Holstein Kiel gegen FC St. Pauli: Verlieren verboten im Nordduell
Im Nordduell heute zwischen Holstein Kiel und dem FC St. Pauli stehen beide Clubs im Abstiegskrimi unter Druck: Die KSV kämpft um den Anschluss an den Relegationsrang, die Hamburger wollen den Vorsprung auf genau diesen Platz wahren.
Was die Aufsteiger zusätzlich eint: Beide sammelten am vergangenen Wochenende Selbstvertrauen. Kiel mit einem unerwarteten Remis beim Champions-League-Asprianten Mainz 05, St. Pauli mit einem 1:1 gegen Mönchengladbach, bei dem die Kiezkicker erstmals in dieser Saison nach einem Rückstand punkteten.
Zuletzt gab es zweimal in Folge einen Hamburger 4:3-Erfolg im Holstein-Stadion - positiv hat St. Paulis Kapitän Jackson Irvine diese Siege dennoch nicht in Erinnerung: "Das waren Chaos-Spiele."
Kiels Trainer Marcel Rapp hingegen bescheinigte beiden Partien "ein hohes Spielniveau" und blickt deshalb dem Duell heute (15.30 Uhr, im NDR Livecenter) optimistisch entgegen: "Die Jungs werden motiviert sein, da muss man sich keine Sorgen machen. Da muss man als Trainer nichts Besonderes machen."
Kiels Defensive wackelt - nun fehlt auch Zec
Zum Handeln gezwungen ist der Coach dennoch: Lewis Holtby (Oberschenkelprobleme) vergrößerte das Kieler Lazarett. Der ohnehin nicht sattelfesten Kieler Defensive (68 Gegentore, doppelt so viele wie St. Pauli und schlechtester Ligawert) wird nun auch Abwehrchef David Zec gelbgesperrt fehlen. Das bereitet Rapp allerdings keine Sorgen. "Wir haben viele Möglichkeiten, das aufzufangen", ließ er sich nicht in die Karten gucken, wen er für den Slowenen aufstellen will.
Comeback für Johansson?
Neben Zec fehlen auch die länger verletzten Ivan Nekic, Colin Kleine-Bekel und Patrick Erras, sodass gleich vier potenzielle Innenverteidiger ausfallen. Carl Johansson könnte deshalb auf der Zec-Position spielen, deutete Rapp zumindest an - auch wenn der 30-Jährige letztmals im Dezember beim 5:1 gegen Augsburg zum Einsatz gekommen war. "Ich traue ihm das ohne Probleme zu. Er hat in der U23 Spielpraxis gesammelt und ist ein erfahrener Spieler."
St. Paulis Blessin: Halten an unserer Spielweise fest
Holstein Kiel scheint indes für St. Pauli eine Art Lieblingsgegner zu sein: In den jüngsten vier Duellen gab es vier Siege, in denen die Braun-Weißen satte 16 Tore schossen. Dagegen steht die dürftige Offensivbilanz der Hamburger in der laufenden Saison. Lediglich 23 Saisontreffer schlagen zu Buche, weniger hat kein anderes Team der Liga auf dem Konto. Kiel hat 16 Tore mehr erzielt, aber dennoch acht Punkte weniger gesammelt.
Nicht nur deshalb will St. Paulis Trainer Alexander Blessin der reinen Trefferzahl keine große Bedeutung einräumen. Wichtig sei, an der eigenen Spielweise festzuhalten, so der Coach, der im Nordduell vor allem offensiv die Qual der Wahl hat: "Ich bin überzeugt, dass das der richtige Weg für uns ist."
KSV-Trainer Rapp: "Wir müssen jetzt liefern"
Blessin ("Jedes Spiel ist wichtig") sieht die Kieler im Abstiegskrimi etwas mehr unter Druck: "Ich bin froh, dass in den Zeitungen nichts von einem Sechs-Punkte-Spiel zu lesen war", man wisse aber sehr wohl um die Bedeutung der Partie: "Wir wollen die Distanz halten zum Relegationsplatz."
Auch Rapp versuchte, die Brisanz des 100. Pflichtspiel-Aufeinandertreffens beider Mannschaften ein wenig herunterzuspielen, räumte aber gleichwohl ein: "Es sind nicht mehr so viele Spiele - wir müssen jetzt liefern, um dranzubleiben." Mit anderen Worten: Kiel hat (noch) mehr zu verlieren als St. Pauli.
Mögliche Aufstellungen:
Kiel: Dähne - Becker, Ivezic, Komenda - Rosenboom, Gigovic, Remberg, Tolkin - Bernhardsson, Skrzybski - Machino
St. Pauli: Vasilj - Nemeth, Wahl, Ritzka - Saliakas, Irvine, Smith, Treu - Sinani - Weißhaupt, Saad
