Corona: Die Omikron-Variante und die Lage auf den Intensivstationen
Die schnelle Ausbreitung der neuen Coronavirus-Variante Omikron bereitet Epidemiologen Sorgen. Aufgrund der niedrigen Impfquote könne ein Lockdown notwendig werden, um die Infektionswelle zu brechen.
Auch wenn sie im Norden noch vergleichsweise glimpflich erscheint: Die Corona-Pandemie hat Deutschland fest im Griff. Hubschrauber und spezielle Ambulanz-Flugzeuge fliegen mittlerweile schwerkranke Intensivpatienten aus den überlasteten Bundesländern wie Sachsen, Thüringen und Bayern in Kliniken in Norddeutschland. Denn dort sind noch Intensivbetten verfügbar, die es in den Ländern mit viel höherer Inzidenz nicht mehr gibt.
Wer ausgeflogen werden kann und muss, wird sorgfältig ausgewählt. Denn die möglicherweise lebensrettende Verlegung unter Beatmung bedeutet für den geschwächten, auf kreislaufunterstützende Medikamente angewiesenen Körper enormen Stress.
Engpässe auf den Intensivstationen bald auch im Norden
Wenn die Intensivtherapie verfügbar ist, stehen die Überlebenschancen bei Covid-19 inzwischen besser als vor einem Jahr, sodass ein größerer Teil der Betroffenen die Erkrankung übersteht. Doch steigen die Zahlen in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein so weiter wie in den vergangenen Tagen, drohen auch hier bald Engpässe auf den Intensivstationen. In Mecklenburg-Vorpommern meldete das erste große Krankenhaus ausgelastete Intensivkapazitäten.
Nicht notwendige OPs verschieben
Die Behörden steuern gegen und fordern die Krankenhäuser auf, nicht dringende Operationen zu reduzieren. So sollen möglichst viele Plätze auf den Intensivstationen für Covid-Patientinnen und Patienten freigehalten werden. Dass das nicht mehr lange ausreichen wird, ist dabei bereits abzusehen.
Covid-19-Erkrankte bleiben viele Wochen auf den Intensivstationen
Expertinnen und Experten schätzen, dass inzwischen 0,6 Prozent der heute Infizierten in den nächsten Tagen mit einer schweren Corona-Erkrankung auf den Intensivstationen landen werden - das wären deutschlandweit aktuell (Stand 30. November) etwa 2.745 Menschen pro Tag. Und während Menschen mit anderen Erkrankungen im Durchschnitt wenige Tage auf der Intensivstation bleiben, benötigen schwerkranke Covid-19-Patientinnen und Patienten über viele Wochen eine extrem aufwendige Versorgung.
Zu viele Ungeimpfte überlasten das Gesundheitssystem
Maßgeblichen Anteil an der aktuellen Entwicklung hat die große Zahl von Menschen, die sich nicht haben impfen lassen, da sind sich die Expertinnen und Experten einig. Die meisten Infektionen treten laut RKI bei Ungeimpften im Alter zwischen 35 und 59 Jahren auf.
Wären alle impfbaren Bürgerinnen und Bürger geimpft, gäbe es zwar auch Impf-Durchbrüche und vereinzelt schwere Verläufe bei vorerkrankten Patientinnen und Patienten. Doch die hätte das leistungsfähige deutsche Gesundheitssystem leicht verkraften können.
Neue Variante Omikron ist wohl sehr infektiös
Aktuell beunruhigt die neue Corona-Variante Omikron die Expertinnen und Experten. Sie wurde zuerst in Afrika entdeckt, inzwischen aber in zahlreichen Ländern nachgewiesen, auch in Deutschland. Vor allem die schnelle Ausbreitung, die sich in Südafrika gezeigt hat, macht Epidemiologen Sorgen. Sie legt nahe, dass das neue Virus sehr infektiös ist und vielleicht noch die Delta-Variante übertrifft und diese über kurz oder lang verdrängen könnte.
Wie wirksam sind die Impfstoffe gegen Omikron?
Deshalb wird nun mit Hochdruck untersucht, wie gut die aktuell verfügbaren Impfstoffe gegen die neue Variante schützen. Die Gen-Mutationen könnten dazu führen, dass die Impfstoffe und auch die Immunisierung durch eine durchgemachte Infektion möglicherweise nicht mehr so effektiv vor einer Infektion mit der Omikron-Variante schützen können.
Völlig unwirksam sei der bisherige Impfstoff aber nicht. "Das Einzige was man wirklich mit Sicherheit sagen kann, es ist besser, wenn man geimpft ist. Es ist noch besser, wenn man geboostert ist", sagt Virologe Christian Drosten zum Thema. Umso wichtiger sei jetzt das rasche Boostern des Impfschutzes durch eine Auffrischimpfung. Denn das könne möglicherweise die Verbreitung nicht nur des aktuellen Virus, sondern auch der neuen Virusvariante bremsen.
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