Eine junge Frau singt mit weit offenem Mund und geschlossenen Augen vor einer roten Wand. © IMAGO / Westend61 Foto: Westend61

#Hyggepost aus Dänemark: So singen sich die Dänen glücklich

Stand: 12.04.2025 06:00 Uhr

Unsere Kolumnistin lebt in Dänemark und schreibt über ihren Alltag. Etwa darüber, warum Kinder und Erwachsene in Dänemark zu vielen Gelegenheiten singen und was wir (Nord-)Deutschen davon lernen könnten.

von Simone Mischke

Vor Kurzem war ich zu einer Veranstaltung im dänischen Generalkonsulat in Flensburg eingeladen. Der erste Tagesordnungspunkt nach der Begrüßung: Singen. Und zwar alle gemeinsam. Sogar begleitet am Klavier, das eine der Teilnehmerinnen vorzüglich spielte. Die Liedtexte lagen ausgedruckt auf den Tischen, so dass jeder mitsingen konnte. Fællesang, das gemeinsame Singen, gehört zur dänischen Tradition. Ob in Dänemark selbst oder eben in der dänischen Minderheit in Südschleswig.

Warum bloß singen sie zu allen möglichen Gelegenheiten?

Früher hätte mich das irritiert. Warum sollten erwachsene Menschen zu allen möglichen Gelegenheiten singen? Und ich spreche jetzt nicht von denen, die das können. So wie die dänischen Künstler Christopher, Aura Dione, das Pop-Duo Laidback oder die bereits verstorbenen Sänger Kim Larsen oder Hugo Helmig. Ich spreche von Menschen wie mir, die vielleicht mal bei einem Ausritt im Wald singen. Hört dort zum Glück niemand außer den Tieren. Und die können sich nicht beschweren.

Gesangsfreude auch in Corona-Zeiten

Auch dieses Mal bin ich nach meinem obligatorischen Gang zu meinem Nachbarn, dem Mann namens Ove, schlauer. Seine Frau Jonna öffnet die Tür und erklärt mir, dass sie mit Morgensang - dem Singen am Morgen - groß geworden ist. "Das ist einfach ein positiver Start in den Tag", sagt sie. In der Corona-Zeit, als die Menschen zu Hause sitzen mussten, habe es via TV jeden Freitag um 8 Uhr morgens Fællesang gegeben. "Ove und ich können zwar nicht singen, aber laut mitgesungen haben wir trotzdem", lacht Jonna.

Man blickt in fröhliche Gesichter

In den Kitas und Schulen wird nach wie vor gemeinsam gesungen. Auch bei den Sankt Hans Feuern zur Mittsommernacht singen die Dänen traditionelle Lieder. Etwa von Holger Drachmann "Vi elsker vort land" - "Wir lieben unser Land". Das Lied stammt aus dem Jahr 1885. Es ist interessant zu beobachten - ganz gleich, ob es die Kinder an der dänischen Schule oder die Erwachsenen sind, die um das Sankt Hans Feuer herumstehen und singen: Man blickt in der Regel in fröhliche Gesichter. Das liegt schlicht an der Chemie - beziehungsweise den Hormonen.

Singen entspannt

Das Singen trägt vermutlich nicht ganz unwesentlich dazu bei, dass die Dänen auf dem Glücksatlas regelmäßig die vorderen Plätze belegen. Beim Singen, das belegen mehrere Untersuchungen, setzt der Körper Glückshormone wie Endorphine, Serotonin und Dopamin frei. Gleichzeitig werden Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin abgebaut. Singen lässt den Atem fließen und wirkt befreiend. Singt man länger als 30 Minuten, kommt noch das so genannte Bindungshormon Oxytocin dazu. Was für das Singen in einem Chor spricht. Oder auch zusammen mit den Kollegen, wenn es im Team mal nicht so läuft. Das wäre mal ein ganz anderer Ansatz des Teambuildings. Aber das ist eine andere Geschichte.

Dänemark: Das Land mit den zwei Nationalhymnen

Apropos Singen: Dänemark ist neben Neuseeland das einzige Land mit zwei offiziellen Nationalhymnen. Die eine "Det er et yndigt land" - "Es gibt ein lieblich Land" - wird zum Beispiel auf Sportveranstaltungen gespielt. Zu offiziellen Anlässen mit Königsfamilie oder auch dänischen Politikern kommt die Hymne "Kong Christian stod med højen mast" - "König Christian steht am hohen Mast" - zum Einsatz.

Ab man nun die eine oder die andere Hymne singt, laut oder leise, schief oder gekonnt, oder sich an anderen Liedern versucht: Wer singt, macht sich locker und glücklich. Und das können wir in diesem Zeiten doch alle gut gebrauchen.

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