Coronavirus: Überlastung der Intensivstationen
Die vierte Corona-Welle verschärft die Lage auf den Intensivstationen in Deutschland. Die Zahl der Intensivpatientinnen und -patienten mit Covid-19 steigt wieder deutlich. Planbare OPs werden verschoben.
Während in anderen Bundesländern schon jetzt dramatische Zustände auf den Intensivstationen herrschen, ist die gemeldete Lage im Norden derzeit (Stand: 23. November) noch entspannter. Im Süden und Südosten arbeiten die Pflegenden wieder am Limit und freie Betten sind rar. Die Ärzte und Pfleger müssen ständig entscheiden, wen sie zuerst versorgen. Zum Beispiel ist in Traunstein, Oberbayern die Intensivstation zu 95 Prozent belegt - zur Hälfte mit Corona-Patientinnen und -Patienten, von denen die meisten ungeimpft sind.
Ansturm auf Intensivstationen
Wenn man die hohe Zahl an Neuinfektionszahlen betrachtet, lässt sich ausrechnen, dass die Intensivstationen bald im ganzen Land voll sein werden. Und bei den Tausenden, die sich jeden Tag infizieren, wird es in drei Wochen jeden Tag Hunderte Tote geben, befürchten Mediziner. Im Norden sind mehr Menschen geimpft - deshalb sind hier auch noch Intensivbetten frei. Doch die Situation in Bayern oder Sachsen könnte in wenigen Wochen auch bei uns auftreten. Denn 0,8 Prozent aller Menschen, die sich zurzeit mit Corona infizieren, kommen zwei bis drei Wochen später auf die Intensivstation. Der Ansturm kann schnell auch die Intensivstationen im Norden überfordern.
Notfälle finden keinen Platz
Schon jetzt werden teilweise Notfälle stundenlang durch die Gegend gefahren, weil es kein Krankenhaus mit freien Intensivbetten mehr gibt. Das heißt: Menschen werden deutlich schlechter versorgt, vor allem ungeimpfte Menschen, die sich mit dem Coronavirus infizieren, auf die Intensivstation kommen.
Pflegepersonal fehlt
Auf den Intensivstationen fehlen vor allem Menschen, die Covid-Erkrankte pflegen können. Viele Pflegefachkräfte haben in den vergangenen Monaten gekündigt. Pflegende von anderen Stationen müssen nun auf den Intensivstationen einspringen. Darunter leiden andere Erkrankte, denn planbare Operationen werden verschoben. Das war im vergangenen Jahr im ganzen Land der Fall.
Planbare Operationen müssen verschoben werden
Frauenärztinnen und -ärzte berichten, dass sie jetzt vermehrt Frauen mit großen, weit fortgeschrittenen Tumoren operieren, die wegen Corona nicht zur Früherkennung gekommen sind. Manchmal können auch Gefäßoperationen, gynäkologische oder kardiologische Eingriffe nicht durchgeführt werden, obwohl ein OP-Saal frei wäre und auch ein Bett auf der Station. Es könnte aber sein, dass die Betroffenen nach der OP ein bis zwei Tage auf der Intensivstation überwacht werden müssten. Da dort aber kein Bett frei ist, findet die OP erst mal nicht statt.
Impfung als Ausweg aus der Situation
Deswegen empfehlen Expertinnen und Experten, dass sich jeder der kann, jetzt noch impfen lassen sollte. Schnelles Impfen, mit Erst, Zweit- und Boosterimpfungen sei der einzige Ausweg aus dieser Situation auf den Intensivstationen. Außerdem vorsichtig sein und in Innenräumen Maske tragen - denn sonst droht uns ein wirklich schlimmes Weihnachtsfest, mahnen Expertinnen und Experten.
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