Geburtsvorbereitung und Geburt - Von Kurs, Klinik bis PDA
Vor der Geburt eines Kindes stellen sich für werdende Eltern viele Fragen: Wie finde ich eine Hebamme? Wo soll das Kind zur Welt kommen? Wie läuft die Geburt ab? Periduralanästhesie (PDA) - ja oder nein?
Eine wichtige Stütze während der gesamten Schwangerschaft ist eine Hebamme - physisch wie psychisch. Sie übernimmt die Vor- und Nachsorge, hilft bei Beschwerden und berät in allen wichtigen Fragen zum Thema Geburt. Eine Beleghebamme unterstützt die Gebärende auch bei der Geburt im Krankenhaus. Es ist ratsam, sich frühzeitig eine Hebamme zu suchen. Aufgrund der wenigen Betreuungsmöglichkeiten einzelner Hebammen empfiehlt es sich mehrere Hebammen anzufragen. Bei der Entscheidung für eine Hebamme spielen das persönliche Vertrauensverhältnis und der "Wohlfühlfaktor" eine wichtige Rolle.
Die Plattform des Deutschen Hebammenverbandes, die Hebammenlisten der Städte und Gemeinden oder die Hebammenliste der gesetzlichen Krankenkassen erleichtern die Suche. Die Kosten für eine Hebamme übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen vor und nach der Geburt sowie anteilig für die Betreuung während der Geburt. Eine Hebamme berät bei der Auswahl der Klinik, des Geburtshauses, und ob eine Hausgeburt in Frage kommt.
Weitere Aspekte sind:
- Lebensführung für Schwangere und Vorsorge
- Verlauf der Schwangerschaft (Frühgeburten und Kaiserschnitt)
- Ablauf der Entbindung
- Nachsorge im Wochenbett
- Hilfe bis zum Ende der Stillzeit
Gesetzliche Krankenkasse bezahlt Geburtsvorbereitungskurs
Für klassische Geburtsvorbereitungskurse in einem Umfang von bis zu 14 Stunden übernehmen die Krankenkassen ebenfalls die Kosten. Die Kurse müssen von zugelassenen Hebammen geleitet werden. Für Partner werden - je nach Krankenkasse - die Kosten manchmal anteilig übernommen. Mit der Geburtsvorbereitung kann ab der 25. Schwangerschaftswoche begonnen werden. Der Kurs sollte spätestens in der 36./37. SSW beendet sein.
Hypnobirthing und Prenatal Bonding sind Eigenleistungen
Besondere Formen wie Hypnobirthing nach Mongan, Prenatal Bonding oder Kurse zur Friedlichen Geburt für ein angstfreies Geburtserlebnis müssen in der Regel selbst bezahlt werden. "Hypnobirthing ist ein Überbegriff für jene Techniken, die mit Hypnose und Tiefenentspannung in der Geburtsvorbereitung arbeiten", erläutert Gynäkologin Manuela Tavares.
In der Geburtsvorbereitung werden grundlegende Informationen über den Ablauf und die Phasen der Geburt vermittelt. Dazu gehören:
- Atemübungen und Entspannungstechniken
- mögliche Geburtspositionen
- Entscheidungshilfen über Geburtsorte
- Aufklärung zum Ablauf der Geburt (vaginal, Geburtszange, Kaiserschnitt)
- Methoden der Schmerzlinderung
- Wissenswertes über Wochenbett, Stillzeit und Säuglingspflege
- Rolle der Partner
Geburtsort: Krankenhaus oder Geburtshaus?
Über 90 Prozent aller Frauen in Deutschland bekommen ihr Baby im Krankenhaus. Hebammen, Ärztinnen und Ärzte, Medikamente und in einigen Krankenhäusern auch Kinderärzte und -ärtzinnen sind jederzeit verfügbar. Eine Alternative zur Klinik ist ein Geburtshaus. In einem Geburtshaus wird die Gebärende überwiegend in einer 1 zu 1-Situation von den Hebammen betreut, die sie bereits vorgeburtlich kennengelernt hat. Wer in einem Geburtshaus entbindet, geht anschließend nach Hause. Letztendlich entscheidet bei der Wahl des Geburtsortes nicht nur die medizinische Ausgangssituation, sondern auch das Bauchgefühl, was individuell besser zu einem passt.
Es gibt einige medizinische Einschränkungen: bei Risikoschwangerschaften wie beispielsweise einer Beckenendlage des Kindes, Zwillingsschwangerschaften oder relevanten chronischen Krankheiten ist eine Entbindung im Geburtshaus nicht möglich.
Hausgeburt erfordert sorgfältige Geburtsplanung
Nur noch wenige Frauen (ein bis zwei Prozent) bringen ihr Kind zu Hause zur Welt. Eine Hausgeburt ist nur möglich, wenn keine medizinischen Risiken vorauszusehen sind. Eine sorgfältige Geburtsplanung ist das A und O bei einer Hausgeburt. Statistiken belegen, dass es bei guter Vorbereitung nur selten zu kritischen Situationen kommt, die eine Verlegung ins Krankenhaus erfordern. Trotzdem sollten sich Frauen zur Sicherheit in einer nahegelegenen Klinik anmelden. Für die Hebammen-Rufbereitschaft übernehmen Krankenkassen einen Beitrag von etwa 250 Euro.
Infoabende und Besichtigung helfen bei der Klinik-Wahl
Bei der Wahl der Klinik hilft zum einen ein Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern. Zum anderen bieten Geburtsstationen regelmäßig Informationsveranstaltungen und Besichtigungstermine an. Werdende Eltern können dabei einen Blick in Kreißsaal und Belegzimmer werfen sowie Fragen stellen. So lässt sich schon mal ein Gefühl dafür entwickeln, was Atmosphäre und Räumlichkeiten betrifft.
Möglicher Fragenkatalog:
- Passt die Klinik zu uns?
- Wie weit ist das Krankenhaus vom Wohnort entfernt?
- Gibt es Rooming-in?
- Ist eine Kinderintensivstation (Neonatologie) angebunden?
- prozentualer Anzahl der Kaiserschnitte
In der 36. Schwangerschaftswoche sollten Schwangere eine Kliniktasche packen. Dann dauert es noch mehr oder weniger vier Wochen bis zur Geburt. Falls das Kind früher kommt, lässt sich so Stress vermeiden. In der Tasche sollte das Wichtigste für ein paar Tage Klinikaufenthalt sein.
Beckenendlage: Wendung des Ungeborenen von außen
Liegt ein Kind in der 37. Schwangerschaftswoche noch in der Beckenendlage, kann es sich manuell von außen drehen lassen. Mit bestimmten Handgriffen versuchen Ärztinnen und Ärzte das Ungeborene aus der Beckenendlage durch die Bauchdecke um 180 Grad zu wenden und in Schädellage zu bringen. Der Vorgang kann schmerzhaft sein, da er ohne Narkose stattfindet. Er hat eine Erfolgsquote von 50 bis 75 Prozent.
Entbindungsmethoden - Von Gebärstuhl bis Wassergeburt
Je nach Ausstattung und Angebot können sich Frauen zwischen verschiedene Methoden zu entbinden, entscheiden. Neben dem Entbindungsbett gibt es die Möglichkeit, das Kind in einem Gebärstuhl zur Welt zu bringen. Einige Geburtskliniken bieten auch Wassergeburten in einer speziellen Badewanne an.
Eine Schwangere kann sich viel vornehmen - zu 100 Prozent planen lässt sich eine Geburt aber nicht. Es ist gut, sich im Vorfeld mit anderen Optionen zu befassen: zum Beispiel keine Schmerzmittel zu nehmen, was bietet die Klinik an und wie sind die Abläufe? Aufklärung kann Ängste nehmen, falls sich die Schwangere noch während der Geburt umentscheidet. Manuela Tavares, Gynäkologin und Pränataldiagnostikerin
Wann ist eine Geburtseinleitung medizinisch indiziert?
Bestehen gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind, leiten Ärztinnen und Ärzte eine Geburt medikamentös oder mechanisch ein: Wenn das Baby zu zart oder zu schwer ist, Kindsbewegungen abnehmen oder eine Terminüberschreitung vorliegt. Weitere Gründe sind ein Blasensprung, eine Präeklampsie (Bluthochdruckerkrankung) oder eine Schwangerschaftsdiabetes.
Zur Einleitung der Geburt bekommt die Gebärende heutzutage nicht mehr Oxytocin über eine Infusion, den sogenannten Wehentropf, verabreicht. Dies ist eher der Fall, wenn bereits der Muttermund eröffnet ist und Wehen unterstützt werden sollen, aber eher nicht für die Einleitung. Heute wird mit Prostaglandinen - als Tablette über den Mund oder vaginal eingeführt - eingeleitet.
Vorteile und Risiken der Schmerzlinderung durch Periduralanästhesie
Zur Schmerzerleichterung ist eine Periduralanästhesie (PDA) das Mittel der Wahl, wenn andere schmerzlindernde Maßnahmen nicht ausreichen. Eine PDA kann den Wehenschmerz unter der Geburt lindern, der Muttermund kann sich entspannen. Die Anästhesistin oder der Anästhesist setzt zunächst eine Betäubungsspritze in den Rücken. Anschließend wird ein dünner, flexibler Kunststoffschlauch in den Periduralraum eingeführt. Durch diesen Katheter läuft dann ein Lokalanästhetikum ein und blockiert so den Schmerz. Die Wirkung hält so lange an, wie das Medikament verabreicht wird. Meist erfolgt dies kontinuierlich über ein kleines Behältnis, das in einer Tasche am Körper getragen wird.
Nachteile einer PDA: Nicht selten treten Taubheitsgefühle in den Beinen auf, die Muskelkraft kann beeinträchtigt sein und ein Laufen ist nicht möglich. Um dem entgegenzuwirken kommt heutzutage häufig die sogenannte Walking PDA zum Einsatz. Sie ist niedriger dosiert.
Darüber hinaus sind Fieber, Übelkeit und Kopfschmerzen mögliche Nebenwirkungen. Presswehen nimmt die Gebärende oft weniger stark wahr, der Geburtsverlauf verlangsamt sich dadurch häufig. Dadurch kommt es etwas häufiger zum Einsatz von Geburtszange oder Saugglocke.
Kaiserschnitt - Was kann vor und während der Geburt passieren?
Bei einem Kaiserschnitt, auch Sectio genannt, kommt das Kind nicht vaginal zur Welt, sondern wird durch einen operativen Eingriff durch die Bauchdecke geboren. In Deutschland liegt die Kaiserschnitt-Rate bei 30 Prozent. In manchen Fällen sind geplante (primäre) Kaiserschnitte medizinisch notwendig, etwa bei höhergradigen Mehrlingsgeburten, Querlagen oder schweren Erkrankungen der Mutter. Auch unter der Geburt kann ein Kaiserschnitt (sekundär) unausweichlich sein, vor allem dann, wenn eine Gefährdung von Mutter und/oder Kind besteht. Das kann ein Geburtsstillstand sein oder Komplikationen wie stark veränderte Herztöne.
In den meisten Fällen kann auch ein sekundärer Kaiserschnitt unter regionaler Betäubung erfolgen. Die Mutter kann ihr Kind in den Arm nehmen, während der Bauch geschlossen wird. Außerdem kann der Partner oder die Partnerin bei der Geburt im Operationssaal in den meisten Fällen dabei sein. Ausgenommen davon sind Not-Kaiserschnitte, die in Vollnarkose durchgeführt werden. Nach einem Kaiserschnitt bleiben Mutter und Kinder noch drei bis fünf Tage zur Nachsorge in der Klinik.