliegen. Oftmals bestehen Krankenkassen zusätzlich auf eine Sonografie oder eine Mammografie, um vergrößerte Brustdrüsengewebe zweifelsfrei nachzuweisen. Für einen erfolgreichen Antrag zur Kostenübernahme kann zusätzlich der Nachweis von deutlich erhöhten weiblichen Geschlechtshormonen im Blut hilfreich sein. Bei einer Pseudogynäkomastie ist die Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse eher unwahrscheinlich. In Ausnahmefällen kann es sein, dass die Kasse zahlt, wenn die psychische Belastung des Betroffenen durch die Männerbrust so groß ist, dass dadurch weitere Behandlungen notwendig werden könnten. Die extreme psychische Belastung muss jedoch durch ein psychologisches oder psychiatrisches Gutachten nachgewiesen werden. Für Selbstzahler liegen die OP-Kosten in Deutschland zwischen 3.000 und 7.000 Euro.   

Männerbrust entfernen: Wie verläuft die OP?  

Das operative Entfernen einer Gynäkomastie geschieht unter Vollnarkose. Durch einen halbmondförmigen Schnitt unterhalb des Brustwarzenhofes (Mamille) wird das überschüssige Brustdrüsengewebe herausgeschält. Bei dem Eingriff kann das umliegende überschüssige Fett mitentfernt werden.  

Das entnommene Gewebe wird pathologisch untersucht, um auszuschließen, dass es sich dabei um Brustkrebs handelt. Für gute Ergebnisse ist es vorteilhaft, wenn vorher mit Training und gesunder Ernährung die Männerbrust bereits etwas zurückgedrängt wurde. Nach der OP muss der Betroffene für längere Zeit einen straffen Brustverband tragen, der das Brustgewebe stützt. Das endgültige kosmetische Ergebnis einer Gynäkomastie-OP ist etwa neun bis zwölf Monate nach dem Eingriff zu erkennen. Das entfernte Drüsengewebe wächst nicht wieder nach. Auch die entnommenen Fettzellen bilden sich nicht neu.  

Kann man eine Männerbrust wegtrainieren?  

Konsequentes Ausdauer- und Krafttraining kann dabei helfen, Körperfett zu reduzieren und somit eine Gynäkomastie zurückdrängen. Gezieltes Brustmuskeltraining, wie zum Beispiel mit Liegestützen, ist dazu geeignet. Um eine Pseudogynäkomastie (Lipomastie) zu reduzieren, haben sich fliegende Bewegungen mit Kurzhanteln (sogenannte Flys oder Butterflys) und Kabelzug-Training als effektiv erwiesen. Die Flys werden auf einer Trainingsbank auf dem Rücken liegend durchgeführt. Zum Beispiel kann man auf einer Flachbank mit auf dem Boden stehenden, angewinkelten Beinen und angespanntem Bauch beim Einatmen die Kurzhanteln seitlich absenken. Die Arme sind während der Übung nicht komplett durchgestreckt, die Ellenbogen leicht gebeugt. Beim Ausatmen die Hanteln wieder nach oben drücken, bis sich die Kurzhanteln senkrecht über der Brust treffen, ohne dass sie sich berühren. Die Übung mehrmals wiederholen. 

Zusätzlich zu Sportübungen sollte mit einer gesunden Ernährung, bestehend aus viel Gemüse und Obst sowie wenig Zucker und Alkohol, der Körperfettanteil deutlich reduziert werden. 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 06.08.2024 20:15 Uhr

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