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Fatigue: Erschöpfungssyndrom erkennen und behandeln

Stand: 22.01.2023 20:04 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Beim Fatigue-Syndrom handelt es sich um eine anhaltende, sehr belastende Erschöpfung. Fatigue ist eine typische Begleit- und Folgeerscheinung von schweren Erkrankungen wie etwa Covid oder Krebs.

Anhaltende Müdigkeit, tiefe Kraftlosigkeit und fehlender Antrieb, sodass der normale Alltag kaum mehr zu bewältigen ist: Diesen Zustand nennen Mediziner Fatigue (frz./engl. für Erschöpfung) oder auch Erschöpfungssyndrom. Fatigue beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich. Zugleich fällt es Betroffenen oft schwer, Außenstehenden ihre Situation verständlich zu machen - zumal dann, wenn die die ursächliche Krankheit schon etwas länger zurückliegt.

Das Syndrom kommt gehäuft in Kombination mit schweren Erkrankungen vor. Fatigue tritt zum Beispiel während oder nach einer Krebserkrankung oft auf, noch Wochen nach einer Therapie leiden bis zu 90 Prozent der Patienten unter übermäßiger Abgeschlagenheit. In jüngster Zeit berichten viele Covid-19-Betroffene von entsprechenden Symptomen. Fatigue ist nicht zu verwechseln mit dem chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS).

Gehen die Beschwerden nach vier bis sechs Monaten nicht zurück oder treten sie nach einiger Zeit erneut auf, liegt eine chronische Fatigue vor. Laut Schätzungen sind 20 bis 50 Prozent der Krebspatienten davon betroffen. Besonders häufig tritt das Erschöpfungssyndrom im Rahmen einer Chemo- oder Strahlentherapie sowie bei Leukämien, Lymphomen und metastasiertem Brustkrebs auf.

Anhaltende Müdigkeit als Hauptsymptom

Im Rahmen einer schweren Erkrankung und entsprechend kräftezehrender Therapien ist Müdigkeit normal. Bei Fatigue bessert sich die Abgeschlagenheit allerdings auch nicht durch Ausschlafen und Erholungspausen. Der Grad der Erschöpfung steht in keinem Verhältnis zur vorausgegangenen körperlichen oder geistigen Anstrengung. Neben oder alternativ zu den körperlichen Symptomen können seelische und geistige auftreten. Typische Fatigue-Anzeichen sind:

  • anhaltende Müdigkeit, auch tagsüber
  • nicht zu befriedigendes Schlafbedürfnis
  • reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit
  • Schweregefühl in den Gliedmaßen
  • Motivations- und Antriebsmangel
  • Konzentrationsstörungen, Wortfindungsstörungen.

Fatigue-Diagnose ist nicht leicht zu stellen

Da die Symptome wenig spezifisch sind und es keine eindeutigen Fatigue-Marker gibt, ist die Diagnose nicht einfach zu stellen. Der Arzt wird zunächst die Krankengeschichte erheben und nach einer körperlichen Untersuchung einige Blutwerte überprüfen. Auszuschließen sind dadurch insbesondere Diabetes, eine Schilddrüsenunterfunktion und eine Blutarmut (Anämie). Auch gilt es, die chronische Fatigue von einer Depression abzugrenzen. Bei rund einem Drittel der Fatigue-Patienten liegt zusätzlich eine psychische Erkrankung vor, die gesondert behandelt werden muss.

Fatigue hat verschiedene Ursachen

Mit am besten erforscht ist die tumorbedingte Fatigue, aber auch ihre Ursachen sind noch nicht eindeutig geklärt. Offensichtlich entsteht Fatigue im Zusammenwirken verschiedener Faktoren und ist auch abhängig von der individuellen Empfindlichkeit für Belastungsreize. Die Belastung, die mit einer Krebserkrankung und mit Chemo- oder Strahlentherapie verbunden ist, zehrt an den Energiereserven. Bei Chemotherapien werden in unterschiedlichem Maß neben Tumorgewebe auch gesunde Körperzellen in Mitleidenschaft gezogen und Zellbildungsprozesse gestört, es kommt zu Stoffwechselveränderungen.

Die mit manchen chronischen Erkrankungen wie auch oft mit einer Chemotherapie einhergehende Blutarmut (Anämie) könnte für Fatigue mitursächlich sein, da durch den Mangel an roten Blutkörperchen die Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, was den Organismus schwächt. Auch Bewegungsmangel und psychischer Stress durch Schmerzen oder unklare Prognosen spielen vermutlich eine Rolle.

Fatigue-Therapie setzt an verschiedenen Punkten an

Ebenso unterschiedlich wie die Ausprägungen von Fatigue sind auch die Behandlungsansätze. Wichtig ist als Erstes eine gute Aufklärung von Patient und Angehörigen über das Krankheitsbild: Betroffene sollten lernen, um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen. Das private und berufliche Umfeld wiederum sollte die Beschwerden akzeptieren und Rücksicht üben.

Fatigue-Tagebuch führen

Das Einhalten eines regelmäßigen Schlafrhythmus ist für Betroffene unerlässlich: Zu wenig, aber auch zu viel Schlaf kann Fatigue verstärken. Wichtig ist außerdem das Setzen von Prioritäten, um mit den Kräften hauszuhalten. Viele Betroffene profitieren davon, ein Fatigue-Tagebuch zu führen: So lässt sich ermitteln, für welche Tätigkeiten die Kräfte reichen, wann die Erschöpfung am schlimmsten ist und wann Aktivitäten am besten in den Tagesablauf passen.

Dosierte Bewegung und gesunde Ernährung gegen Fatigue

Zu den allgemein hilfreichen Maßnahmen zählt wohldosierte Bewegung. In Studien nachgewiesen ist der positive Effekt von Bewegung auf körperliche Erschöpfungszustände während und nach einer Krebserkrankung. Ziel ist dabei der Aufbau von Kondition und Muskelmasse. Gut sind Ausdauersportarten wie zügiges Gehen, Nordic Walking, Joggen, Radfahren, Schwimmen, Ski-Langlauf oder Rudern. Bewegung, vor allem im Freien, wirkt zudem wie ein sanftes Schlafmittel: Wer ausreichend körperlich aktiv ist, schläft besser ein und tiefer und kann sich effektiver erholen.

Im Einzelfall kann bei Betroffenen eine Verhaltenstherapie infrage kommen, bei der Konfliktverarbeitung und die Behandlung möglicher Schlafstörungen im Vordergrund stehen. Eine ausgewogene und vor allem nährstoffreiche Ernährung trägt generell dazu bei, die Kraftreserven wieder aufzufüllen

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Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Die Ernährungs-Docs | 23.01.2023 20:15

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