Evelyn Hamann: Loriots kongeniale Sketch-Partnerin
Mit Vicco von Bülow alias Loriot schuf Evelyn Hamann zahlreiche Klassiker der deutschen Fernsehunterhaltung. Aber sie hat auch Theater gespielt, Hörbuch-Reihen produziert und sich einen Namen mit Auftritten bei Lesungen gemacht.
Evelyn Hamann wird am 6. August 1942 in Hamburg geboren. Sie wächst in einer Musikerfamilie auf: Vater Hamann ist Konzertmeister des NDR Sinfonieorchesters, die Mutter Sängerin und Musikpädagogin, Bruder Gerhard verdient sein Geld als Musik-Professor. Evelyn Hamann zieht es hingegen zur Schauspielerei. An der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg legt sie den Grundstein für eine Bühnenkarriere. Zunächst spielt sie am Thalia Theater in Hamburg kleinere Rollen, später ist sie in Göttingen und Heidelberg engagiert, wo sie unter anderem zusammen mit Jürgen Prochnow auf der Bühne steht.
Loriot und Hamann: Ein kongeniales Duo
Es ist Vicco von Bülow alias Loriot, der sie 1976 entdeckt und einem großen Fernsehpublikum bekannt macht, obwohl sie zunächst überhaupt nicht seinen Vorstellungen entspricht: "Ich hatte eigentlich eine kleine, dicke, blonde, typische deutsche Hausfrau gesucht. Stattdessen bekam ich eine große, schlanke, braune Magere", erinnert sich der Altmeister der Komik einst an das erste Zusammentreffen mit Evelyn Hamann in den 70er-Jahren. "Dann eben nicht pummelig", sagt sich Loriot und engagiert die schlanke Hanseatin als Partnerin für seine geplante Sketch-Serie.
Das neue Komiker-Duo entpuppt sich als kongenial. Unvergessen sind die Sketche der beiden aus den 1970er-Jahren, etwa der "Nudelsketch": Bei einem romantischen Abendessen starrt Evelyn Hamann als Fräulein Hildegard gebannt und mit todernster Miene auf eine Nudel, die im Gesicht ihres Verehrers klebt. Oder die "Jodelschule": Als biedere Hausfrau Hoppenstedt legt Hamann darin ihr Jodeldiplom ab.
Hamanns Auftritt als Fernsehansagerin, die bei der Ankündigung der britischen Krimiserie "Die Cousinen" am englischen "Th" schier verzweifelt, gehört ebenfalls zu den Klassikern der deutschen Fernsehunterhaltung. Unvergessen bleibt sie auch als Psychotherapeutin Margarethe Tietze in dem Kino-Erfolg "Ödipussi" (1988) oder als genervte Hausfrau Renate Lohse in "Pappa ante Portas" (1991).
Evelyn Hamann erhält zahlreiche Auszeichnungen
Ob strenge Sekretärin, betuliche Hausfrau oder beflissene Fernsehansagerin: Evelyn Hamanns Komik ist nie laut, driftet nie ins Lächerliche ab. "Ich versuche immer, meine Figuren durch die Darstellung nicht zu denunzieren, das passt auch gar nicht in mein Weltbild", sagt sie einmal über ihre Arbeit. Für diese Professionalität und schauspielerische Leistung wird Evelyn Hamann mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter dreimal mit der Goldenen Kamera (1977, 1987 und 1997). Bundespräsident Richard von Weizsäcker zeichnet Hamann 1993 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse aus. Für ihre Rolle als kriminalistisch-eigenwillige Sekretärin in der NDR Produktion "Adelheid und ihre Mörder" erhält sie 1997 den Telestar und den Bayerischen Fernsehpreis als beste Seriendarstellerin.
Hanseatisch diskret im Privaten
Privat hält es die Schauspielerin ganz hanseatisch diskret: Über ihr Privatleben ist nur wenig bekannt, Interviews gibt sie höchst selten, wehrt persönliche Fragen konsequent ab. Sie hat eine Scheidung hinter sich und lebt zuletzt zurückgezogen in Hamburg-Eppendorf.
Am 28. Oktober 2007 stirbt sie nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren im Kreis ihrer Angehörigen. Vicco von Bülow verabschiedet sie in der Sendung "Beckmann" am 29. Oktober mit den Worten: "Gestern Nacht hat uns Evelyn Hamann verlassen. Es fällt mir schwer, Worte zu finden für meine Trauer. Mit Evelyn habe ich eine treue Partnerin und wir alle eine wunderbare Schauspielerin verloren, der es immer gelang, die heiklen Seiten des Lebens durch Komik zu überwinden."