Altersschwerhörigkeit: Therapie beugt Demenz vor
Wenn das Gehör langsam nachlässt, merken Menschen im Umfeld das häufig noch vor dem Betroffenen, der sich an die immer leiser werdende Umgebung gewöhnt und den Hörverlust oft nicht wahrhaben will. So werden alltägliche Hörprobleme zunächst lange verdrängt, nicht Verstandenes wird als unwichtig "aussortiert". Gesprächspartner reagieren häufig gereizt auf wiederholtes Nachfragen, das führt bei Betroffenen oft zu Scham und Resignation.
Hörverlust: Gehirn bekommt nicht genug Reize
Das Verdrängen der eigenen Schwerhörigkeit kann weitreichende Folgen haben: Das Gehirn gewöhnt sich an das geringere Hörvermögen, dadurch wird der Hörverlust beschleunigt. Der Mangel an akustischen Reizen und der soziale Rückzug können zudem zu einem Abbau der intellektuellen Leistungsfähigkeit führen. Experten bezeichnen eine nicht versorgte Altersschwerhörigkeit sogar als einen der Hauptrisikofaktoren für Altersdemenz und Altersdepression. Es ist also wichtig, eine Schwerhörigkeit früh zu erkennen und gegenzusteuern.
Wie Schwerhörigkeit im Alter entsteht
Das Hörvermögen nimmt ab etwa Mitte 50 ab. Mit 65 Jahren ist durchschnittlich jeder dritte Mensch auf beiden Ohren schwerhörig. Die Altersschwerhörigkeit beginnt im Innenohr, in der Hörschnecke. Das mit Flüssigkeit gefüllte Organ verfügt über sehr feine bewegliche Sinneshaarzellen. Diese nehmen den Schall auf, schwingen hin und her und wandeln dabei die akustischen Wellen in elektrische Signale um. Im Alter verkümmern diese Haarzellen, die Signalübertragung ist gestört - und zwar in erster Linie im Bereich der hohen Frequenzen. Dieser Hörverlust kann gemessen werden.
Die Entwicklung einer Schwerhörigkeit ist meist ein langsamer Prozess, es kann aber auch zu einer plötzlichen Verschlechterung kommen. Diese kann beispielsweise durch bestimmte Medikamente ausgelöst werden:
- Chemotherapeutika
- bestimmte Antibiotika
- Aspirin in sehr hoher Dosierung
Auch ein Hörsturz kann zu einer plötzlichen Einschränkung des Hörens führen.
Häufige Anzeichen einer Schwerhörigkeit
Wer sich nicht ganz sicher ist, ob beim Gegenüber eine Schwerhörigkeit vorliegt, sollte auf folgende Anzeichen achten:
- TV und Radio sind übertrieben laut gestellt.
- Wörter werden von Betroffenen falsch verstanden, was dazu führt, dass diese besonders oft nachfragen oder andere Antworten geben, als die Frage es erfordern würde.
- Es werden auffällig viele Fragen mit "Ja" beantwortet.
- Die Ansprache ist oft nur mit Blickkontakt möglich.
Hörgeräte: Klein und digital
Eine Schwerhörigkeit kann durch das Tragen eines Hörgerätes ausgeglichen werden, die Lebensqualität lässt sich damit wieder steigern. Doch viele alte Menschen haben Angst vor einer Stigmatisierung, die das Tragen eines sichtbaren Hörgerätes nach sich ziehen kann. Dabei hat sich die Technologie in den vergangenen Jahren weiterentwickelt: Hörgeräte sind inzwischen klein und unauffällig. Außerdem funktionieren sie viel besser als früher und selbst Basis-Modelle sind mit zwei Mikrofonen, einem Lautsprecher und einem digitalen Sprachprozessor ausgestattet.
Implantat bei starker Schwerhörigkeit
Ist das Hörvermögen sehr stark eingeschränkt oder komplett verloren gegangen, kann ein sogenanntes Cochlea-Implantat helfen. Es wird im Rahmen einer rund zweistündigen Operation in eine Vertiefung des Schädelknochens eingesetzt. Über Elektroden in der Hörschnecke reizt das Gerät den Hörnerv direkt, wodurch sich ein enormer Hörgewinn erreichen lässt. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für ein solches Cochlea-Implantat in der Regel dann, wenn trotz eines optimal eingestellten Hörgeräts das Sprachverstehen bei normaler Sprachlautstärke unter 60 Prozent liegt.