Stand: 30.04.2020 15:30 Uhr

Covid-19-Infektion: Verschlechterung kommt oft plötzlich

Eine ältere Frau wird in einem Krankenhaus beatmet (Symbolbild) © Colourbox Foto: -
Wegen schwerer Atemprobleme befinden sich viele Covid-19-Patienten auf der Intensivstation.

Seit Wochen werden Patienten mit Covid-19 in den norddeutschen Kliniken behandelt, viele müssen im Verlauf wegen schwerer Atemprobleme auf die Intensivstationen verlegt werden.

Verschlechterung innerhalb weniger Stunden

Immer wieder sind die Ärzte mit Patienten konfrontiert, denen es relativ lange gut geht, bevor sie um den zehnten Tag sehr schnell schwerer erkranken und auf die Intensivstation müssen. Typisch ist, dass die Sauerstoffsättigung des Blutes bereits stark erniedrigt ist, obwohl die Patienten noch gar nicht merken, dass sie kaum Luft bekommen. Vor allem Patienten mittleren Alters, um 50 bis 60 Jahre, so die Erfahrung von Medizinern, kommen teils noch problemlos zu Fuß in die Klinik  und entwickeln dann mitunter innerhalb weniger Stunden einen so schlechten Verlauf, dass sie künstlich beatmet werden müssen.

Beatmung von Covid-19-Patienten führt zu neuen Problemen

Im Verlauf der Virusinfektion kommt es bei einigen Patienten auch noch zu einer sogenannten Superinfektion. Dabei wird die durch die Viren geschwächte Lunge zusätzlich von Bakterien befallen, die eine eitrige Lungenentzündung auslösen. Das passiert häufig, wenn Covid-19-Patienten invasiv beatmet werden müssen, da ihre Lunge ohne Beatmung nicht mehr in der Lage ist, Sauerstoff aufzunehmen. Da diese Beatmung bei Covid-19 mit besonders hohem Druck erfolgen muss, damit der Sauerstoff ins Blut gelangt, wird die Lunge häufig zusätzlich geschädigt.

Corona-Krise: Ärzte lernen in der Behandlung dazu

Mittlerweile wissen die Ärzte, dass Patienten eine schlechtere Prognose haben, wenn sie wegen einer Covid-Pneumonie intubiert und beatmet werden müssen. Während die Mediziner zu Beginn der Pandemie geglaubt haben, möglichst schnell invasiv beatmen zu müssen, versuchen sie nun, die Patienten möglichst lange von der Beatmung fernzuhalten. Da es noch keine wirksamen Medikamente gegen das Virus gibt, können Ärzte und Pfleger nicht viel mehr tun, als die Vitalfunktionen zu kontrollieren, viel Flüssigkeit zu verabreichen und bakterielle Superinfektionen mit Antibiotika zu behandeln.

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Experten zum Thema

Priv.-Doz. Dr. Hans-Peter Hauber, Sektionsleiter Pneumologie
Jennifer Würzener, Stationsleitung
Kardiologie, Pneumologie und internistische Intensivmedizin
Asklepios Klinik Altona
Paul-Ehrlich-Straße 1
22763 Hamburg
www.asklepios.com

Dr. Mirko Horntrich, Oberarzt, Ärztlicher Manager Intensivmedizin
Albertinen Krankenhaus
Süntelstraße 11a
22457 Hamburg
www.albertinen.de

Prof. Dr. Marius Hoeper, Komm. Direktor
Klinik für Pneumologie
Dr. Markus Busch, Oberarzt Intensivstation 14
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
www.mhh.de

Prof. Dr. Rolf Dembinski, Chefarzt
Klinik für Intensiv- und Notfallmedizin
Klinikum Bremen-Mitte
St.-Jürgen-Straße 1
28205 Bremen
www.gesundheitnord.de

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