Rückenschmerzen: OP vermeiden, Übungen als Geheimtipp
Auch bei einem Bandscheibenvorfall gilt: Bewegung steht bei der Behandlung von Rückenschmerzen im Vordergrund. Mit Übungen und einem Geheimtipp in Sachen Muskeltraining lässt sich eine OP oft vermeiden.
Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit: Etwa jeder dritte Deutsche leidet daran. In den meisten Fällen sind einseitige Belastungen oder fehlende Bewegung die Ursachen. Manchmal sind Rückenschmerzen aber auch auf einen Bandscheibenvorfall zurückzuführen. Eine gute Nachricht: In den meisten Fällen muss ein Bandscheibenvorfall nicht operiert werden, sondern kann konservativ gut behandelt werden. Neben der Therapie von akuten Schmerzen sind dabei Physiotherapie und ein gezieltes Training entscheidend.
Die Behandlung von Rückenschmerzen nach einem Bandscheibenvorfall hat sich sehr stark gewandelt: Während Ärzte früher auf Ruhe und Schonung setzten, steht heutzutage Bewegung im Vordergrund - zum Beispiel aktivierende Krankengymnastik, Entspannungsverfahren und Übungen zum Muskeltraining - ein echter Geheimtipp gegen Rückenschmerzen. Verspannte Muskulatur wird gelockert, geschwächte Muskulatur gekräftigt. Die Behandlung soll verhindern, dass die Schmerzen chronisch werden. Schonung hingegen bewirkt einen Muskelabbau und einen Kraftverlust, der Fehlhaltungen nach sich zieht und so zu noch größeren Rückenschmerzen führt.
Behandlung bei Bandscheibenvorfall: Bewegung und Physiotherapie
Entscheidend für die Auswahl der geeigneten Behandlung bei einem Bandscheibenvorfall sind die Beschwerden und die Belastbarkeit des Rückens - und nicht der Befund auf dem Röntgenbild. Die akute Phase bei einem Bandscheibenvorfall dauert etwa vier bis sechs Wochen. Bereits in dieser Zeit empfehlen Ärzte heute keine strikte Schonung mehr, sondern ein passendes Bewegungsprogramm mit Übungen und Physiotherapie. So sollen Kraft und Beweglichkeit erhalten bleiben, ohne allerdings die betroffene Nervenwurzeln zusätzlich zu reizen. Anschließend hat der Körper in der Regel das ausgetretene Gewebe aus der Bandscheibe so weit resorbiert, dass der Rücken wieder belastbar ist. Bei Schmerzen kann der Arzt Schmerzmittel verschreiben. Hilft eine konservative Behandlung mit Übungen zum Muskeltraining und Physiotherapie nicht, kann eine OP sinnvoll sein.
Vorbeugung und Behandlung: Funktionelles Rückentraining stabilisiert
Als eine effektive Maßnahme zur Vorbeugung und Behandlung von Rückenschmerzen gilt das funktionelle Rückentraining. Statt einzelne Muskeln isoliert zu trainieren, werden dabei ganze Muskelgruppen und komplexe Bewegungsabläufe mithilfe des eigenen Körpergewichtes trainiert, vor allem die tiefliegenden, die Wirbelsäule stabilisierenden Muskelgruppen. Ziel ist die Wiederherstellung eines ausgewogenen Gleichgewichts zwischen Beweglichkeit und Stabilität.
Geheimtipp 1: Übungen im Alltag bauen Muskulatur auf
Nach einem Bandscheibenvorfall hilft regelmäßiges Training und Bewegung, mit Übungen den Körper auszubalancieren, die Muskulatur zu stärken und die Bandscheiben zu entlasten. Das gelingt auch mit Alltagstätigkeiten:
- Wer beim Wäscheaufhängen den Wäschekorb auf den Boden stellt und die Kleidungsstücke von dort zur Leine führt, macht die Wirbelsäule durch das Bücken und Dehnen flexibler.
- Das Anheben von alltäglichen Lasten bringt einen Kraftzuwachs. Dabei darauf achten, aus den Knien heraus und mit geradem Rücken zu heben.
- Gewichte nach Möglichkeit aufteilen, nicht zu viel auf einmal wollen. Wer morgens und abends einbeinig die Zähne putzt, macht aus der Zahnpflege eine effektive Übung der Koordination.
Geheimtipp 2: Übungen mit Wackelbrett
Im Rahmen des funktionellen Rückentrainings sind sogenannte Wackelbretter ein wichtiges Hilfsmittel und echter Geheimtipp: Damit lässt sich das Zusammenspiel von Bewegungssensoren, Muskeln, Gelenken und Gehirn üben. Durch die instabile Grundlage müssen viele verschiedene Muskeln und Tiefenmuskeln im Bereich des Rumpfes permanente Korrekturbewegungen durchführen, um das Gleichgewicht zu halten. Ziel der Trainings ist es, diese Muskulatur zu kräftigen und ihre Reaktionsgeschwindigkeit zu verbessern. Die dadurch gewonnene Stabilität der Rückenmuskulatur lindert die Schmerzen und beseitigt Rückenschmerzen in einigen Fällen sogar ganz.
Geheimtipp 3: Dehnen
Oft werden die Rückenschmerzen nicht allein durch den Bandscheibenvorfall ausgelöst. Auch Blockaden im Iliosakralgelenk oder Verspannungen des Piriformis-Muskels können am Schmerzgeschehen beteiligt sein. Regelmäßiges Lockern und Dehnen der Gesäßmuskeln kann helfen, die Schmerzen zu lindern. Eine gute Basis-Übung für den Piriformis-Muskel ist die Drei-Stufen-Dehnung. Dabei in Rückenlage das angewinkelte Bein anheben, das Knie mit der gegenüberliegenden Hand zunächst sanft zur Seite ziehen, kurz halten. Dann lösen und das Knie als nächstes in Richtung des gegenüberliegenden Ellenbogens ziehen. Als dritte Stufe das Knie in Richtung der gegenüberliegenden Schulter ziehen.
Wichtig: Körperliches Training sollte an die Leistungsfähigkeit angepasst sein - neben der Beweglichkeit sollten auch Kraft, Ausdauer, Koordination und Gleichgewicht durch Übungen trainiert werden.
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