Ein Glasfläschchen mit einer durchsichtigen Flüssigkeit © colourbox Foto: -

Corona: Giftiges Chlordioxid kein Heilmittel

Stand: 17.05.2022 11:09 Uhr

In der Corona-Pandemie häufen sich Meldungen über Vergiftungen mit Chlordioxid-Lösung. Symptome sind Husten, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Schleimhautreizungen.

Entgegen falscher Heilsversprechen ist die Einnahme von Chlordioxid hochgefährlich und hilft nicht gegen Infektionen mit dem Coronavirus oder andere Krankheiten. Chlordioxid ist eine chemische Verbindung, die aus Natriumchlorit und einer Säure (zum Beispiel Salzsäure) gewonnen wird. In Wasser gelöst dient es eigentlich als Bleiche und ist Bestandteil vieler Desinfektions- oder Reinigungsmittel.

Vergiftungen mit Chlordioxid-Lösung nehmen zu

Viele Menschen schwören auf mit Wasser verdünntes Chlordioxid als Allheilmittel, zum Beispiel gegen Malaria, Krebs, Ebola oder aktuell auch gegen Corona. Doch die Meldungen über Vergiftungen nehmen zu. Die häufigsten Symptome bei einer Vergiftung mit Chlordioxid sind Husten, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Schleimhautreizungen im Mund-, Nasen- und Rachenraum. Die Giftnotrufe in Norddeutschland sind in der Corona-Pandemie von sieben Notrufen im Jahr 2019 auf 50 im Jahr 2021 gestiegen. Im laufenden Jahr zählt das Giftinformationszentrum Nord in Göttingen bereits 24 Notrufe wegen Chlordioxidvergiftungen in Norddeutschland.

Falschinformationen zu Anwendung von CDL

In Internetforen wird Chlordioxid-Lösung (CDL oder englisch: CDS - Chlorine Dioxide Solution) auch beschönigend als "Miracle Mineral Supplement" (MMS) bezeichnet - und als ein Allheilmittel angepriesen, das auch Schutz vor dem Coronavirus bieten soll, wenn Erwachsene und Kinder es oral einnehmen. In vielen dieser Foren wird behauptet, mit CDL könne man sich kaum vergiften - und eventuelle Symptome wie Erbrechen oder Durchfall seien "Entgiftungssymptome", die zeigten, dass das Produkt wirke. Übelkeit und Erbrechen sind jedoch kein Zeichen, dass das Mittel wirkt, sondern belegen die Giftigkeit (Toxizität) von Chlordioxid, mahnen Expertinnen und Experten.

Gefährliche CDL-Nebenwirkungen

Bei der Einnahme von CDL kann es zu Verätzungen im Mund-und-Rachen-Bereich sowie in Speiseröhre und Magen kommen. Wird Chlordioxid Kindern verabreicht, dann können die Schäden viel gravierender sein als bei Erwachsenen. Chlordioxid wird als Desinfektionsmittel im seltenen Einzelfall auch zur Trinkwasseraufbereitung genutzt.

Um im Wasser krankmachende Keime zuverlässig abzutöten, empfiehlt der Gesetzgeber aber nur eine minimale Chlordioxid-Konzentration. Die 0,3-prozentige Chlordioxid-Lösung, die man im Internet bestellen kann, liegt jedoch weit über der zulässigen Konzentration. Wenn ein Bleichmittel zum Beispiel einen Stoff bleichen kann, dann hat es auch die Fähigkeit biologisches Gewebe zu zerstören. Daher kann bei Einnahme von CDL Gewebe in Mund und Rachen absterben. Solche sogenannten Nekrosen sind sehr schmerzhaft.

Chlordioxid nur als Desinfektions- oder Bleichmittel verwenden

Zudem kann eine Chlordioxid-Lösung im Körper giftig wirken, weil es die roten Blutkörperchen schädigen kann und so die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Darum warnen auch das Bundesinstitut für Risikobewertung in Deutschland sowie die Behörden in der Schweiz, in Österreich, Amerika und Südamerika vor der Einnahme dieser Substanz. Online-Plattformen verkaufen CDL deshalb nicht als Heilmittel, sondern zur Trinkwasseraufbereitung oder als Desinfektionsmittel. Damit umgehen sie Zulassungsbeschränkungen und klinische Kontrollen. Im Internet werden auch die einzelnen Komponenten zum Selbermischen angeboten. Expertinnen und Experten sind sich einig: Finger weg! Chlordioxid ist ein Bleich- und Desinfektionsmittel, aber keinesfalls ein Heilmittel.

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Visite | 17.05.2022 | 20:15 Uhr

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