Corona: Wie zuverlässig sind Antigen-Schnelltests?
Corona-Schnelltests sind ein wichtiger Baustein in der Pandemie-Bekämpfung. Sie sind in vielen Bundesländern unter anderem Voraussetzung für den Friseur-Besuch. Doch wie zuverlässig sind die Antigen-Tests wirklich?
Von der Infektion mit dem Coronavirus bis zum Auftreten von Symptomen vergehen meistens fünf bis sieben Tage. Infektiös werden Betroffene etwa zwei Tage vor Symptombeginn. Insgesamt ist ein Corona-Infizierter im Schnitt acht Tage ansteckend. Ein Antigen-Schnelltest schlägt aber erst zuverlässig an, wenn sich bereits Symptome zeigen. Experten sprechen von einer Sensitivitätslücke zu Beginn der Infektion, wenn die Menschen noch keine Symptome haben. Deshalb sei der Antigen-Schnelltest in dieser Phase nicht vollends aussagekräftig, warnen Virologen. Wird also eine Person getestet, die noch keine Symptome hat und sich nicht krank fühlt, fällt ein Antigen-Schnelltest häufig negativ aus. Aber trotzdem kann die Person schon ansteckend sein.
So funktioniert ein Antigen-Schnelltest
Beim Antigen-Schnelltest werden mit einem Tupfer Schleimhautzellen abgestrichen. Die Corona-Viren vermehren sich im Inneren der Zellen. Erst wenn die kranken Zellen absterben, wird massenhaft Virusmaterial für den Tupfer erreichbar. Und erst dann fällt der Antigen-Schnelltest zuverlässig positiv aus.
Hersteller von Antigen-Schnelltests werben mit einer hohen Sensitivität. Die Sensitivität gibt an, zu wie viel Prozent ein Test die Krankheit bei tatsächlich Kranken erkennt. Genannt werden für Corona-Schnelltests oft Werte zwischen 96 und 99 Prozent.
Das Problem: Die Sensitivität von Antigen-Schnelltests wird vor ihrer Zulassung nur an Proben überprüft, die von symptomatischen Covid-19-Erkrankten stammen. Das sind Proben von Menschen, die schon Symptome hatten und bei denen sich das Virus durch eine PCR-Testung nachweisen ließ. Bei diesem Probenmaterial mit hoher Viruslast schneiden die meisten Antigen-Schnelltests entsprechend gut ab.
Wie gut die Antigen-Schnelltests in der Lage sind, auch frühe und asymptomatische Infektionen nachzuweisen, wird derzeit noch untersucht.
Corona-Schnelltests vermitteln falsche Sicherheit
Experten weisen zudem darauf hin, dass es bei den Corona-Antigen-Schnelltests große Qualitätsunterschiede gibt. Entscheidend ist der LOD-Wert (Limit of Detection). Das bedeutet: Wie viele Viruskopien müssen pro Milliliter Sekret vorhanden sein, damit der Antigen-Schnelltest anschlägt? Viele Tests brauchen dazu eine ziemlich hohe Virenzahl, die allerdings erst mit Ausbruch der Symptome erreicht wird.
Eine große internationale Metastudie gelangt zu der Einschätzung, dass Antigen-Schnelltest nur etwas mehr als die Hälfte der Infizierten ohne Symptome erkennen. Das ist fatal, denn Menschen mit negativem Testergebnis wiegen sich in falscher Sicherheit.
Regelmäßige Schnelltests verhindern Infektionsketten
Trotz der Nachweislücke zu Beginn der Infektion machen Antigen-Schnelltests laut Experten Sinn, wenn sie regelmäßig zum Screening definierter Gruppen genutzt werden. Überall dort, wo Menschen sowieso hingehen müssen, etwa im Betrieb oder in der Schule, können zwei bis drei Schnelltests pro Person und Woche für mehr Sicherheit sorgen, sagen Experten. Denn wird eine infizierte Person, die noch keine Symptome hat, zunächst nicht entdeckt, weil der Test nicht anschlägt, wird sie wahrscheinlich beim nächsten Test ein paar Tage später identifiziert. So lassen sich Infektionsketten unterbrechen.
Im Gegensatz dazu ist ein einmaliger negativer Antigen-Schnelltest kein Freifahrtsschein. Experten betonen deshalb, dass die üblichen Pandemie-Verhaltensregeln wie Abstand, Händewaschen und Maske tragen auch von negativ Getesteten eingehalten werden müssen.