Album der Woche: Münchener Kammerorchester spielt Mozart
"Meine erste Aufnahme mit dem Münchener Kammerorchester soll die Heiterkeit und Wonne - aber auch gewisse melancholische Anflüge - der 'Nachtmusiken' von Mozart feiern", sagt Enrico Onofri, einer der drei Dirigenten des Ensembles.
Ausgewählt hat Enrico Onofri Märsche und Serenaden von Mozart. Fans des Mailänder Ensembles "Il Giardino Armonico" kennen ihn vielleicht noch aus seiner Zeit als Konzertmeister dort - mit wehendem weißem Schal um die Geige gewunden stand er da, energetisch führte er dieses fantastische Barockorchester an, die Konzerte und Aufnahmen setzten Maßstäbe. Das ist eine ganze Weile her. Gelernt hatte er unter anderem von Jordi Savall und Nikolaus Harnoncourt. Inzwischen ist Onofri selbst als Dirigent etabliert, arbeitet gern mit modernen Orchestern zusammen - und was hier dabei herauskommt, macht einfach Spaß.
Ein lustvoller Gastauftritt von Isabelle Faust
Von "Heiterkeit und Wonne", "aber auch gewissen melancholischen Anflügen" spricht Enrico Onofri - und benennt damit wie nebenbei, was Mozart ausmacht. Es gehört mit zum Schwersten, dieses Nebeneinander von Höhen und Tiefen, dieses Lachen unter Tränen, mit einer selbstverständlichen Leichtigkeit vorzutragen. Hier gelingt das, weil der Puls stimmt, die Balance ausgewogen ist, die Überraschungsmomente gut gesetzt werden, alles wohldosiert und nie langweilig.
Für die herrliche Haffner-Serenade, die immer im Schatten der Haffner-Sinfonie steht, ist Isabelle Faust hinzugekommen - eine wunderbare Geigerin, die auch mit einem solchen kleinen Gastauftritt zeigt, worum es ihr geht: nicht um den großen Solo-Auftritt, sondern um die wertvolle Geste, die Lust am intensiven gemeinsamen Musikmachen.
Mozart sprengt die Grenzen
Dieses Album erzählt von einer Tradition im Salzburg des 18. Jahrhunderts: Nachtmusiken aufzuführen, draußen, bei schönem Wetter, das war zur Unterhaltung gedacht. Mozart bleibt sich auch in diesem Genre treu - er sprengt die Grenzen, sowohl was den Umfang als auch was die Tonsprache angeht. Da sind die melancholischen Anflüge in die scheinbar leichte Serenaden-Musik hineinkomponiert, und das Münchener Kammerorchester schafft es, uns das ohne Manierismen zu erzählen, selbst bei so oft gespieltem wie der "Kleinen Nachtmusik".
Es ist nicht neu, zu modernen Streich- und Blas- historische Blechblasinstrumente und Pauken zu setzen. Hier wird die Eleganz, das Beredte dieser Klanglichkeit in beispielgebender Weise vorgeführt. "Historisch inspirierte Interpretation" nennt Enrico Onofri seinen Ansatz. Eine Inspiration, die uns tief hineinführt in die Emotionalität und Opernhaftigkeit dieses immer wieder bestürzend überraschenden Komponisten.
Wolfgang Amadeus Mozart - Serenata
- Zusatzinfo:
- Wolfgang Amadeus Mozart: Serenata, Eine kleine Nachtmusik, Posthorn-Serenade, Haffner-Serenade; Münchener Kammerorchester, Isabelle Faust (Violine), Enrico Onofri (Leitung)
- Label:
- Harmonia Mundi