"Joker" Afolayan rettet St. Pauli gegen Mönchengladbach einen Punkt
Der FC St. Pauli hat es verpasst, einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu machen. Trotz drückender Überlegenheit kamen die Hamburger am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach nicht über ein 1:1 (0:1)-Remis hinaus. Gegen die erschreckend schwachen Rheinländer wäre ein Sieg verdient gewesen.
Weil das Team von Coach Alexander Blessin sich im Angriff aber erneut sehr schwer tat, musste der Aufsteiger in die Fußball-Bundesliga sogar bis zur 85. Minute um einen Punktgewinn zittern. Dann erlöste "Joker" Oladapo Afolayan die Hausherren mit dem Ausgleichstreffer. Kō Itakura hatte die Gäste mit dem Pausenpfiff in Führung gebracht (45.+2). Es war fast die einzige nennenswerte Offensiv-Aktion des Champions-League-Anwärters.
"In der Summe war das ein sehr, sehr gutes Spiel. Was uns aber so ein bisschen gefehlt hat, war die Klarheit im letzten Drittel." St.-Pauli-Coach Alexander Blessin
"Mit dem Spiel kann man sehr, sehr zufrieden sein. Wir waren über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft. Wir haben uns sehr viele Chancen erarbeitet, deswegen sind wir sehr unzufrieden mit dem Ergebnis", sagte Verteidiger Hauke Wahl dem NDR: "Wir hätten hier die drei Punkte verdient gehabt."
St. Pauli sehr engagiert, aber auch sehr harmlos
St. Pauli war bereits im ersten Abschnitt das deutlich aktivere und bessere Team. Die Blessin-Elf lief Gladbach sehr hoch an, generierte durch das aggressive Pressing viele Ballgewinne und übte viel Druck auf die "Fohlen" aus. Das große Manko der Hamburger war jedoch zum wiederholten Mal in dieser Saison der Abschluss. Im letzten Drittel des Feldes agierte der Aufsteiger viel zu kompliziert und verpasste häufig den richtigen Moment zum Torschuss.
Die beste Chance für die Gastgeber vor der Pause war nicht von ungefähr ein Zufallsprodukt: Nach einem abgefälschten Schuss von Noah Weißhaupt kullerte Elias Saad der Ball vor die Füße. Der Flügelflitzer war davon so überrascht, dass er das Spielgerät nicht kontrolliert in Richtung Gehäuse bringen konnte und am herausstürzenden Keeper Tiago Pereira Cardoso scheiterte (31.).
Itakura sorgt für schmeichelhafte Gladbach-Führung
Und Gladbach? Spötter könnten in Anbetracht der fußballerisch restlos enttäuschenden Vorstellung der Rheinländer in den ersten 45 Minuten meinen, dass die Schützlinge von Coach Gerardo Seoane sich die Kräfte für einen anschließenden Bummel über die benachbarte angeblich sündigste Meile der Welt gespart hätten. Der neutrale und nicht böswillige Beobachter stellte sich bis kurz vor der Halbzeit die Frage, wie diese Mannschaft es ins obere Tabellendrittel geschafft hat.
Die Antwort gab der Traditionsclub in der Nachspielzeit: durch gnadenlose Effizienz. Nach einem Eckball von Franck Honorat war Itakura mit dem Kopf zur Stelle und brachte die bis dahin völlig harmlosen Gäste in Führung.
Guilavogui feiert nach Verletzungspause Comeback
St. Pauli ließ sich durch den Rückstand nicht entmutigen und berannte auch nach dem Seitenwechsel das Gladbacher Tor. Die Angriffsbemühungen der Hanseaten waren auch keineswegs kopflos. Aber im Sturmzentrum fehlte den Hausherren ein Spieler Marke "Brecher", der auch mal mit dem Rücken zum Tor einen Ball im Strafraum festmachen kann. Oder einfach mal beherzt abzieht.
Dass in Morgan Guilavogui ein etatmäßiger Rechtsaußen erfolgreichster Schütze des Kiezclubs ist, sagt einiges über die Kaderzusammenstellung aus. Und dass der Franzose die interne Torjägerliste auch nach zweimonatiger Verletzungspause mit fünf Treffern noch anführt, untermauert die These, dass Sportchef Andreas Bornemann zumindest in puncto "Abteilung Attacke" kein ganz glückliches Händchen hatte.
Immerhin: Guilavogui feierte gegen Gladbach im zweiten Durchgang sein Comeback, sodass den Hamburgern nun wieder ihr "Knipser" zur Verfügung steht.
Afolayan trifft beherzt zum Ausgleich
Davon hat die Borussia in Tim Kleindienst und Alassane Pléa gleich zwei in ihren Reihen. Beide standen gegen St. Pauli in der Startelf, waren jedoch nahezu unsichtbar. Denn auch in Hälfte zwei waren die Gladbacher ein seltener Gast im Strafraum der Hamburger. Sich hinten einzuigeln und darauf zu verlassen, dass die harmlosen Hamburger schon kein Tor erzielen würden, war ein Spiel mit dem Feuer. Und es ging schief.
Denn die Blessin-Elf bewies trotz vieler vergebener Chancen Moral und drängte unentwegt auf den Ausgleich. Und dann zeigte der eingewechselte Afolayan, wie einfach Fußball sein kann: Der Angreifer legte sich die Kugel vor und schoss sie aus rund 16 Metern mit ebenso viel Wucht wie Präzision in den Winkel. Somit war zumindest eine Niederlage, die ein wirklich schlechter Witz gewesen wäre, abgewendet.
