Opernhaus in der Hafencity? Kühne lässt Termin platzen
Ursprünglich sollte heute im Rathaus offiziell bekannt gegeben werden, dass Hamburgs Senat und der Milliardär Klaus-Michael Kühne sich auf das Projekt geeinigt haben. Doch der Termin wurde kurzfristig abgesagt. Auch reißt die Kritik an den Plänen nicht ab.
Das "Hamburger Abendblatt" berichtet, dass der Milliardär Klaus-Michael Kühne kurz vor dem Notar-Termin am Montag in Hamburg einen Rückzieher gemacht habe. Beim Notar hätte demnach der Vertrag über die mit 330 Millionen Euro größte Einzelspende in der Geschichte der Stadt unterzeichnet werden sollen. Warum Kühne den Termin abgesagt hat, ist unbekannt. Nach dem Zeitungsbericht sollen die Verhandlungen über ein neues Opernhaus weitergehen, aber nun erst nach der Bürgerschaftswahl am 2. März.
Keine Stellungnahme von Kühne-Stiftung und Kulturbehörde
Weder die Kühne-Stiftung noch die Kulturbehörde wollten sich zu den Vorgängen äußern. "Wir sind die letzten Monate gut damit gefahren, dass wir interne Gespräche intern führen. Das halten wir auch weiter so", sagte ein Sprecher der Kulturbehörde.
Schon am Montag hatte der Sprecher mitgeteilt, dass die Gespräche über den Neubau einer Oper weiter andauern. "Kühne-Stiftung und Stadt reden weiterhin über die Möglichkeit, im Rahmen einer Schenkung durch die Stiftung auf dem Baakenhöft eine neue Oper für Hamburg zu bauen", hieß es. Ziel sei es, ein architektonisch herausragendes Gebäude zu schaffen, das beste Bedingungen für die Hamburgische Staatsoper bieten und diesen besonderen Ort an der Elbe für alle zugänglich machen soll. "Damit dies gelingt, ist es wichtig, von Anfang an eine gute vertragliche Grundlage zu finden, die alle Interessen berücksichtigt. Hierzu dauern die Gespräche an", hieß es.
Linke nennt Kühnes Angebot "vergiftetes Geschenk"
Gleichzeitig wächst die Kritik an den Plänen für ein neues Opernhaus. Heike Sudmann von der Fraktion der Linken in der Bürgerschaft nennt Kühnes Angebot ein "vergiftetes Geschenk". Kühne würde die Stadt nach und nach kaufen und ganz alleine entscheiden, was wo gebaut wird. Der Denkmalverein hält es weder baukulturell noch finanziell für verantwortbar, die alte Staatsoper einer unklaren Zukunft zu überlassen und stattdessen für viel Geld einen Neubau in die Hafencity zu stellen.
Zusammen mit Professoren und Architekten fordert der Denkmalverein den Senat auf, die Öffentlichkeit sowohl über den aktuellen Sanierungsbedarf des Gebäudes als auch über die Gesamtkosten eines möglichen Neubaus zu informieren. "Eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit ist die Voraussetzung für jede weitere mögliche Konsequenz", hieß es.
Jürgen Zimmerer, Kolonialismus-Forscher an der Universität Hamburg, kritisiert den geplanten Standort am Baakenhöft. Dies sei ein zentraler authentischer Ort der Erinnerung an koloniale Verbrechen in Deutschland, der mit einer Oper zu einem Ort des Vergnügens werden würde.
Forderung nach "belastbarer" Planung
Kritik äußert auch der Hamburger Steuerzahlerbund. Dessen Landesvorsitzender Sascha Mummenhoff forderte vom Senat eine seriöse und belastbare Planung. Das Angebot von Kühne, Hamburg eine Oper zu spendieren, klinge im ersten Moment zwar wie ein Sechser im Lotto, "doch in Wahrheit bringt dieses 'Geschenk' enorme Risiken mit sich - vor allem für die Steuerzahler". Großprojekte seien in Hamburg notorisch anfällig für Kostenexplosionen und Verzögerungen.
Zusammen mit Professoren und Architekten fordert der Denkmalverein den Senat auf, die Öffentlichkeit sowohl über den aktuellen Sanierungsbedarf des Gebäudes als auch über die Gesamtkosten eines möglichen Neubaus zu informieren. "Eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit ist die Voraussetzung für jede weitere mögliche Konsequenz", hieß es.