Eine Frau misst den Blutdruck am Oberarm eines Patienten. © COLOURBOX Foto: Poprotskiy Alexey

Hypertonie: Blutdruck-Schwankungen erkennen und behandeln

Stand: 18.07.2022 10:37 Uhr

Gefährlich ist ein Bluthochdruck (Hypertonie) vor allem wegen seiner Folge-Erkrankungen. Bei schwankendem Blutdruck ist es wichtig, nach der Ursache zu forschen. Eine 24-Stunden-Blutdruckmessung kann helfen, die Schwankungen zu erkennen.

Gerade in stressigen Momenten stehen viele Menschen im wahrsten Sinne des Wortes "unter Druck". Wenn es hektisch zugeht, wird der Körper in Alarmbereitschaft gesetzt: Das Herz schlägt schneller, die kleinen Blutgefäße stellen sich enger und das Blut fließt mit erhöhtem Druck durch die Adern. Die Muskeln werden stärker durchblutet und besser mit Sauerstoff versorgt. Ein ausgeklügeltes System aus Hormonen, Gefäß- und Nervenaktionen steuert unseren Blutdruck und passt ihn den Gegebenheiten an. Wenn wir uns aufregen oder körperlich anstrengen, setzt der Sympathikus als Teil des vegetativen Nervensystems ein und lässt den Blutdruck in die Höhe schießen. In Ruhephasen übernimmt der Parasympathikus, das Herz schlägt ruhiger, die Gefäße weiten sich, der Blutdruck sinkt wieder.

Bluthochdruck durch Messung erkennen

Im Idealfall kann unser Körper den Blutdruck so regulieren, dass wir in jeder Situation gut versorgt sind, viele Menschen haben jedoch einen dauerhaft erhöhten Blutdruck (Hypertonie). Ein Bluthochdruck liegt dann vor, wenn die an unterschiedlichen Tagen beim Arzt gemessenen Werte bei 140 zu 90 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) oder darüber liegen. Für die Selbstmessung zu Hause liegen die Grenzwerte etwas niedriger (135 zu 85 mmHg). Es müssen nicht beide Werte erhöht sein. Am häufigsten ist der obere Wert erhöht. Wichtig ist, an beiden Armen zu messen.

 

Blutdruckschwankungen durch 24-Stunden-Messung erkennen

Eine 24-Stunden-Blutdruckmessung kann dabei helfen, die Blutdruck-Schwankungen zu erkennen. Außerdem ist es sinnvoll, wenn der Patient oder die Patientin regelmäßig zu Hause den Blutdruck misst und ein Tagebuch führt, das der Arzt auswerten kann. Die eigenständig erfassten Werte können einen guten Hinweis darauf geben, wie sich der Blutdruck in bestimmten Situationen verändert.

Medikamente: Dosierung von Blutdrucksenkern bei Stress schwierig

Um schwerwiegenden Erkrankungen vorzubeugen, wird Bluthochdruck meist mit blutdrucksenkenden Medikamenten behandelt. Gerade bei Menschen, die an einem stressbedingten Bluthochdruck leiden, kann es allerdings zu starken Schwankungen des Drucks kommen, die eine Dosierung der Medikamente erschweren. Diese Patienten leiden beispielsweise unter der Woche und im Berufsalltag unter starkem Bluthochdruck, können sich aber am Wochenende oder im Urlaub besser entspannen. An diesen Tagen ist die Dosierung der Medikamente dann womöglich zu hoch, der Blutdruck wird zu stark gesenkt. Die Folge: Es kommt zu Symptomen wie Schlappheit und Müdigkeit, die typisch für einen zu niedrigen Blutdruck sind.

Gerade bei diesen Patienten ist es wichtig, dass zusammen mit dem behandelnden Arzt die Ursache des Bluthochdrucks herausgefunden wird. Der Patient muss lernen, seinen Blutdruck zu verstehen und zu erkennen, wann beziehungsweise in welchen Situationen der Blutdruck höher oder niedriger wird. Zusammen mit dem Arzt wird dann ein Dosierungskonzept erstellt, das sich der jeweiligen Lebenssituation anpasst. Die Dosierung der Medikamente sollte aber immer in Absprache mit dem Arzt geschehen und niemals eigenmächtig vorgenommen werden, das kann gefährlich werden.

Diese Ursachen kann Bluthochdruck haben

Bei der Entstehung des sogenannten primären Bluthochdrucks spielen viele Faktoren eine Rolle: genetische Veranlagung, falsche Ernährung, Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel und lang anhaltender Stress.

Wenn der Hochdruck durch spezielle Ursachen ausgelöst wird, sprechen die Mediziner von einer sekundären Hypertonie. So gibt es bestimmte Erkrankungen, die Bluthochdruck zur Folge haben. Dazu gehören Nierenerkrankungen, Atemaussetzer im Schlaf (Schlafapnoe) und Erkrankungen der Nebenniere (hormonbildende Tumoren, Hyperaldosteronismus, Conn-Syndrom).

Gründe für schwankenden Blutdruck:

  • Vegetativer Typ: Blutdruck ist eigentlich gut eingestellt, durch Stress, Alkohol, Nikotin, Lakritze oder Schmerzmittel kommt es aber immer wieder zu Entgleisungen.
  • Non-Compliance-Typ: unzuverlässige Einnahme der Medikamente, ähnlich wirken auch schlechte Einstellung des Blutdrucks oder unzureichende Basismaßnahmen.
  • Sekundärer Bluthochdruck: Ursachen wie Schlafapnoe, hormonbildende Tumoren, Nierenerkrankungen oder Hyperaldosteronismus wurden übersehen und nicht behandelt und führen immer wieder zu Blutdruckentgleisungen.

Folgeerkrankungen durch Hypertonie

Gefährlich ist ein dauerhaft erhöhter Blutdruck vor allem wegen seiner Folge-Erkrankungen. Der ständige Druck bei Hypertonie kann zur Herzschwäche führen und die Gefäßwände verhärten, was den Blutdruck noch weiter steigen lässt. In den verengten Gefäßen können sich Ablagerungen bilden (Arteriosklerose), im schlimmsten Fall führt das zum Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Abnehmen durch gesunde Ernährung und Bewegung

Wichtig bei der Bluthochdruck-Therapie ist auch die Sensibilisierung darauf, wie sich durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten der Blutdruck dauerhaft senken oder zumindest beeinflussen lässt. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, der Verzicht auf Alkohol und Nikotin sowie Bewegung, ein regelmäßiger Tag-Nacht-Rhythmus und Entspannungsphasen. Eine der effektivsten Maßnahmen, um den Blutdruck zu senken, ist die Gewichtsreduktion: Pro verlorenem Kilogramm Körpergewicht sinkt der obere Blutdruckwert um etwa einen mmHg.

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