FC St. Pauli: Zwischen "bestem Spiel" und bekannten Problemen

Stand: 07.04.2025 11:55 Uhr

Der FC St. Pauli zeigte gegen Borussia Mönchengladbach die vielleicht stärkste Saisonleistung, kam wegen wiederkehrender Schwierigkeiten aber nicht über ein Remis hinaus. Die müssen sie im Saisonfinale der Fußball-Bundesliga in den Griff bekommen.

von Tobias Knaack

Als Schiedsrichter Christian Dingert die Partie am Hamburger Millerntor abpfiff, sanken viele der 22 Akteure erst einmal auf den Rasen. Die Gladbacher, weil nach rund 93 Minuten die Umklammerung, die Belagerung, das Dauergestresse der Hamburger ein Ende hatte. Die anderen, die Spieler St. Paulis, weil sie aus ihrem "gefühlt besten Spiel in der Bundesliga" (Abwehrmann Philipp Treu) nur ein spätes 1:1 (0:1) geholt und einen ganz großen Schritt in Richtung Klassenerhalt verpasst hatten.

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St. Paulis Spieler bejubeln einen Treffer © Witters Foto: Tim Groothuis

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26 Torschüsse, nur ein Tor

Dass kurz vor dem Schluss einer der insgesamt 26 Torschüsse der Braun-Weißen doch noch den Weg in das Gladbacher Tor fand, stellte immerhin sicher, dass der Club erstmals in dieser Spielzeit nach einem Rückstand noch einen Punkt holte. Und auch wenn sich alle darum bemühten, das hervorzuheben, und zu betonen, dass dieser späte Zähler noch wichtig werden könne im Kampf um den Klassenerhalt, so wussten doch auch alle: Nach einem Spiel, das die Mannschaft von Trainer Alexander Blessin gegen die - zugegeben - erschreckend schwache Borussia nach Belieben dominiert hatte, hätte es mehr sein können. Ja, müssen.

Dafür, dass das im 300. Bundesliga-Spiel der Club-Historie trotz einer mal wieder läuferisch starken Leistung, trotz eines guten Zweikampfverhaltens und Positionsspiels und trotz eines exzellenten Gegenpressings nicht klappte, gab es verschiedene Gründe: das teilweise zu verschnörkelte Spiel, die Entscheidungsfindung im letzten Drittel, die Abschlussqualität. Alle drei Probleme begleiten das Team seit Saisonbeginn. Gegen Gladbach aber traten sie besonders eklatant zu Tage.

"In der ersten Halbzeit waren wir im letzten Drittel etwas zu verspielt und haben nicht die richtigen Entscheidungen getroffen." FCSP-Coach Alexander Blessin

Blessin, der seinem Team zurecht attestierte, "über 90 Minuten vieles richtig gemacht zu haben", analysierte ebenso zutreffend: "In der ersten Halbzeit waren wir im letzten Drittel etwas zu verspielt und haben nicht die richtigen Entscheidungen getroffen." Er hätte sich gewünscht, dass sich mehr Spieler einen "Schuss nehmen", sagte der 51-Jährige. So wie es Torschütze Oladapo Afolayan bei seinem fulminanten und umjubelten Ausgleich getan hatte.

Immer wieder aber hatten Blessins Schützlinge sich in ähnlichen Situationen zuvor verheddert. Stellvertretend: Der insgesamt unglücklich agierende Elias Saad probierte es kurz vor der Pause nicht. Danel Sinani und Noah Weißhaupt spielten im letzten Drittel wiederholt Pässe oder Flanken ins Leere, wenn Abschlüsse möglich gewesen wären. So stand trotz der großen Zahl hoher Ballgewinne erneut nur ein Treffer.

Guilavogui ist noch immer bester Torschütze

Mit 23 Toren hat St. Pauli unverändert den schwächsten Angriff der Liga. Und Stürmer Morgan Guilavogui, der gegen Gladbach sein Comeback feierte, ist mit fünf Treffern trotz seiner jüngsten Verletzung noch immer der beste Torschütze seines Clubs. Der ebenfalls eingewechselte Angreifer Johannes Eggestein sagte: "Was ein bisschen gefehlt hat, ist die Qualität im Abschluss. Da können wir sicherlich noch etwas drauflegen und dann gewinnt man so ein Spiel auch."

Die Hoffnung darauf äußerten auch viele seiner Mitspieler. Jackson Irvine betrachtet dabei vor allem die Tiefe des Kaders als Pfund: "Alle Jungs, die reingekommen sind, haben es richtig gut und uns noch mal stärker gemacht", sagte der Kapitän. Und Treu ergänzte: "Es zeigt, was wir für eine geile Breite im Kader haben. Wenn wir mit der Mannschaft in die nächsten Spiele gehen, dann schaut das gut aus."

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Sechs Partien vor dem Saisonende haben die Hamburger mit 26 Zählern vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, der aktuell vom 1. FC Heidenheim belegt wird. Das Polster auf den VfL Bochum auf dem ersten Abstiegsrang der Fußball-Bundesliga beträgt sogar sechs Punkte.

"Wir müssen den Rest der Saison so spielen", sagte Eric Smith. Ein guter Anfang aus Sicht St. Paulis wäre das Nordduell beim Tabellenschlusslicht Holstein Kiel am Sonnabend (15.30 Uhr, im NDR Livecenter). Gelingt ein Sieg, würde sich das unglückliche Remis im "besten Saisonspiel" sicher auch noch ein wenig besser anfühlen.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 06.04.2025 | 19:30 Uhr

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