Corona-Immunität: Wie lange schützen Infektion und Impfung?
Durch Impfungen, aber auch durch überstandene Infektionen entwickeln Menschen eine Immunität gegen das Coronavirus. Doch wie gut ist die tatsächlich und wie lange hält sie an?
Seit über einem Jahr hält SARS-CoV-2 die Welt in Atem. Hochansteckend und gefährlich sind andere Viren zwar auch, aber dieses Virus war völlig neu für die Menschheit. Und genau hier liegt das Problem: Überall auf der Welt waren die Menschen dem Virus gegenüber „naiv“. Das bedeutet, dass kein einziges Immunsystem schon eine Antwort auf diesen Angreifer hatte und jeder, der in Kontakt mit dem Virus kam, auch erkranken und das Virus weitergeben konnte. Nur deshalb konnte sich die Pandemie so entwickeln, wie wir es in den vergangenen Monaten erlebt haben.
Schützt eine durchgemachte Infektion?
Durch Impfungen, aber auch durch überstandene Infektionen entwickeln Menschen eine Immunität gegen das Virus. Doch wie gut die tatsächlich ist und wie lange sie anhält, ist noch Gegenstand der Forschung. Eine Studie aus Dänemark hat gezeigt: Menschen, die bereits an Covid-19 erkrankt waren, sind zu 80 Prozent vor einer Reinfektion geschützt. Bei den Über-65-Jährigen war das allerdings nur bei 47 Prozent der Fall - vermutlich deshalb, weil das Immunsystem bei älteren Menschen nicht mehr so gut funktioniert wie bei jüngeren. Denn wie der gesamte Körper altert auch das Immunsystem. Es kann nicht mehr so schnell und so gut auf Krankheitserreger reagieren. Deshalb ist es wichtig, auch Menschen zu impfen, die schon mal eine Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht haben. Die Impfung verstärkt die Immunantwort und verbessert so den Schutz vor einer Reinfektion.
Wie das Immunsystem auf das Virus reagiert
Bei einer Infektion dringt das Virus in die Körperzelle ein, um sich dort zu vervielfältigen. Darauf reagiert zunächst das angeborene Immunsystem: Fresszellen erkennen den Eindringling als fremd, zerstören die infizierte Zelle und präsentieren anschließend Bestandteile des Virus an ihrer Oberfläche. Das aktiviert das spezifische Immunsystem: B-Zellen docken an den präsentierten Proteinen des Corona-Virus an und bilden passende Antikörper, die weitere Corona-Viren daran hindern können, in Körperzellen einzudringen.
Wie viele Antikörper gebildet werden, ist abhängig von der Schwere und Dauer der Erkrankung. Je schwerer jemand an Covid-19 erkrankt war, desto mehr Antikörper hat er in der Regel gebildet. Im Laufe der Zeit nimmt die Zahl der Antikörper allerdings bei allen Genesenen wieder ab. Ähnlich wie die B-Zellen docken auch T-Zellen an die von den Fresszellen präsentierten Virus-Proteinen an. Sie bilden Stoffe, die weitere bereits infizierte Körperzellen finden und zerstören. Solange die Infektion aktiv ist, laufen diese Prozesse immer wieder ab und immer mehr T- Und B-Zellen kämpfen gegen das Virus. Nach der Infektion verschwinden sie nach und nach aus dem Blut - bis auf die sogenannten Gedächtniszellen. Die erkennen bei einem neuen Kontakt mit dem Virus den Angreifer sofort und sorgen für eine schnelle, effektive Abwehr.
Wie lange hält die natürliche Immunität an?
Wissenschaftler gehen bisher davon aus, dass die Immunität gegen SARS-CoV-2 nach einer durchgemachten Infektion mindestens vier bis sechs Monate anhält, auch wenn das nicht bewiesen ist. Ziemlich sicher werden aber schwere Verläufe für lange Zeit verhindert. Noch unklar ist, ob eine durchgemachte Infektion auch vor Virusvarianten schützen kann.
Wie lange schützt die Impfung?
Da sie erst seit wenigen Monaten in großer Zahl verimpft werden, ist auch bei den Impfstoffen noch nicht klar, wie lange die damit erreichte Immunität tatsächlich anhält. Experten gehen aber nach den bisherigen Daten davon aus, dass eine Impfung für mindestens sechs Monate sicher wirkt. Wie gut die Impfstoffe und auch durchgemachte Infektionen vor künftigen Virusvarianten schützen, lässt sich heute noch nicht abschätzen. Möglicherweise wird eine regelmäßige Auffrischimpfung mit an die neuen Varianten angepassten Vakzinen erforderlich sein - ähnlich wie bei der Grippeschutzimpfung. Schon jetzt ist zu erkennen, dass Geimpfte - abhängig vom verwendeten Impfstoff - zwar sehr gut vor der britischen, aber weniger gut vor der südafrikanischen und den brasilianischen Varianten geschützt sind. Diese sind so stark mutiert, dass das Immunsystem sie trotz Impfung nicht einwandfrei erkennen kann.
Grundimmunität steigt mit Zahl der Geimpften
Je mehr Menschen geimpft oder genesen sind, desto eher wird sich weltweit eine Grundimmunität gegen SARS-CoV-2 entwickeln. Dann werden Milliarden von Immunsystemen zumindest eine Ahnung haben, was SARS-CoV-2 ist und wie es sich bekämpfen lässt. So können sie schneller auch auf neue Virusvarianten reagieren und es sind deutlich weniger Kranke, schwere Verläufe und Todesfälle zu erwarten.