Eine Blutprobe wird von einer Hand im Gummihandschuh gehalten. © fotolia.com Foto: StudioLaMagica Wupperta

Glutathion-S-Transferase-Mangel: Wenn die Entgiftung gestört ist

Stand: 28.11.2022 13:21 Uhr

Ein Glutathion-S-Transferase-Mangel ist eine genetische Stoffwechselstörung. Den Betroffenen fehlen Enzyme, die normalerweise Schadstoffe aus dem Körper schleusen. Ihr Entgiftungssystem funktioniert nicht richtig.

Der menschliche Organismus ist täglich einer Vielzahl von Schadstoffen ausgesetzt, die über die Atemwege, die Haut oder die Nahrung aufgenommen werden. Um sich von diesen Schadstoffen zu befreien, verfügt der Körper über ein komplexes Entgiftungssystem.

Ein wichtiger Baustein dieses Systems sind die Glutathion-S-Transferasen. Diese Enzyme sorgen dafür, dass sich das Eiweiß Glutathion an schädliche Substanzen bindet. So werden die Stoffe entsorgbar gemacht und können über die Nieren ausgeschieden werden.

Glutathion-S-Transferase-Mangel: Zwei Enzym-Varianten fehlen

Insgesamt gibt es drei Varianten des Enzyms - M1, T1 und P1. Im Idealfall arbeiten sie alle gleichzeitig. Dass eine der drei Varianten ausfällt, ist allerdings gar nicht selten. Bei etwa der Hälfte der Mitteleuropäerinnen und Mitteleuropäer fehlt zum Beispiel die Variante M1. Ihre Aufgabe wird von den beiden anderen übernommen, das Fehlen weitestgehend kompensiert.

Problematisch kann es werden, wenn zwei Enzym-Versionen gleichzeitig ausfallen. Die verbliebene Variante muss die Arbeit allein erledigen. Der Körper kann dann bestimmte Substanzen nicht mehr zeitnah entgiften. Eine mögliche Folge: Es entstehen zu viele sogenannte freie Radikale, Moleküle, die die Zelloberflächen angreifen und Zellen auch langfristig schädigen können.

Auswirkungen der Enzym-Varianten: Wissenschaftliches Neuland

Die Auswirkungen von Genvarianten der Enzyme sind erst teilweise erforscht. Umweltmediziner und Umweltmedizinerinnen gehen davon aus, dass insbesondere fehlende Varianten in Kombination mit Umweltfaktoren die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Erkrankungen erhöhen. Bei der Belastung durch Vinylchlorid (Chlorethan aus Polyvinylchlorid PVC) ist beispielsweise gezeigt worden, dass sich die mangelnde Ausstattung mit Enzymen der Gluthathion-S-Transferase negativ auswirken kann, sodass sich das individuelle Risiko von DNA-Schäden durch Vinlychlorid erhöhen kann.

Eine andere Untersuchung fand heraus, dass Arbeiter, die einer hohen Menge von dem Pestizid Paraquat ausgesetzt waren, ein höheres Risiko für eine Parkinson-Erkrankung hatten, wenn sie eine Genvariante für GST T1 trugen, als Arbeiter ohne diese Variante. Und eine aktuelle Studie legt beispielsweise nahe, dass genetische Varianten der Gluthathion-S-Transferase das Risiko für die Entwicklung von Long-Covid Symptomen beeinflussen könnten. Dennoch ist die Erforschung des Enzymdefekts und damit verbundene gesundheitliche Beschwerden noch wissenschaftliches Neuland.

Symptome: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Hautprobleme

Die Einschränkung des Entgiftungssystems könnte nach der Vorstellung von Umweltmedizinern dazu führen, dass der Körper besonders intensiv mit dem Abbau schädlicher Substanzen beschäftigt ist. Folgen können Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Muskelschmerzen sein. Auch Hautauffälligkeiten wie Ausschläge könnten mit einem Glutathion-S-Transferase-Mangel im Zusammenhang stehen.

Keine Therapie-Möglichkeit: Belastung durch Schadstoffe minimieren

Feststellen lässt sich das Fehlen einzelner Enzym-Varianten mit einer speziellen genetischen Untersuchung des Blutes. Eine Therapie gibt es zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht. Auch daher ist der individuelle Nutzen einer Labordiagnose noch umstritten.

Patientinnen und Patienten können versuchen, die Belastung durch Fremdstoffe auf ihren Körper zu minimieren. Zum Beispiel sollen der Verzicht auf Cremes, parfümierte Waschmittel und Seifen und eine schadstoffarme Ernährung den Organismus schonen.

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