"Singende Krankenhäuser": Mit Musik zur Selbstheilung
2009 wurde der Verein "Singende Krankenhäuser" gegründet wurde. Im Laufe der Jahre hat er sich zu einem internationalen Netzwerk entwickelt. Was steckt dahinter?
Gemeinsam Singen, ohne Noten, ohne Text, ohne Stress, einfach miteinander zusammenkommen und den Alltag und die Sorgen hinter sich lassen, das ist ein wichtiger Fokus bei den "Singenden Krankenhäusern". Das Projekt unterstützt auch Singleiterin Ayla Barbara Loy aus Preetz in Schleswig-Holstein: "Das Wichtige dabei ist, Singen ohne Anspruch auf Leistung. Es geht nicht darum, was einzuüben, wie in Chören, wo gesagt wird: Nee, das ist zu hoch, zu tief, du musst das noch anders singen. Das bewirkt ja schon wieder Stress, sondern es geht darum, gemeinsam ohne Leistung und Bewertung zu singen."
Ayla Barbara Loy singt nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch regelmäßig in Altenheimen und Hospizen. Diese Arbeit geht ihr sehr nahe. Den Menschen in den Singgruppen hilft das Singen und zaubert ihnen ein Lächeln ins Gesicht, erzählt sie: "Es ist immer wieder beglückend mit welchem Stress die Menschen reinkommen und mit welchen entspannten Gesichtern sie dann wieder rausgehen. Der Hintergrund ist, dass zum Beispiel Oxytocin oder Endorphine beim gemeinsamen Singen ausgeschüttet werden - aber auch wenn man alleine singt. Zum Einstieg ist das gemeinsame Singen natürlich einfacher. Diese Glücks- und Bindungshormone bewirken, dass es den Menschen besser geht."
Teilnehmende oft wie ausgewechselt
Jeder, der Lust hat, kann so eine Singgruppe besuchen. Kosten kommen auf die Teilnehmenden keine zu, die trägt die Gesundheitseinrichtung. Meistens sitzen oder stehen alle in einem Kreis, sodass sich jeder anschauen kann und dann wird gesungen. Meist sind es einfache und sich wiederholende Texte, manchmal bewegen sich die Teilnehmenden auch dazu. Elke Wünnenberg, Psychotherapeutin und 1. Vorsitzende der "Singenden Krankenhäuser" ist dabei vor allem eines wichtig: "Menschen zu beleben und dabei auch mal Körperübungen zu machen, Stimmen und Auflockerungsimpulse einzubeziehen, zwei, drei flotte Lieder zu singen und dann den Begegnungsraum zu öffnen, also ein Lied zu finden, wo man sich spontan eingeladen fühlt mit jemandem in Kontakt zu gehen."
Nach solch einer Singstunde sind manche Teilnehmenden oft wie ausgewechselt, das hat Elke Wünnenberg schon häufiger in ihren Kursen festgestellt: "Ein Parkinsonpatient, der vorher ein extrem maskenhaftes Gesicht zeigte und wie apathisch da saß, kam plötzlich mit seiner Partnerin wieder in Kontakt."
Aktivieren der Selbstheilungskräfte
Über das gemeinsame Singen werde der Selbstkontakt und die Gemeinschaftsbildung gefördert, außerdem werde der Atem vertieft. Dahinter stecken unglaubliche Selbstheilungskräfte, die die Singleiter, zum Teil auch nebenberuflich, in ihrer Arbeit aus den Menschen herauskitzeln, so auch Ayla Barbara Loy: "Das Ziel ist im Grunde genommen, das Singen wieder mehr wert zu schätzen und als wunderbares Mittel der eigenen Selbstheilungskräfte wieder zu nutzen und das wieder zu erkennen und anzuwenden, dass da einfach ganz viel Entspannung passieren kann und das ist nur förderlich für alle Krankheiten." Termine zum gemeinsamen Singen in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen sind auf der Seite der "Singenden Krankenhäuser" zu finden.