Stand: 25.05.2020 13:40 Uhr

Corona: Infektionsgefahr durch Aerosole in Räumen?

Eine Frau mit Schutzmaske in den öffentlichen Verkehrsmitteln. © picture alliance Foto: Kirsten Nijhof
Das Tragen einer Maske bleibt eine wichtige Maßnahme in der Corona-Pandemie.

Das Coronavirus breitet sich möglicherweise auch über unsichtbare Schwebeteilchen in der Luft aus. Die sogenannten Aerosole sind winzige, in der Luft schwebende Partikel, kleiner als fünf Mikrometer, und damit so klein wie Feinstaub. Sie entstehen überall, wo Tröpfchen fein vernebelt werden, zum Beispiel beim Sprechen und Singen an den Stimmlippen im Kehlkopf. So könnten Aerosole das Coronavirus über Entfernungen von mehreren Metern durch die Luft verbreiten.

Infektion über Tröpfchen und Aerosole

Als sicher gilt, dass der größte Teil der Corona-Infektionen über Tröpfchen übertragen wird, wenn ein Infizierter anderen Menschen zu nah kommt. Größere Tröpfchen sinken schnell zu Boden.

Aerosole sind dagegen viel kleiner, können mehrere Stunden in der Luft schweben und sich in Räumen ansammeln. Beim Einatmen gelangen sie auch in die tiefen Anteile der Lunge. Wie häufig sich Menschen über Aerosole infizieren, ist aber noch nicht geklärt und muss in Studien weiter untersucht werden.

Gefahr im Freien und in Innenräumen

Im Freien sind Infektionen durch Aerosole unwahrscheinlich, da die winzigen Partikel an der frischen Luft blitzschnell verteilt und so stark verdünnt werden, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht. Denn für eine Infektion ist eine gewisse Menge an Viren erforderlich, die auf einzelnen der winzigen Aerosol-Tröpfchen gar keinen Platz finden.

In Innenräumen ist die Situation anders: Je kleiner ein Raum ist, desto mehr infektiöse Aerosole verteilen sich in der Luft und werden von anderen Menschen im Raum eingeatmet. Wer zum Beispiel ohne Maske mehrere Stunden in einem Raum mit einem Infizierten verbringt, geht ein gewisses Risiko ein. Denn wenn eine Person Aerosole freisetzt, verteilen sie sich wie feiner Nebel. Wird nicht kontinuierlich Aerosol nachproduziert, verdünnt es sich sehr schnell.

Infektionsgefahr durch Aerosole verringern

Deutlich verringern lässt sich die Gefahr einer Ansteckung über Aerosole durch regelmäßiges Lüften. Außerdem sollten sich nicht zu viele Leute in einem Raum befinden. Hundertprozentig ausschließen lässt sich eine Infektion aber nicht. Vor allem Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf sollten abwägen, ob sie sich dem möglichen Risiko einer Infektion aussetzen, zum Beispiel im Restaurant, im Bus oder beim Frisör.

Masken tragen, Abstand halten

Das Tragen von Masken und das Einhalten der Abstandsregel gelten auch weiterhin als wichtige Maßnahme zum Schutz vor einer Corona-Infektion. Eine einfache Mund-Nasen-Maske kann den Luftstrom deutlich minimieren. Aerosole sind jedoch so fein, dass sie durch die Masken hindurchgehen. Trotzdem hält das saugfähige Material der Masken vermutlich auch einen Teil der Aerosole zurück.

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Experten zum Thema

Prof. Dr. Johannes K.-M. Knobloch, Leiter Arbeitsbereich Krankenhaushygiene
Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
www.uke.de

Prof. Dr. Claudia Spahn, Institutsleitung
Prof. Dr. Bernhard Richter, Institutsleitung
Freiburger Institut für Musikermedizin (FIM)
Universitätsklinikum Freiburg
Elsässer Straße 2 m
79110 Freiburg
www.uniklinik-freiburg.de

Prof. Dr. rer. nat. Alfred Karbach
Fachbereich Maschinenbau und Energietechnik
Technische Hochschule Mittelhessen
Ludwigsplatz 13
35390 Gießen
www.thm.de

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Visite | 19.05.2020 | 20:15 Uhr

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