Ein Mann fasst sich mit der Hand in den Schritt. © picture alliance / photothek Foto: picture alliance / photothek | Thomas Trutschel/photothek

Hodenkrebs rechtzeitig erkennen durch regelmäßige Vorsorge

Stand: 14.11.2022 10:41 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Hodenkrebs gehört zu den seltenen Krebserkrankungen, betroffen sind allerdings vor allem jüngere Männer. Erste Symptome können Schwellungen oder Schmerzen sein. Vorsorgeuntersuchungen helfen, den Krebs frühzeitig zu entdecken.

Etwa 4.750 Männer pro Jahr erkranken in Deutschland an Hodenkrebs. Das Risiko eines Mannes, irgendwann in seinem Leben daran zu erkranken, liegt bei unter einem Prozent. Damit zählt der Hodenkrebs zu den seltenen bösartigen Erkrankungen des Mannes. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Tumoren trifft dieser Krebs vor allem jüngere Männer.

Im Alter zwischen 20 und 40 Jahren ist der Hodenkrebs die häufigste Krebserkrankung. Und gerade in dieser Altersgruppe erfolgen zahlreiche Weichenstellungen für das weitere Leben: Ausbildung, Karriereplanung, Familiengründung. Deshalb ergeben sich bei der Therapiegestaltung häufig Probleme aus dem psychosozialen Bereich.

Symptome von Hodenkrebs: Verhärtungen, Schmerzen, Schwellungen

Mögliche Symptome eines Hodenkrebses sind:

  • tastbare, schmerzlose Verhärtung im Hoden
  • Schwellung oder Schmerzen im Hodenbereich
  • Schweregefühl oder Ziehen in Hodensack oder Leiste
  • Anschwellen oder Schmerzen der Brustdrüsen
  • vereinzelt Blut im Sperma (rostbraune Verfärbung)
  • Rückenschmerzen (bei fortgeschrittener Erkrankung)

Untersuchungen auf Hodenkrebs: regelmäßig Abtasten

Eine spezielle Untersuchung zur Früherkennung von Hodenkrebs gibt es nicht. Die Krebsgesellschaft rät zum regelmäßigen Abtasten der Hoden. Vor allem Männer mit einem erhöhten Risiko sollten ab der Pubertät einmal im Monat ihre Hoden selbst auf Auffälligkeiten untersuchen. Ein gesunder Hoden fühlt sich in etwa wie ein Daumenballen an der Innenseite an. Hodentumore sind dagegen oft als harte, kirschkerngroße und sehr schnell wachsende Schwellungen zu spüren.

Hodenkrebs wächst schneller als alle anderen Tumore, er verdoppelt sich alle zehn bis 30 Tage. Tritt eine solche Schwellung auf, sollte sofort eine Urologin oder ein Urologe für eine Ultraschall- und Blutuntersuchung aufgesucht werden. Der Verdacht auf Hodenkrebs gilt immer als Notfall, sodass der Betroffene nicht auf einen Termin warten muss.

Blutmarker zur Identifizierung von Hodenkrebs

Ein Labortest auf den Blutmarker microRNA 371 ist in der Lage, 90 Prozent aller Arten von Hodenkrebs zu erkennen und so eine gezielte Therapie zu vereinfachen. Diese Tests sind allerdings noch nicht weit verbreitet und werden bislang auch noch nicht von den Krankenkassen erstattet.

Hodenkrebs-Therapie: Operation steht an erster Stelle

Erhärtet sich der Verdacht auf einen Hodenkrebs, wird eine Gewebeprobe (Biopsie) aus dem betroffenen Hoden entnommen und sofort feingeweblich untersucht. Werden dabei tatsächlich Krebszellen entdeckt, muss der betroffene Hoden mitsamt des Samenstrangs entfernt werden. Ist der Krebs bereits in das umliegende Gewebe, zum Beispiel in den Nebenhoden oder den Samenleiter, eingewachsen oder haben sich Krebszellen schon über das Blut im Körper verbreitet und Tochtergeschwüre (Metastasen) in anderen Organen gebildet, wird im Anschluss an die Operation noch eine Bestrahlungs- und/oder Chemotherapie durchgeführt.

Bei Kinderwunsch: Vor der Chemo Sperma einfrieren

Die Heilungschancen sind gut, sie liegen bei Hodenkrebs bei über 95 Prozent. Sofern ein späterer Kinderwunsch nicht auszuschließen ist, kann vor der Chemotherapie vorsorglich Sperma des Patienten für eine spätere künstliche Befruchtung eingefroren werden, denn die Chemotherapie kann die Spermatogenese, also die Spermienproduktion, mitunter massiv beeinträchtigen.

Ursachen von Hodenkrebs noch immer unklar

Bis heute sind keine eindeutigen Ursachen von Hodenkrebs identifiziert. Seit Jahrzehnten nimmt die Häufigkeit von Hodenkrebs zu. Was zu dieser Entwicklung beiträgt, ist bisher nicht geklärt. Unter Verdacht stehen industrielle Umweltgifte mit hormonähnlicher Wirkung. Die höchste Erkrankungsrate weltweit hat Mitteleuropa, während Hodenkrebs in Südeuropa, Afrika und Asien deutlich seltener vorkommt. Neben genetischen Faktoren werden diese Unterschiede auch auf die Ernährungsgewohnheiten zurückgeführt.

Risikofaktoren: Hodenkrebs in der Familie, Hodenhochstand

Auch wenn die Ursachen noch ungeklärt sind, gibt es eine Reihe bekannter Risikofaktoren:

  • Hodenkrebs in der Familie: Vor allem Hodenkrebs bei einem Bruder ist mit einem deutlich höheren Risiko verbunden, aber selbst entfernte männliche Verwandte weisen ein leicht erhöhtes Risiko auf.
  • Angeborener Hodenhochstand (Maldeszensus): Das gilt selbst dann, wenn der Hodenhochstand bereits in der Kindheit operiert wurde.
  • Hodenkrebs in der Vergangenheit: Der zweite, verbliebene Hoden trägt ein etwa 20-fach erhöhtes Risiko der Tumorentwicklung.
  • Sport wie Fußballspielen oder Radfahren gilt übrigens nicht als Risikofaktor für Hodenkrebs!

Expertinnen und Experten zum Thema

 

Weitere Informationen
Blutprobe im Röhrchen. © Fotolia.com Foto: jarun011

Prostatakrebs: PSA-Wert hilft bei Tumor-Erkennung

Ein erhöhter PSA-Wert kann auf Prostatakrebs hindeuten. Ein Test hilft dabei, bösartige Tumore frühzeitig zu erkennen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Visite | 15.11.2022 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Medizinische Therapie

Krebs

Mehr Gesundheitsthemen

Eine Frau hält sich den Bauch und krümmt sich nach vorn. © Fotolia.com Foto: Antonioguillem

Verstopfung lösen: Was hilft bei trägem Darm?

Millionen Deutsche leiden an chronischer Obstipation. Was sind die Ursachen für Verstopfung? Und wie wird sie behandelt? mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber