Mieter in Kiel-Gaarden wollen sich gegen Vermieter LEG wehren
Im Kieler Ortsteil Gaarden werfen Mieter dem Düsseldorfer Wohnungsunternehmen LEG unter anderem verschleppte Reparaturen und schlechten Service vor. Die LEG verweist auf fehlendes Material und fehlende Fachkräfte.
Am vergangenen Freitag (20.1.) haben sich Gaardens Ortsbeirat Florian Eggers (Linke) und Nesimi Temel (SPD), der Vorsitzende des Sozialausschusses, selbst ein Bild von der Lage gemacht. Bei einer Ortsbegehung sprachen sie mit Mietern über deren Probleme und besichtigten fünf Wohnungen in Gaarden, alles LEG-Wohnungen.
Politiker nehmen Mängel in Augenschein
Sie sahen undichte Dächer, nasse Dachböden, schimmlige Keller. Fenster, die so schlecht schlossen, dass der Wind durch sie pfiff. Viele Mieter klagten über "feuchte Wände in der gesamten Wohnung und Schimmel überall". Außerdem beschwerten sich fast alle Mieter über "sehr schlechte oder fehlende Kommunikation" mit der LEG.
Verein "LEG-Mieter*innen wehren sich"
Für Ortsbeirat Eggers sind das keine Einzelfälle: Immer wieder sprechen Menschen mit ähnlichen Problemen ihn an. Einige Betroffene haben den Verein "LEG-Mieter*innen wehren sich" gegründet. 60 Mitglieder treffen sich regelmäßig im Stadtteilladen in Gaarden - Tendenz steigend. "Viele Mieter sind verzweifelt und wissen nicht, was sie tun sollen", sagt Eggers.
LEG verfügt über rund 150.000 Wohnungen
Die LEG ist ein börsennotiertes Unternehmen - gut 5,4 Milliarden Euro wert. Um die 150.000 Wohnungen besitzt das Wohnungsunternehmen deutschlandweit. Darunter auch viele Sozialwohnungen. Bereits 2020 kritisierte der Mieterbund, das "von jedem Euro Mieteinnahmen rechnerisch 44 Cent als Dividende an die Aktionäre fließen" würden. Sorgen über unzufriedene Mieter müssen sich die meisten Wohnungsunternehmen wie die LEG aber kaum machen. Viele Mieter sind froh, wenn sie überhaupt eine bezahlbare Wohnung finden.
Was die LEG zu den Vorwürfen der Mieter sagt
Die LEG gibt an, von den meisten Schäden und Problemen der Mieter in Gaarden zu wissen. Fehlendes Material und Fachkräfte würden aber einige Reparaturen verzögern. Nachdem der NDR das Unternehmen mit den Vorwürfen konfrontierte, gab es bereits erste Treffen zwischen Mietern und der LEG. "Selbstverständlich nehmen wir das Thema ernst und gehen diesem umfassend nach. Gegebenenfalls notwendige Reparaturen werden wir beauftragen und durchführen lassen", so das Unternehmen.
Oberbürgermeister fordert Wohnraumaufsichtsgesetz
Auch Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) hat sich mittlerweile in die Diskussion eingeschaltet. Er fordert die Einführung eines Wohnraumaufsichtsgesetzes im Land. Damit müssten Vermieter dafür sorgen, dass die Wohnungen jederzeit ohne größere Beeinträchtigungen oder Belästigungen genutzt werden können. In Hamburg gibt es ein solches Gesetz bereits seit mehr als 40 Jahren. In Schleswig-Holstein steht es bisher nur im Koalitionsvertrag. "Wir werden sicherlich mit der LEG sprechen, dass diese Fälle im Sinne der Mieterinnen und Mieter schnell geklärt werden. Wir haben auch ein regelmäßiges Forum, wo wir mit den verschiedenen Akteuren des Wohnungsmarktes zusammenkommen", sagte Kämpfer. Mit einem landesweiten Wohnraumaufsichtsgesetz hätte die Stadt eine rechtliche Handhabe gegen Vermieter und Immobiliengesellschaften vorzugehen.